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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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fragte die Staatsanwältin.
    »Er hat jedenfalls versucht, sich zu verkaufen«, meinte Holt. »Die Zukunft wird zeigen, wie unsere Beziehung sich entwickelt«, fügte sie hinzu und zuckte mit den Schultern.
    »Hu, wie spannend«, sagte die Staatsanwältin und schüttelte sich vor Wohlbehagen.
    »Ein bisschen spannend ist es wohl immer«, sagte Anna Holt zustimmend.
     
    An dem Tag, an dem Anna Holt Mänsson zum ersten Mal verhört hatte, wurde eine Pressekonferenz anberaumt. Es war übrigens die bestbesuchte in der Geschichte Växjös. Mitten auf dem Podium saßen der Leiter der Voruntersuchungen und die stellvertretende Oberstaatsanwältin Katarina Wibom, umgeben vonKriminalkommissarBengtOlssonundder Pressesprecherin der Polizei von Växjö. Ganz weit links saß ein widerwilliger Lewin, an den in der ganzen Zeit nicht eine einzige Frage gerichtet wurde, der aber aufgrund seiner beredten Körpersprache trotzdem im Fernsehen landete. Zweimal wurde er in eine längere Stellungnahme hineingeschnitten. Lewin verdrehte auf unbegreifliche Weise den Hals, was von starker Unlust zeugte, und aus irgendeinem Grund durfte er Kommissar Olssons Antwort auf die einzige diesem direkt gestellte Frage illustrieren.
     
    Zuerst gab es einen Sturzbach von Fragen, die sich auf den Täter bezogen, und die Staatsanwältin beantwortete die meisten davon, während die Pressesprecherin versuchte, bei den Presseleuten Ordnung zu halten und das Wort zwischen denen, die gleich laut schrien, möglichst gerecht zu verteilen. Ohne ins Detail zu gehen, erklärte die Staatsanwältin, rechne sie damit, den Beschuldigten bereits am folgenden Tag oder spätestens am Mittwoch in Untersuchungshaft nehmen zu können. Man warte noch auf einige Laborergebnisse, und weitere Kommentare habe sie nicht. Schon gar nicht über die Person, die aus triftigen Verdachtsgründen festgenommen worden war.
     
    Nach den routinemäßigen Fragen zu dem Täter und seiner Person war die Sache schon bald zu Ende. Im ganzen Saal saß kein einziger Journalist, der nicht genau gewusst hätte, wie der Mann hieß, wo er wohnte und wo er arbeitete. Sein Foto war bereits mit Namen und Adresse ins Netz gestellt worden. Dagens Nyheter und die vier Abenddrachen würden sie am nächsten Tag ebenfalls bringen, und zwischen Verwandten, Freunden, Bekannten, Kollegen, Nachbarn und allen anderen, die etwas beizutragen hatten, ob das nun der Wahrheit entsprach oder nicht, wogte die Debatte.
    Damit war die Staatsanwältin fertig, man wandte sich der Polizei zu und wollte Genaueres wissen. Von Bengt Olsson wurde ein Kommentar über die anfängliche Ermittlungsarbeit verlangt, und aus unerfindlichen Gründen sagte er etwas ganz anderes. Bei der Frage ging es um die Kritik, die JO und JK an der Ermittlung geübt hatten, nachdem DANN-Proben von an die tausend unschuldigen Växjöer Bürgern eingesammelt worden waren. Olsson zufolge zeigte die soeben erfolgte Verschlankung der Ermittlertruppe von etwa dreißig Personen auf nur noch ein Dutzend, dass diese Aktion nun der Vergangenheit angehöre und man sich in einer ganz anderen Phase der Ermittlungsarbeit befinde.
    Ob der Täter durch die Speichelproben gefasst worden sei, wollte der Abgesandte der Fernsehsendung Rapport wissen. Auch hier konnten keine Details berichtet werden, aber Olsson konnte doch immerhin verraten, dass in der Endphase der Ermittlungen die DANN-Technik eine entscheidende Rolle gespielt habe. Und aus welchem Grund auch immer waren an dieser Stelle Lewin und sein magerer Hals im Fernsehen aufgetreten.
     
    Nach der Pressekonferenz kehrte Lewin sofort in sein Zimmer zurück, um das Geschehen nach Möglichkeit zu vergessen und sich stattdessen der bisher erfolglosen Jagd nach dem exklusiven Herrenpullover zu widmen, von dem ihre blaue Faser stammte. Sandbergs Idee, den Flugkapitän zu fragen, war gar nicht so dumm gewesen. Etliche Jahre zuvor hatte er nämlich auf dem Flughafen von Hongkong eben so einen Pullover erstanden. Sonderangebot, Sonderpreis und eben aus Hongkong, wo man bisweilen die exklusivsten Teile fast gratis bekam.
    »Wenn ich mich nicht irre, war er von neunhundertneunzig Dollar auf neunundneunzig herabgesetzt«, sagte der Flugkapitän zufrieden.
    Danach hatte er sich Bilder von allerlei Pullovern ansehen dürfen und sich sofort für einen entschieden, hellblau, mit V-Ausschnitt und langen Ärmeln.
    »Genau so einer war das, phantastische Qualität. Kühl im Sommer, warm im Winter, er war das ganze Jahr hindurch

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