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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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mit der Angst nach. Sicher kein ungewöhnliches Thema für einen jungen Dichter, von der Zeit, in der er gelebt hatte, mal ganz abgesehen. Ganz sicher ein normales Thema für Schriftsteller, egal welchen Alters, mitten in einem Weltkrieg, der ganz Europa in Brand gesteckt hatte.
    Jan Lewin wusste allerlei über Angst, aus privater und persönlicher Erfahrung mit der Angst, die seit seiner Kindheit sein Erbe gewesen war. Die ihn zwar immer seltener heimsuchte, je älter er wurde, die aber noch immer auf der Lauer lag, immer in der Nähe, immer bereit, sich auf ihn zu stürzen, sowie er nicht stark genug wäre, sich zur Wehr zu setzen. Plötzlich, unerwartet, jedesmal mit unbekanntem Absender. Deutlich genug in ihren Konsequenzen, obwohl die Botschaft immer in Dunkel gehüllt war, was ihren Inhalt und ihre Ursachen anging.
    Dazu kam die Angst, die ihm im Beruf begegnet war, die brutale Gewaltverbrechen ausgelöst hatte, bei denen er hatte ermitteln müssen. Begegnungen, die aus dem Ruder gelaufen waren, Beziehungen, die schiefgelaufen und zu einem Nährboden für Furcht und Hass geworden waren. Und die bisweilen auf seinem Schreibtisch bei der Zentralen Mordkommission in Stockholm landeten.
    Und ganz zuletzt noch die Angst, die sogar den hartgesottensten und gewissenlosesten Täter überkommen konnte, wenn ihm die Tragweite seines Tuns aufging. Unter der Voraussetzung, dass die Polizei ihn zu fassen bekam natürlich, besser also, sich draußen in der Finsternis zu verstecken. Die ganze Zeit in dem Bewusstsein, dass Leute wie Jan Lewin dieselbe Finsternis aufsuchten, um eben nach ihm zu suchen.
    Und sei es nur, um meine eigene Angst zu mildern, dachte Jan Lewin, und danach schlief er endlich ein.
     
    Växjö, Samstag, 5. Juli Stimmt’s, oder hab ich recht, dachte Bäckström, als er am Samstagmorgen zum Frühstücken nach unten in die Hotelrezeption ging. Die Abendzeitungen waren bereits eingetroffen. Obwohl es erst Viertel nach acht war, befanden sie sich im Zeitungsgestell am Rezeptionstresen. Bäckström schnappte sich beide Exemplare und steuerte den Frühstücksraum und seine Kollegen an. Wenn das hier eine kleine Komplikation ist, dann wollen wir doch von Herzen hoffen, dass wir nicht auf größere stoßen, dachte er.
    Die ganze erste Seite und große Teile des Rests befassten sich mit seinem Ermittlungsmord, und zwar aus genau der Sicht, mit der er gerechnet hatte. »SEXUALMORD AN POLIZISTIN«, schrie die größere der beiden, während die nur geringfügig kleinere versuchte, noch lauter zu brüllen: »JUNGE POLIZISTIN ERMORDET… erwürgt, vergewaltigt und gefoltert.« Seufz, dachte Bäckström. Klemmte die Zeitungen unter den Arm, nahm sich ein Tablett und begann, es mit Frühstück zu beladen. Niemand kann auf nüchternen Magen einen Mord aufklären, dachte er, während er Rührei, Speck und Würstchen auf seinen Teller häufte.
     
    »Hast du die Abendzeitungen gesehen, Bäckström«, fragte Lewin, als Bäckström sich zu den anderen an den Tisch gesetzt hatte. »Ich frage mich ja, wie den Angehörigen der Kleinen zumute ist, wenn sie das lesen.«
    Bist du eigentlich blöd, oder was, dachte Bäckström, der bereits mit der linken Hand in den Zeitungen blätterte, während er mit der rechten Rührei und Würstchen spachtelte.
    »Das ist doch einfach nur noch… ein verdammter Mist«, stimmte Thoren zu, der fast nie fluchte.
    Noch einer, dachte Bäckström. Grunzte zwischen zweimaligem Kauen und las weiter.
    »Warum unternehmen die Politiker da nichts«, schlug Knutsson in dieselbe Kerbe. »Dagegen müsste man doch Gesetze erlassen. Das ist doch ein ebenso großer Übergriff wie… ja… wie ihn das Opfer erlitten hat.«
    Jaa, gute Frage. Warum unternehmen die Politiker nichts? Könnten den Zeitungen doch verbieten, einen Haufen Scheiß zu schreiben, dachte Bäckström, aß und las.
    Auf diese Weise machten sie an die fünf Minuten weiter, während Bäckström sich vom Essen den Mund verschließen ließ und dann Frühstück und Zeitungen beendete. Der Einzige, der in dieser ganzen Zeit kein Wort gesagt hatte, war Rogersson. Das machte er um diese Tageszeit aber auch nur selten.
    Wenigstens einer, der gescheit genug ist, die Klappe zu halten, dachte Bäckström, während der erste Vertreter der vierten Staatsmacht erschien, sich vorstellte und fragte, ob er einige Fragen stellen dürfe. Und nun machte sogar Kollege Rogersson den Mund auf.
    »Nein«, sagte Rogersson, und zusammen mit seinem Blick war das

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