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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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»Damit du nicht dauernd zum Klo rennen musst, meine ich.«
    »Sicher«, sagte Rogersson. »Gross hat Linda nicht umgebracht, er hat nichts gesehen, nichts gehört und sich auch keine Gedanken gemacht, also was soll er hier eigentlich? Um die Sache zusammenzufassen, ist das hier ein ganz normaler und vergeudeter Tag im Leben eines Vernehmungsleiters. Was hast du selbst eigentlich vor?«
    »Ich besuche die Klapse«, sagte Bäckström.
     
    15
     
    Da Bäckström nur ungern Auto fuhr, hatte er sich einen Chauffeur besorgt. Diese Ehre fiel dem jungen Adolfsson zu, und schon auf dem Weg in die Tiefgarage hatten sie die einführenden Höflichkeiten hinter sich gebracht.
    »Du und dein Kollege, ihr habt sie gefunden, wenn ich das richtig verstanden habe«, sagte Bäckström. »Stimmt, Chef«, sagte Adolfsson.
    »Wie bist du denn in die Ermittlertruppe geraten«, fragte Bäckström, obwohl er schon gehört hatte, wie das zugegangen war.
    »Jetzt in der Urlaubszeit fehlt es ihnen wohl an Leuten«, sagte Adolfsson.
    »Ich habe mit Enoksson gesprochen«, sagte Bäckström. »Der hört sich fast an, als ob er dich adoptieren wollte.«
    »Ja, kann schon sein. Enoksson ist in Ordnung. Mein Vater und er sind Jagdkameraden.«
    »Urlaubszeit und Personalmangel und dann auch noch Enoksson. Deshalb ist es so gekommen, egal, was unser geschätzter Kommissar Olsson darüber denkt«, fasste Bäckström die Lage zusammen.
    »Das war sicher richtig gedacht, Chef«, sagte Adolfsson.
    »Nicht zum ersten Mal«, sagte Bäckström und quetschte sich mit einer gewissen Mühe auf den Beifahrersitz. Sympathischer Junge. Hat ziemliche Ähnlichkeit mit mir, als ich in dem Alter war, dachte Bäckström.
     
    »Darf man eine Frage stellen, Chef«, fragte Adolfsson höflich, als sie aus der Garage fuhren.
    »Natürlich«, sagte Bäckström. Nicht nur sympathisch, sondern auch höflich, dachte er.
    »Was verschafft unserem Irrenhaus die Ehre dieses hohen Besuchs«, fragte Adolfsson.
    »Wir wollen uns einen richtig kriminellen Irren ansehen«, sagte Bäckström. »Und außerdem den, der ihn betreut. Wenn wir Glück haben, bringt uns das zwei Verrückte an einem Nachmittag.«
    »Den Tanjamann und Dozent Brundin«, sagte Adolfsson. »Wenn ich mal raten darf.«
    Begabter junger Mann, dachte Bäckström. Aber das war ja auch zu erwarten, dachte er.
    »Ganz recht«, sagte Bäckström. »Bist du einem von denen schon mal begegnet?«
    »Beiden«, sagte Adolfsson. »Brundin hat für mich und die Kollegen Vorlesungen gehalten. Der andere wurde von einem Mitpatienten auf der Station vor ungefähr einem Jahr mit dem Messer verletzt, er musste ins Krankenhaus gebracht und zusammengeflickt werden, und Kollege Essen und ich haben den Transport überwacht.«
    »Wie sind die denn so«, fragte Bäckström. »Brundin und der Tanjamann, meine ich.«
    »Die sind beide wirklich dermaßen verrückt, dass die Hälfte auch genug wäre«, sagte Adolfsson und nickte nachdrücklich.
    »Und wer ist der Verrücktere?« Bäckström schaute seinen neugewonnenen jüngeren Freund neugierig an.
    »Jacke wie Hose«, sagte Adolfsson und zuckte mit seinen groben Schultern. »Die sind auf unterschiedliche Weise verrückt, könnte man sagen. Aber natürlich…«
    »Shoot«, sagte Bäckström aufmunternd.
    »Wenn ich mit einem von beiden das Zimmer teilen müsste, dann würde ich den Tanjamann vermutlich vorziehen. Ganz bestimmt«, sagte Adolfsson.
     
    Das Sankt-Sigfrids-Krankenhaus lag zwei Kilometer von der Wache entfernt. Eine Mischung aus älteren und moderneren Gebäuden, umgeben von einem größeren Park, der an einen See grenzte. Es war warm und grün, es gab schützende Bäume, gepflegte Rasenflächen trotz des trockenen Sommers, und Bäckström fühlte sich vor allem an das Grand Hotel in Saltsjöbaden bei Stockholm erinnert, wo die Zentrale Kriminalpolizei ihre Tagungen und Betriebsfeste abhielt. Dozent Brundin residierte in einem älteren und umsichtig renovierten weißen Steinhaus aus dem neunzehnten Jahrhundert. Hier leidet man ja keine Not, wenn man ein krimineller Irrer ist, dachte Bäckström, als er und Adolfsson aus dem Auto stiegen.
    »Ich wüsste ja gern, was das hier gekostet hat«, sagte Bäckström, als sie unten klingelten. »Die Irren haben eigene Tennisplatze, Minigolf und ein verdammt großes Schwimmbad. Was zum Teufel ist eigentlich an ganz normalem Stacheldraht auszusetzen?«
    »Ja, in diesem Land leidet man keine Not, wenn man ein krimineller Irrer ist«, stimmte

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