Moerderische Idylle
Gewaltverbrechen begangen haben oder nicht.«
»Und wie viele haben wir jetzt? Tausend, oder was?« Bäckström sah fast zufrieden aus, als er diese Frage stellte.
»Ganz so schlimm ist es noch nicht«, sagte Knutsson. »Auf unserer Liste stehen jetzt zweiundachtzig Vorbestrafte, die etwas mit der Gegend zu tun haben.«
»Speicheln, speicheln, speicheln«, sagte Bäckström und winkte Knutsson mit der Hand weg. Vollidiot, dachte er. Unzuverlässig war er außerdem, wo er doch zu diesem kleinen Trottel Olsson rannte, statt mit seinem richtigen Chef zu sprechen.
Nach dem Mittagessen meldete die ViCLAS-Einheit sich telefonisch bei Bäckström, um ihre Ergebnisse mitzuteilen.
»Ich habe gerade sehr viel zu tun, also wäre es nett, wenn du dich kurz fassen könntest«, mahnte Bäckström, der den Kollegen oben in Stockholm kannte und ihn unvorstellbar langwierig fand. Nulli hat diesen Ärschen sicher eine Scheißangst eingejagt, dachte er.
Die ViCLAS-Gruppe suchte nach Serienverbrechern, indem neue mit alten Verbrechen in Verbindung gebracht wurden, vor allem mit solchen, bei denen der Täter bekannt war. Zuerst waren die über den Mord an Linda vorliegenden Informationen eingegeben worden, danach hatte man den Lindamord mit früheren Fällen und bekannten Tätern, die in den Computern der Einheit bereits vorhanden waren, verglichen.
»Wir haben einen Treffer bei einem bekannten Täter«, teilte der Kollege mit und klang stolz wie ein Gockelhahn. »Dein Fall hat große Ähnlichkeit mit dem, für den er sitzt. Gar kein schlechter Typ. Das kann ich dir sagen, Bäckström. Schlimmer können sie kaum noch werden.«
»Von wem redest du denn«, fragte Bäckström. Klingt ja fast, als wäre er dein Sohn, dachte Bäckström.
»Von diesem verrückten Polen, der diese Kosmetologin draußen in Högdalen umgebracht hat. Der Tanjamord. So hieß sie. Das Opfer. Daran erinnerst du dich doch sicher? Leszek, Leszek Baranski. Leo, wie er sich nennt. Der vorher auch schon eine Menge Frauenzimmer vergewaltigt hatte. Richtig mieser Typ«, erklärte der Kollege. »Hat das ganze Programm durchgezogen, mit Fesseln und Knebel und Folter und Vergewaltigung und Erwürgen. Mehrere Würgemethoden beim selben Opfer sogar. Er hat sie ein wenig gewürgt, bis sie ohnmächtig wurden, dann hat er mit einem Eispickel auf sie eingehackt, bis sie wieder zu sich kamen und er von vorne anfangen konnte, reizender Knabe«, sagte der Kollege, der vor Enthusiasmus geradezu überschäumte.
»Warte mal«, sagte Bäckström, dem plötzlich einfiel, von wem hier die Rede war. »Hat der nicht lebenslänglich gekriegt?« Ist der Arsch etwa schon wieder auf freiem Fuß?
»Zuerst hat er lebenslänglich gekriegt. Dann hat er Berufung eingelegt, und die nächsthöhere Instanz hat psychiatrische Verwahrung mit gesonderter Entlassungsprüfung angeordnet, und nach unseren Informationen sitzt er noch immer in der Klapse, obwohl das Urteil schon sechs Jahre zurückliegt. Sicher ein neuer Rekord in der Psychopflege.«
»Warum rufst du denn dann an«, fragte Bäckström. Unsere Polackenquote haben wir ja wohl schon erfüllt, dachte er.
»Naja, das habe ich wohl vergessen«, sagte der Kollege. »Er sitzt in Sankt Sigfrid in Växjö, oder da sollte er wenigstens sitzen. Denk mal nach, Bäckström. Du bist doch schon eine Weile dabei. Du musst doch wissen, wie das bei den Psychos geht. Die Gehirnklempner dachten vielleicht, er braucht mal frische Luft, um sich das Bäuchlein zu sonnen, und dann haben sie vergessen, uns Bescheid zu sagen.«
»Du meinst, er hat vielleicht Urlaub«, fragte Bäckström. Der doch nicht, so bescheuert können nicht mal die Gehirnklempner sein, dachte er.
»Nicht die geringste Ahnung«, sagte der Kollege. »Kannst da ja mal anrufen. Ich faxe dir alles, was wir über ihn haben.«
»Danke«, sagte Bäckström und legte auf. Richtiger Mann am richtigen Ort, und der Idiot, mit dem er eben geredet hatte, würde im Notfall sicher auch gratis arbeiten. Was zum Teufel wird heutzutage nur alles bei der Truppe genommen, überlegte er.
Bäckström erhob sich seufzend von seinem Platz und ging zum Faxgerät hinüber. Können wir denn so ein verdammtes Glück haben, dass ich einen Täter kriege und gleichzeitig der ganzen Psychobande eins auswischen kann, dachte er.
Der erste Pole in dieser Ermittlung, Bibliothekar Marian Gross lic. phil., hatte schon am Vormittag desselben Tages Kontakt zur Polizei aufgenommen. Durch den Briefschlitz seiner
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