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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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verschlossenen Wohnungstür teilte er Polizeiinspektor von Essen und dessen Kollegen Polizeiassistent Adolfsson von der Växjöer Polizei mit, dass er den ganzen Tag schwer beschäftigt sein werde, am nächsten Tag aber per Telefon zu erreichen sei. Da weder von Essen noch Adolfsson in Scherzstimmung waren, und schon gar nicht bei diesem Fall und in diesem Haus, hatte Adolfsson ihn angebrüllt, er solle sich in Bewegung setzen, wenn er nicht seine Scheißtür in die Visage kriegen wolle, und danach hatte er es mit einem kleinen Probetritt versucht, um festzustellen, ob er zum Auto gehen und den dort hinterlegten Vorschlaghammer holen müsse. Aus Gründen, die niemals genauer geklärt wurden - die Aussagen der Betroffenen gingen doch sehr weit auseinander, was die Anzeige betraf, die ziemlich bald beim Internermittler der Polizei einlief -, hatte Gross die Tür dann sofort geöffnet.
    »Ja, aber da bist du ja, Gross«, sagte Adolfsson und lächelte den Wohnungsinhaber strahlend an. »Gehst du selbst, oder möchtest du geschleift werden?«
     
    Eine Viertelstunde darauf betraten von Essen und Adolfsson mit Gross zwischen sich die Räumlichkeiten der Ermittlertruppe. Gross ging selbst, er trug keine Handschellen und war in tiefster Diskretion durch die Garage hereingebracht worden.
    »Wie bestellt, ein Stück Polack«, teilte Adolfsson mit, als er Gross an Salomonson und Rogersson übergab, die die Vernehmung durchführen sollten.
    »Ich habe das durchaus gehört«, brüllte Gross, der schon die ganze Zeit knallrot gewesen war, ohne jedoch während der Fahrt auf die Wache auch nur einen Mucks von sich zu geben. »Das gibt eine Anzeige wegen Diskriminierung. Ihr verdammten Faschisten!«
    »Wenn der Herr Doktor vielleicht die Freundlichkeit hätte, mich und den Kollegen zu begleiten, dann werden wir alles Praktische sofort in die Wege leiten«, sagte Salomonson und wies höflich in Richtung Vernehmungsraum.
     
    Die Vernehmung des Nachbarn des Mordopfers, Marian Gross, begann um kurz nach elf Uhr vormittags. Vernehmungsleiter war Kriminalinspektor Jan Rogersson von der Zentralen Kriminalpolizei in Stockholm. Die Vernehmung dauerte fast zwölf Stunden, mit einer Mittagspause, zwei Kaffeepausen und zwei kleinen Pausen, in denen alle sich die Beine vertreten konnten. Erst nach zehn Uhr abends waren sie fertig. Marion Gross lehnte das Angebot ab, nach Hause gefahren zu werden, und verlangte stattdessen ein Taxi. Um Viertel nach zehn verließ er die Wache, und wenn wir bedenken, was der Polizei das Ganze gebracht hatte, hätte man es auch lassen können.
    Gross wollte vor allem über sich und über die Schikanen sprechen, denen er seit fast einem halben Jahr von Seiten der Polizei ausgesetzt war, und zwar wegen einer Anzeige von »einer Verrückten an meinem Arbeitsplatz, deren sexuelle Einladungen ich abgewiesen habe«. Diese Beschuldigungen hätten den Stein ins Rollen gebracht, und jetzt, wo die Tochter seiner Nachbarin ermordet wurde, sei er für die Polizei natürlich Freiwild.
    »Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass jemand wie ich zu so etwas fähig wäre«, fragte Gross und schaute Salomonson und Rogersson der Reihe nach an.
    Eine Antwort bekam er natürlich nicht. Stattdessen wechselte Salomonson auf einen naheliegenden Bereich über, wo man vielleicht Verwendung für Grossens Fingerabdrücke haben könnte, die im Zusammenhang mit der Anzeige wegen sexueller Belästigung seiner Kollegin bereits genommen worden waren. Leider hatte man damals darauf verzichtet, von ihm eine DANN-Probe zu verlangen.
    »Du und Lindas Mutter, Liselotte Ericson, wart doch einige Jahre lang Nachbarn«, sagte Salomonson. »Wie gut kennst du sie?«
    Normaler Kontakt zwischen Nachbarn, nicht mehr und nicht weniger, auch wenn Lindas Mutter gerne engeren Kontakt gehabt hätte, so Gross. Außerdem korrigierte er die Polizisten.
    »Sie wird Lotta genannt, und so nennt sie sich auch selbst«, sagte Gross und wirkte aus irgendeinem Grund ziemlich zufrieden. »Eine durchaus nicht unattraktive Frau. Anders als ihre anorektische Tochter, die sehen sich wirklich nicht sonderlich ähnlich, und Lotta sieht aus, wie eine Frau eben aussehen sollte«, fasste Gross zusammen.
    Salomonson ging nicht weiter auf die Beschreibung des Mordopfers ein.
    »Aber Lotta Ericson ist auch nicht dein Typ«, fragte Salomonson.
    Ein wenig zu schlicht, als Typ gesehen vielleicht sogar ein wenig vulgär, und jedenfalls von der zudringlichen Sorte, die ihm so wenig behagte.

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