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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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verstanden habe«, sagte Olsson noch einmal, »dann waren das dreizehn Schnitte. Oder Stiche, wenn dir das lieber ist.«
     
    »Ja. Dreizehn, und ich glaube nicht, dass wir einen übersehen haben. Sie hat stark geblutet, als er sie gestochen hat, auch wenn die Stiche nicht besonders tief sind, was bedeutet, dass sie am Leben war und sich gewehrt hat, und darum geht es hier wohl eigentlich«, erklärte Enoksson, der plötzlich ziemlich müde aussah.
    »Dreizehn Stiche«, sagte Olsson und klang wie einer, der die Wahrheit und das Licht geschaut hat. »Das kann doch wohl kein Zufall sein?«
    »Ich begreife wirklich nicht, was du meinst«, sagte Enoksson und sah aus wie einer, der das auch meint.
    »Warum gerade dreizehn?«, beharrte Olsson. »Dreizehn, unser aller Unglückszahl. Wenn du mich fragst, dann ist es kein Zufall, dass es dreizehn waren. Ich bin ziemlich sicher, dass der Täter uns damit etwas sagen wollte.«
    »Ich dagegen halte es für puren Zufall, dass es dreizehn sind und nicht zehn oder elf oder zwanzig«, sagte Enoksson kurz.
    »Wir werden uns die Sache überlegen«, sagte Olsson und klang ebenso zufrieden wie alle anderen, die sich die Sache schon überlegt hatten und die Antwort wussten.
    Jetzt reicht’s, dachte Bäckström. Nickte freundlich und grunzte laut, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    »Ich neige dazu, dir zuzustimmen, Bengt«, sagte Bäckström und lächelte Olsson fast freundschaftlich an. »Das Datum des Mordes ist sicher auch kein Zufall, aber darauf bin ich erst gekommen, als ich in Annikas hervorragender Zusammenfassung gesehen habe, dass das Opfer als Kind zwei Jahre in den USA gelebt hat. Ich meine den 4. Juli. Das kann doch wohl kein Zufall sein?«
    »Jetzt komme ich nicht so ganz mit«, sagte Olsson zögernd.
    Aber bei allen anderen ist das wohl der Fall, wenn wir von ihren gespitzten Ohren und gereckten Hälsen ausgehen dürfen, dachte Bäckström. Die pure Welle, dachte er.
    »Der Nationalfeiertag der USA«, sagte Bäckström und nickte nachdrücklich. »Ihr glaubt nicht, dass so ein Al-Kaida-Heini losgeschlagen haben könnte?«
     
    Die Anzahl jener, die verlegen hin und her rutschten, übertraf die Anzahl jener, die grinsten oder kicherten, aber die Botschaft war jedenfalls angekommen, dachte Bäckström.
    »Ich habe die Spitze verstanden, so subtil sie auch war«, sagte Olsson und lächelte steif. »Aber wenn wir jetzt weitermachen könnten, dann habe ich gehört, dass wir eine hochgradig interessante Person am Wickel haben«, fügte er hinzu und drehte sich zu Knutsson um.
    Die Ratten verlassen das sinkende Schiff, dachte Bäckström und sah ebenfalls Knutsson an, der plötzlich sehr eifrig in seinen Papieren suchte.
    »Ja«, sagte Knutsson. »Und zwar den polnischen Nachbarn des Opfers. Marian Gross, der vielen hier offenbar schon bekannt ist.«
    Genau, und warum habt ihr euch den nicht schon am Freitag geschnappt, dann wäre er mir erspart geblieben, dachte Bäckström. Aber die Kollegen von der Ordnung, die die Hausbesuche gemacht hatten, wussten nicht, wer er ist, und dem Ermittler, der sich im Winter mit ihm herumgeschlagen hatte, ist erst eingefallen, dass er im selben Haus wohnt wie das Opfer, als der kleine Meuterer Max von der Zentralmord oben in Stockholm ihm mit seinen eigenen kleinen Ermittlungen vor der Nase herumgefuchtelt hat, dachte er.
     
    Danach wurde über den polnischen Nachbarn unter der Rubrik »bereits bekannter Sexmaniker« diskutiert, und er wurde als nicht nur möglicher, sondern vielleicht sogar wahrscheinlicher Täter vorgestellt. Die Diskussion wogte eine gute Viertelstunde lang hin und her, Bäckström versuchte, an etwas anderes zu denken, und als Olsson ihm plötzlich eine direkte Frage stellte, hatte er keine Ahnung, wovon die Rede war. Aber natürlich musste es noch immer um den Polacken gehen, dachte Bäckström.
    »Oder was meinst du, Bäckström«, sagte Olsson.
    »Ich schlage vor, wir machen es so«, sagte Bäckström. »Fahrt zu ihm nach Hause und vernehmt den Arsch. Und lasst ihn endlich speicheln.«
    »Ich fürchte, da könnten wir gewisse Probleme bekommen«, sagte Salomonson, der ein Stück weiter unten am Tisch saß. »Ja, ich habe damals den Fall mit den sexuellen Nötigungen bearbeitet, falls das irgendwen hier am Tisch interessiert. Gross ist wirklich ein ungewöhnlich nerviger Kerl.«
    Dann holen wir ihn eben her, dachte Bäckström. Legt ihm Handschellen an und zieht ihn durch den Haupteingang zum Oxtorg,

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