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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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vor allem in der Rezeption gesessen, hatte das aber sehr gut erledigt. Nicht nur hatte sie einen angenehmen Anblick geboten, sondern sie war auch arbeitswillig, effektiv und bei Besuchenden wie bei Arbeitskollegen beliebt gewesen.
     
    Von ihrer Umgebung wurde sie als begabt, charmant, kontaktfreudig, tüchtig und sportinteressiert beschrieben. Vielleicht nicht ganz überraschend bei ihrer Berufswahl, aber ausnahmsweise gab es sogar schriftliche Unterlagen dazu. Sehr gute Noten an Gymnasium und Polizeischule, in theoretischen und praktischen Fächern gleichermaßen. Außerdem war sie in ihrem Jahrgang die Schülerin, die es am schnellsten durchs Gelände schaffte, und sie war die zweiterfolgreichste Torschützin des Frauenteams ihrer Schule. Zugleich wirkte sie auf korrekte Weise gesellschaftlich und politisch engagiert. In der Schule hatte sie eine Hausarbeit über »Kriminalität, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit« geschrieben. Kein typisches weibliches Mordopfer, aber vermutlich eine, die imstande ist, wirklich jeden mit nach Hause zu nehmen, so einfach wird das wohl sein, dachte Bäckström.
     
    Wie alle Kinder hatte Linda zwei Elternteile, und wie bei vielen Kindern ihrer Generation waren diese Eltern geschieden. In ihrem Fall seit gut zehn Jahren. Linda war das einzige Kind aus dieser Ehe, und die Eltern hatten sich nach der Scheidung das Sorgerecht geteilt. In den Jahren vor der Scheidung hatte die Familie zwei Jahre in den USA gelebt, da der Vater in New York eine Firma gegründet hatte. Als die Eltern sich getrennt hatten, war die Mutter mit Linda nach Schweden zurückgekehrt.
    Lindas Mutter war fünfundvierzig Jahre alt und arbeitete seit fünfzehn Jahren als Lehrerin in der Oberstufe einer Schule in Växjö. Der Vater war zwanzig Jahre älter, ein erfolgreicher Geschäftsmann, der jetzt kürzer treten wollte. Er war einige Jahre nach Linda und ihrer Mutter in seine smäländische Heimat zurückgekehrt und wohnte jetzt auf einem Gut beim Rottnen-See, einige Dutzend Kilometer im Südosten von Växjö.
    Aus einer früheren Ehe hatte er zwei Söhne, die ungefähr doppelt so alt waren wie seine soeben verlorene Tochter. So wie es aussah, hatte Linda zu ihren älteren Halbbrüdern fast keinen Kontakt gehabt. Ihre Beziehung zu beiden Elternteilen dagegen schien gut gewesen zu sein, obwohl die beiden sich seit der Scheidung kaum je begegnet waren. Hört sich an wie die übliche eheliche Soße, dachte Bäckström, hohe Zeit also für eine Frage.
    »Sie hat also bei ihrer Mama gewohnt, in der Mordwohnung«, fragte er.
    »Sie hat offenbar bei beiden Elternteilen gewohnt. Aber in letzter Zeit war sie offenbar vor allem bei ihrer Mutter«, erklärte die Kollegin von der Växjöer Polizei, die alle Informationen über die Person des Opfers zusammenstellte.
    »Und was hat sie noch unternommen, ehe das Schicksal zugeschlagen hat«, fragte Bäckström und hörte sich jetzt freundlich und interessiert an. So sollten die wirklich aussehen, wenn sie schon unbedingt zur Polizei wollten, dachte er. Falsche Blondine, viel Holz vor der Hütte, munter und sympathisch und durchtrainierte dreißig. Das einzige Problem war, dass sie es sicher mit irgendeinem blöden Buschsheriff trieb, der im ungünstigsten Fall sogar im selben Zimmer saß. Und wie der Teufel auf sie aufpasste.
    »Da fragst du die Richtige«, antwortete die Kollegin und lächelte. »Wir waren nämlich im selben Lokal, das Opfer und ich. Wir waren im Grace, das ist der Nachtclub vom Statt, dem Stadshotell, meine ich, da gab es am Donnerstagabend eine große Sause. Linda ist allerdings vor mir nach Hause gegangen. Ich war bis zum Schluss da. Ich wollte eben mal richtig zuschlagen, wo ich Mann und Kinder in sicherem Verwahr auf dem Land hatte«, erklärte sie und schien nicht die geringsten Gewissensbisse zu hegen. Wie die anderen auch nicht, wenn wir von dem verstohlenen Lächeln ausgehen dürfen, das sich plötzlich in der Ermittlertruppe breitmachte.
    »Was du nicht sagst«, sagte Bäckström und klang weiterhin freundlich und interessiert. Diese Stadt ist vielleicht winzig klein, dachte er. Vor allem wenn er den Stoß bei einer aus der eigenen Truppe ansetzen wollte. Wie zum Beispiel bei Inspektorin Anna Sandberg, dreiunddreißig, von der Polizei Växjö. Denn so hieß sie offenbar, der Liste über die Mitglieder der Ermittlertruppe zufolge, die vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Da war ganz schön was los«, teilte Sandberg mit. »Jede Menge Leute. Gyllene Tider

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