Moerderische Idylle
sowie sie sich von den Kolleginnen hatte wegschleichen können, sowie sie und Mänsson in seiner Wohnung angekommen waren, hatten sie Sex gehabt, und um Zeit zu gewinnen, hatten sie das Vorspiel schon im Taxi absolviert.
Diesmal war ihre Begegnung jedoch nicht so angenehm verlaufen. Nachmittags, während einer Pause in den sexuellen Aktivitäten, hatte Mänsson gebeten, in ihrer Waschmaschine seinen Pullover waschen zu dürfen. Einen teuren hellblauen Pullover, der sich am Vortag leider Rostflecken zugezogen habe. Er habe einem Nachbarn bei der Autoreparatur geholfen, und als er unter dem Wagen lag, habe er sich den Pullover verschmutzt. Und er hatte sich offenbar auch den Bauch aufgeschrammt, aber als sie darauf zu sprechen gekommen war, hatte er nur abgewinkt. Einfach ein kleiner Kratzer.
Sie hatte ihm erklärt, der Pullover müsse per Hand gewaschen werden, in so kaltem Wasser wie nur möglich. Vor allem, wenn es auch Blutflecken gebe. An die Waschmaschine sei jedenfalls nicht zu denken, was alle Frauen und viel zu wenig Männer wüssten. Dann hatte sie den Pullover für ihn mit der Hand gewaschen und auf die Leine gehängt, und danach hatte sie ihre Aktivitäten mit dem Pulloverbesitzer wieder aufgenommen. Abends waren sie ins Konzert gegangen. Der Pullover hatte noch auf der Leine gehangen, aber da Mänsson eine Sporttasche mit Kleidung zum Wechseln bei sich gehabt hatte, war das kein Problem gewesen. Es waren außerdem den ganzen Abend über zwanzig Grad.
Nach dem Konzert begegnete sie alten Bekannten, die ebenfalls aus Västervik stammten, und während sie sich noch mit ihnen unterhielt, verschwand Mänsson einfach. Natürlich waren sehr viele Leute da, das totale Gewimmel, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Sie suchte eine halbe Stunde lang, dann traf sie eine Freundin und Kollegin, die übrigens bei dem Theaterbesuch in Växjö, bei dem sie Mänsson kennengelernt hatte, dabei gewesen war. Die Freundin wollte Mänsson eine halbe Stunde zuvor gesehen haben, als er zusammen mit einer jungen Frau den Park verlassen hatte, einer ganz anderen Frau als der, die jetzt nach ihm fragte.
»Und da haben Sie sich nicht gerade gefreut«, meinte Kriminalinspektor Thoren mit seinem mitfühlendsten Lächeln.
Nicht gefreut war noch harmlos ausgedrückt, aber an sich hatte nicht das ihren Zorn ausgelöst. Mänsson war keiner, den sie hätte heiraten mögen, und während sie darauf wartete, dass der Richtige in ihrem Leben erschien, taugte er für ihre Zwecke. Dieselben Zwecke zweifellos wie die seinen, und in dieser Hinsicht konnte sie sich nicht beklagen. Was sie aber wirklich erbost hatte, »total stocksauer, wenn Sie verstehen, was ich meine«, war, dass er sich von ihr den Pullover hatte waschen lassen.
Als Erstes hatte sie deshalb zu Hause den Pullover in seine hinterlassene Tasche gestopft und alles zusammen in die Mülltonne geworfen. An den folgenden Tagen hatte sie gehofft, er lasse von sich hören, damit sie ihm das wenigstens mitteilen könne, aber das hatte er nicht getan. Und auf die Idee, ihn anzurufen, wäre sie natürlich nie im Leben gekommen.
»Sie haben alles in die Mülltonne geworfen«, wiederholte Thoren.
Den Pullover, eine benutzte Unterhose, möglicherweise noch mehr, was ihr jetzt nicht mehr einfiel, und natürlich die Tasche, in der die Kleider gelegen hatten. Alles war in der Mülltonne gelandet, und da in ihrem Haus einmal pro Woche der Müll abgeholt wurde, glaubte sie nicht, dass noch Hoffnung bestand, die Sachen wiederzufinden.
»Es reicht sicher, dass wir mit Ihnen gesprochen haben«, versicherte Knutsson, der dem Wort Zeugenaussage gern so lange wie möglich aus dem Weg ging.
»Als Sie an diesem Tag mit ihm zusammen waren, ist Ihnen also aufgefallen, dass er sich den Bauch aufgeschrammt hatte«, sagte nun Thoren. »Sie wissen nicht mehr genau, wie diese Schrammen ausgesehen haben?«
Ganz normal, meinte die Zeugin. Eine ganz normale Schramme. Etwa einen Dezimeter über dem Nabel.
Wie tief? Entzündet? Infiziert? Wie lang? Wie alt?
Nicht besonders tief, sah sauber und glatt aus, zehn, fünfzehn Zentimeter, vielleicht einen Tag alt, so wie er gesagt hatte.
Es sah aus, als hätte er sich an einer scharfen Kante aufgeschrammt, und das Einfachste wäre es, wenn Thoren sein Hemd hochstreifte, dann könnte sie es ihm zeigen. Bei ihrem Beruf sei da doch nichts bei, fand die Zeugin.
»Ich danke für das Angebot«, sagte Thoren und lächelte. »Aber was halten
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