Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
hatten und sich jetzt als Künstler in der Kneipenbranche über Wasser hielten.
    Aber es schien nichts Dramatisches oder auch nur Interessantes passiert zu sein, das irgendetwas mit dem zu tun haben könnte, das Linda einige Stunden darauf passiert war. Linda hatte sich wie die meisten anderen im Lokal umherbewegt, wie das eben so üblich ist. Sie hatte geredet und getanzt und war offenbar guter Laune gewesen. Sie hatte keinen Streit angefangen und nicht einmal mit irgendwem diskutiert, und niemand hatte sie belästigt. Sie war auch nicht besonders betrunken gewesen. Sie hatte ein Starkbier getrunken, möglicherweise einen Himbeergeist, und danach höchstens noch zwei Glas Weißwein, zu denen eine Kollegin von der Wache sie eingeladen hatte.
    Irgendwann zwischen halb drei und drei Uhr morgens hatte sie sich ihre Klassenkameradin von der Polizeischule geschnappt und ihr gesagt, sie wolle jetzt nach Hause gehen und ausschlafen. Der Türsteher hatte gesehen, wie sie gegangen war - »um kurz vor drei, wenn Sie mich fragen« -, und nach seiner Aussage war sie nüchtern und allein gewesen und hatte weder froh noch traurig gewirkt, als sie quer über den Platz verschwunden war, vorbei an der Residenz des Landeshauptmanns, in Richtung ihrer Wohnung im Pär Lagerkvists väg.
     
    Schlimmstenfalls war sie dann dort im polizeilichen Nebel verschwunden. Keine Zeugen hatten sie auf dem Kilometer zwischen der Kneipe und ihrer Wohnung gesehen. Zumindest hatte sich bisher kein Zeuge gemeldet. Sie hatte niemanden angerufen und war nicht angerufen worden. Außerdem war es in der Stadt ruhig gewesen, vor allem in den Straßen, durch die Linda vermutlich gegangen war.
    »Na gut«, sagte Bäckström und richtete den Blick auf seine Ermittlertruppe. »Das hier ist verdammt wichtig, das ist euch sicher klar. Ich will ganz genau wissen, was im Lokal passiert ist. Jeder Arsch, der auch nur einen Fuß da reingesetzt hat, muss vernommen werden, das gesamte Personal und nicht zuletzt diese Seifenkünstler. Vor allem die. Das gilt auch für Lindas Spaziergang nach Hause. Es haben sich also keine Zeugen gemeldet?« Bäckström schaute Polizeiassistentin Sandberg fragend an, und die sah fast schuldbewusst aus, als sie den Kopf schüttelte.
    »Überwachungskameras«, sagte Bäckström nachdrücklich. »Du hast einen Geldautomaten erwähnt. Der muss doch wohl eine Kamera haben?« Verdammte Amateure, dachte er.
    »Den Film haben wir uns schon geholt«, sagte Sandberg.
    »Leider haben wir ihn noch nicht ansehen können. Wir hatten einfach keine Zeit.«
    »Welche anderen Kameras gibt es auf ihrem Heimweg?« Bäckström stützte sich auf die Ellbogen und machte ein grimmiges Gesicht.
    »Das versuchen wir gerade festzustellen«, sagte Sandberg. »Ich habe auch schon daran gedacht, aber wir haben einfach noch nicht alles geschafft.«
    »Dann müssen wir eben Prioritäten setzen«, gab Bäckström zurück. »Ehe den Hökern an der Ecke und allen anderen, die denken können, einfällt, dass sie vergessen haben, um Genehmigung für ihre eigene kleine Kamera zu ersuchen, und sie deshalb verstecken und den Film von Donnerstagnacht überspielen.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Kollegin Sandberg.
    »Ausgezeichnet«, sagte Bäckström. »Und dann ist es hohe Zeit, die Leute zu befragen, die zwischen dem Lokal und ihrem Haus wohnen. Sag das den Kollegen, die schon in ihrem Wohnviertel angefangen haben.«
    Jetzt begnügte sie sich mit einem Nicken und notierte etwas in ihrem kleinen Buch.
     
    Scheiße, dachte Bäckström und schaute verstohlen auf seine Armbanduhr. Schon die dritte Stunde, sein Magen verwelkte, weil er nichts zu essen bekam, und sie hatten es noch nicht einmal bis zum Tatort geschafft. Und wenn er nicht den ganzen Tag hier sitzen bleiben wollte, ergriff er besser die Initiative, beschleunigte das Verfahren und sorgte dafür, dass seine Ermittlertruppe sich tummelte.
    »Okay«, sagte Bäckström und nickte dem verantwortlichen Techniker zu. Er hieß Enoksson, wurde Enok genannt und war Kommissar und Sektionschef. »Korrigiere mich, wenn ich mich irre, Enoksson. Der Tatort ist die Wohnung, wo sie mit ihrer Mama wohnte, es ist irgendwann am frühen Morgen passiert. Zwischen ungefähr drei und fünf Uhr am Freitagmorgen. Nach deiner und der Auffassung deiner Kollegen ist sie vergewaltigt und ermordet worden, und aller Wahrscheinlichkeit nach haben wir es hier mit einem Einzeltäter zu tun.«
    »Ich habe nicht vor, dich zu korrigieren«,

Weitere Kostenlose Bücher