Moerderische Idylle
er sich im Haus hocharbeiten.«
»Warum hat er nicht die Polizei angerufen«, fragte Knutsson. »Dieser Gross, meine ich.«
»Die Frage ist ihm sogar gestellt worden«, sagte Bäckström und grinste. »Wie die meisten Bürger dieses Landes hat auch Gross absolut kein Vertrauen zur Polizei.«
»Ich glaube diese Geschichte nicht«, sagte Knutsson und schüttelte energisch den Kopf. »Ich glaube, er hat sich das alles aus den Fingern gesaugt. Abgesehen davon, dass natürlich jemand bei ihm an der Tür geklingelt haben kann. Wie bei der Nachbarin, meine ich.«
»Ich glaube, wir kommen hier nicht weiter«, seufzte Rogersson und erhob sich vom Tisch. »Soll ich noch mal mit ihm reden?« Rogersson schaute Bäckström an.
»Hat der Papst einen Turban? Arbeitet Kommissar Bäckström bei der Streife? Schläft Dolly Parton auf dem Bauch«, fragte Bäckström und erhob sich ebenfalls.
21
Am selben Morgen traf bei der Ermittlertruppe endlich die ersehnte DANN-Analyse ein, und alle hatten sich zur Morgenbesprechung eingefunden. Die Stimmung war angespannt, und die DANN, die der Chef der technischen Sektion präsentieren konnte, war von der besten Sorte. Sie brauchten jetzt nur noch den Mann zu finden, der sie am Tatort zurückgelassen hatte, und dann wäre der Mord an Linda ohne irgendwelche noch möglichen Zweifel aufgeklärt. In beweistechnischer Hinsicht waren die Ergebnisse so überzeugend, dass es eigentlich total uninteressant war, was der Täter bei seiner Festnahme zu der Angelegenheit möglicherweise zu sagen haben würde.
Seine DANN war an verschiedenen Stellen gesichert worden. In Form von Sperma auf dem Wohnzimmersofa. In Form von verschiedenen Körperflüssigkeiten an den dunkelblauen und zusammengeknüllten Jockeyunterhosen Größe S, die unter selbigem Sofa gelegen hatten. In Form von Sperma in Scheide und Enddarm des Opfers. In Form von Sperma an den Wänden der Duschkabine im Badezimmer. In Form von Blut auf der Fensterbank. In Form von Hautabschürfungen am Rand der Fensterbank. Und dann an einer weiteren Stelle, die die Techniker bisher nicht erwähnt hatten. In der Diele hatten sie ein Paar weiße Joggingschuhe in Größe 42, Marke Reebok, gefunden. Die DANN-Analyse zeigte, dass es sich um die Schuhe des Täters handelte. »Anfangs waren wir da ein wenig unsicher«, erklärte Enoksson. »Deshalb haben wir bisher nichts gesagt. Aber Lindas Mutter hat diese Schuhe nie gesehen, und da haben wir sie ins Labor geschickt, und das war ja offenbar richtig.«
Eine Jockeyunterhose und ein Paar Reebokschuhe. Getragen von hunderttausenden von Männern und in Millionen von Exemplaren verkauft. Es war gar nicht daran zu denken, den Käufer zu suchen. Stattdessen mussten sie ihr Vertrauen auf etwas anderes setzen, und Enoksson und seine Kollegen hielten es für wahrscheinlich, sich mit Hilfe der gesicherten Spuren ein gutes Bild vom eigentlichen Handlungsverlauf machen zu können.
Der Täter betritt die Wohnung. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Linda ihn eingelassen. Er zieht die Schuhe aus und stellt sie in der Diele ins Schuhregal.
Danach landen er und sein Opfer auf dem Wohnzimmersofa, der Täter zieht Hose und Unterhose aus, und es kommt ihm auf dem Sofa.
Gleich darauf verlagert sich die Handlung ins Schlafzimmer. Der Täter hat Linda die Hände auf den Rücken gefesselt, hat sie geknebelt und ihre Fußgelenke an die Bettpfosten gebunden, vermutlich in dieser Reihenfolge. Danach vergewaltigt er sie zweimal, zuerst vaginal, dann anal, und hat beide Male einen Orgasmus. Vermutlich bringt er ihr im Zusammenhang mit der zweiten Vergewaltigung die Stiche im Gesäß bei. Während oder nach dem abschließenden Vergewaltigungsakt erwürgt er sie.
Danach geht er unter die Dusche, duscht, onaniert und hat abermals einen Orgasmus.
»Und am Ende flieht er dann durch das Schlafzimmerfenster«, sagte Enoksson. »Er schiebt sich mit Brust und Bauch über die Fensterbank, um die Fallhöhe zu mindern«, fügte er hinzu. »Als er hinauskriecht und die Fensterbank loslässt, schrammt er sich am Rand der Fensterbank auf. Die ist nämlich scharfkantig und rostig.«
Die Kleidungsstücke, die Linda in der Nacht, in der sie ermordet wurde, getragen hatte, waren den Technikern ebenfalls bei der Rekonstruktion des Handlungsverlaufs behilflich gewesen.
»Laut Zeugen aus dem Lokal trug sie Folgendes«, sagte Enoksson. »Ein Paar Ledersandalen mit halbhohem Absatz und Lederriemen, die oberhalb der Gelenke
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