Moerderische Idylle
Debriefing, ganz einfach«, endete Olsson und seufzte tief, als brauche er diesen Dienst bereits jetzt.
Das darf doch wohl nicht wahr sein, verdammt noch mal, dachte Bäckström, aber er hatte natürlich nicht vor, das zu sagen.
»Denkt ihr da an jemand Besonderen«, fragte Bäckström in dem tapferen Versuch, ebenso mitfühlend zu wirken wie alle anderen Anwesenden.
»Ja, an eine sehr erfahrene Psychologin, die schon häufiger für uns gearbeitet hat und die außerdem bei der Polizeiausbildung hier in Växjö Kurse in Debriefing abhält. Außerdem war sie viele Jahre für die Gemeinde tätig. Auch als Vortragende ist sie sehr gefragt.«
»Wie heißt sie denn«, fragte Bäckström.
»Lilian… Lilian Olsson, oder Lo, wie sie genannt wird«, sagte Olsson. »Aber wir sind nicht miteinander verwandt. Nicht im Entferntesten.«
Nein, ihr seid euch nur zum Kotzen ähnlich, dachte Bäckström, und es wäre doch verdammt praktisch, wenn alle Idioten denselben Nachnamen hätten.
»Wird schon gehen«, sagte Bäckström. »Unter der Voraussetzung, dass sie nicht an der eigentlichen Ermittlungsarbeit teilnimmt.« Besser, ich sag das gleich, dachte er.
»Nein, natürlich nicht«, sagte der Bezirkspolizeichef. »Sie wollte nur bei der ersten Besprechung dabei sein, um sich vorzustellen, damit alle wissen, wie sie zu erreichen ist und so. Wir haben hier im Haus ein Zimmer für sie bereitgestellt.«
Ging ja doch so einigermaßen, dachte Bäckström, als die Besprechung mit dem Bezirkspolizeichef endlich zu Ende war. Seine Mitarbeiter waren allesamt dort eingesetzt, wo es wirklich wichtig war. Lewin wurde ihm direkt unterstellt und sollte alle einlaufenden Informationen sofort durchgehen. Großes von Kleinem trennen, Wesentliches von Unwesentlichem. Dafür sorgen, dass allem nachgegangen wurde, was etwas bringen könnte, während jeder Unsinn sofort in die Ordner ganz hinten im Regal zu verbannen war.
Rogersson würde die Verantwortung für die Vernehmungen tragen, während Knutsson und Thoren in der Nähe zueinander postiert werden und die innere und äußere Ermittlung koordinieren würden. Sogar für die kleine Svanström hatte er eine Aufgabe finden können. Aufgrund ihrer großen praktischen Erfahrung mit der Dokumentation von Mordermittlungen sollte sie die lokalen Zivilangestellten betreuen und sich um die Registrierung der Unterlagen kümmern, die bereits die Räumlichkeiten der Ermittlertruppe zu überfluten drohten.
Aber das Wichtigste: Am Ruder stand Bäckström. Gar nicht schlecht, dachte er, als er das große Besprechungszimmer betrat, wo sie sich in Zukunft treffen würden und wo die meisten schon auf ihn warteten. Gar nicht so schlecht, trotz allem, und obwohl sich nun noch ein blödes Frauenzimmer in seine und in die Arbeit der Kollegen einmischen würde, auch wenn so etwas eigentlich nicht einmal einen Fuß ins Haus setzen dürfte. Jedenfalls nicht, wenn ich es zu sagen hätte, dachte Bäckström.
Es fing ganz normal damit an, dass alle in der Runde sich vorstellten und Namen und Aufgaben nannten. Da sich fünfunddreißig Personen im Zimmer aufhielten, dauerte das seine Zeit, aber auch das konnte er ertragen, denn zwei von diesen Personen würde er gleich nach der Vorstellungsrunde los sein. Die Pressesprecherin der Växjöer Polizei und die hauseigene Seelsorgerin. Praktischerweise stellten die beiden sich zuletzt vor, und die Pressesprecherin fasste sich überraschend kurz: Sie und nur sie werde in Absprache mit der Ermittlungsleitung den Kontakt zu den Medien halten.
»Ich war fast zwanzig Jahre bei der Polizei, ehe ich diesen Posten angetreten habe«, teilte sie mit. »Ich kenne die meisten hier im Raum, und da ihr mich auch kennt, wisst ihr, dass mit mir nicht zu spaßen ist. Nachdem ich die Boulevardzeitungen gelesen habe, empfinde ich das starke Bedürfnis, alle Anwesenden an die geltende Schweigepflicht zu erinnern. Falls die jemand vergessen haben sollte, ist es höchste Zeit, die Regeln noch mal zu lesen. Noch leichter ist es natürlich, die Klappe zu halten und über den Fall nur mit denen zu reden, die daran arbeiten, und das nur dann, wenn es einen Grund dazu gibt. Hat irgendwer noch Fragen?«
Niemand hatte Fragen, und da nickte sie ihnen nur zu und ging. Sie hatte selber nämlich noch einiges zu erledigen. Meine Fresse, dachte Bäckström. Wie war die wohl, als sie noch Polizistin war? Sah auch ziemlich gut aus. Obgleich fast zu alt. War doch sicher an die fünfundvierzig, die
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