Moerderische Idylle
hatten gestern auf Öland ein Konzert, und deshalb sind viel mehr Leute in der Stadt als sonst, und ich war wirklich nicht die einzige Kollegin oder angehende Kollegin im Lokal… ich meine… aber ich glaube ja doch, dass wir langsam das Publikum in den Griff bekommen. Wenn ich mich kurz fassen soll.« Sie schaute Bäckström fragend an und erhielt als Antwort ein freundliches und interessiertes Nicken.
Tu das, Herzchen, dachte er. Die Einzelheiten können wir dann später gemeinsam durchgehen.
Am Donnerstag, ehe sie ermordet worden war, hatte Linda in der Rezeption des Polizeigebäudes gesessen. Zusammen mit einer Freundin, die als Zivilangestellte bei der Polizei arbeitete, hatte sie das Haus unmittelbar nach fünf Uhr nachmittags verlassen. Danach hatten die beiden eine Runde durch die Stadt gedreht, sich ein paar Läden angeschaut und gegen halb sieben in einer Pizzeria in der Sandgärdsgata mitten im Zentrum jede einen Pastasalat und ein Mineralwasser zu sich genommen. Und dabei hatten sie sich für später am Abend im Stadshotell verabredet.
Nach dem Essen hatten sie sich getrennt, und Linda war zu Fuß nach Hause gegangen. Unterwegs hatte sie drei Telefongespräche geführt. Das erste kurz nach halb acht, sie hatte mit ihrer Mutter gesprochen, die sich in ihrem einige Dutzend Meilen im Süden von Växjö gelegenen Sommerhaus aufhielt. Es war ein kurzer und alltäglicher Anruf gewesen, bei dem sie von ihren Plänen für diesen Abend erzählt hatte.
Das zweite und dritte Gespräch hatte sie mit einer Freundin und Klassenkameradin von der Polizeischule geführt, um zu fragen, ob sie nicht auch mit »auf die Piste« kommen wolle. Die Freundin hatte sich Bedenkzeit erbeten, doch als Linda nach zehn Minuten wieder angerufen hatte, um zu sagen, dass sie eben nach Hause gekommen sei und duschen wolle - falls die Freundin bei Linda anrufe und sich wundere, warum die sich nicht meldete -, hatte die Freundin bereits beschlossen mitzugehen. Um Viertel nach elf abends hatten sie sich dann vor dem Stadshotell am Stora Torg getroffen und waren gemeinsam in den Nachtclub des Hotels gegangen.
Was sie zwischen Viertel vor acht und kurz vor elf Uhr abends gemacht hatte, stand im Detail noch nicht fest, aber vermutlich hatte sie sich die ganze Zeit in der Wohnung aufgehalten. Sie hatte nicht mit ihrem Mobiltelefon telefoniert und war auch nicht angerufen worden. Dagegen hatte sie kurz vor neun vom Festnetzanschluss ihren Vater angerufen, und dieses Gespräch hatte eine gute Viertelstunde in Anspruch genommen. Nach Aussage des Vaters war es dabei um Alltäglichkeiten gegangen, um Dinge, die bei der Arbeit passiert waren, und um die Pläne, die seine Tochter für den Abend hegte. Nach dem, was Linda den Bekannten erzählt hatte, mit denen sie später am Abend im Nachtclub verabredet gewesen war, hatte sie sich offenbar auf MTV eine Musiksendung angesehen, die um halb zehn begonnen hatte, danach hatte sie auf TV4 und die Zehnuhrnachrichten umgeschaltet.
Ungefähr eine Stunde darauf hatte ihre Nachbarin sie gesehen, wie sie das Haus verlassen hatte und zu Fuß durch den Pär Lagerkvists väg in Richtung Zentrum gegangen war. Eine Auskunft, die dadurch untermauert wurde, dass Linda um vierzehn Minuten nach elf am Geldautomaten der SE-Bank an der Ecke Storgata-Stora Torg fünfhundert Kronen entnommen hatte, nur fünfhundert Meter vom Eingang zum Nachtclub des Stadshotell entfernt.
»Ich finde, das klingt alles ziemlich plausibel«, urteilte Kollegin Sandberg. »Das wissen doch alle Mädels, dass es eine Weile dauert, sich fein zu machen, wenn man den ganzen Abend auf der Rolle sein will. Und das hat sie sicher auch getan, wenn sie nicht mit ihrem Papa geplaudert oder vor dem Fernseher gesessen oder sich einfach ein wenig entspannt hat. Sie hat sich ganz einfach für den Abend fein gemacht«, endete sie und sah plötzlich ziemlich beleidigt aus.
»Und was passierte dann im Lokal«, fragte Bäckström. Die Weibsbilder sind doch alle gleich, auf diese Weise wird die Psychotussi alle Hände voll zu tun haben, dachte er.
Was dort passiert war, stand auch noch nicht im Detail fest, aus ganz natürlichen Gründen. Es waren viele Leute dort gewesen, es hatte ein Gewühl geherrscht, wie das in Lokalen oft der Fall ist, und viele Anwesende hatten sie noch nicht vernehmen können. An diesem Abend war sogar noch mehr Betrieb gewesen als sonst, weil einige lokale Talente aufgetreten waren, die bei mehreren Dokusoaps mitgewirkt
Weitere Kostenlose Bücher