Moerderische Idylle
das Einfachste zuerst genommen.«
Das galt auch für Fingerabdrücke, andere Abdrücke und Fußspuren. Wenn sie den Richtigen fanden, ließen sich vermutlich sehr viele davon mit ihm in Verbindung bringen.
»Wenn wir bedenken, was wir alles schon haben, dann schwimmen wir doch geradezu im Überfluss«, seufzte Enoksson. »Aber lieber zu viel als zu wenig. Wenn ich auch ab und zu den Eindruck habe, dass hierzulande die pure Spurenhysterie ausgebrochen ist. Das liegt sicher an all den Filmen, die sich die Leute im Fernsehen ansehen.«
Du bist ja wirklich ein echter kleiner Philosoph, du, Enok, dachte Bäckström.
»Hast du sonst noch was für uns«, fragte er.
Enoksson schien zu zögern. Dann schüttelte er den Kopf.
»Jetzt spuck’s schon aus«, sagte Bäckström. »Raus damit, Enok, schütte uns dein Herz aus, hilf deinen hart arbeitenden Kollegen auf dem Fabrikboden.«
»Naja«, sagte Eriksson. »Was die Sache angeht, so haben wir von der Technik wohl gesagt, was wir zu sagen haben. Aber ich habe mit dem Labor über unsere DANN gesprochen… die Sache steht allerdings noch längst nicht fest, denn die Forschung in dieser Hinsicht steckt noch… also, in den Anfängen, und… das Risiko, dass es nicht stimmt, ist ziemlich groß, aber…«
»Enoksson«, mahnte Bäckström. »Was hat der Kollege gesagt?«
»Es war übrigens eine Kollegin«, sagte Enoksson. »Und jedenfalls sagt sie, dass einiges darauf hinweist, dass unsere DANN keine typisch nordische DANN ist. Dass es Grund zu der Annahme gibt, dass sie von einem Täter mit anderer Herkunft stammt, wenn man das mal so sagen darf.«
Surprise, surprise, dachte Bäckström und begnügte sich mit einem Nicken.
Nach einer Kaffeepause und kurzem Beinevertreten - Enokssons Vortrag hatte an die zwei Stunden gedauert - kam dann der Gerichtsmediziner zu Wort. Nichts von dem, was er erzählen konnte, stand in irgendeinem Widerspruch zu dem, was sich die Polizei schon selbst gedacht hatte. Aber trotzdem waren seine Ergebnisse noch sehr vorläufig, und die endgültigen Schlussfolgerungen konnten sie erst in zwei Wochen erwarten. Wenn alle Analysen abgeschlossen wären und er seine Überlegungen beendet hätte.
»Was ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann«, sagte der Gerichtsmediziner pedantisch und raschelte mit seinen Papieren, »ist, dass das Opfer erwürgt wurde. Beobachtungen bei der Obduktion sprechen dafür, dass sie mit dem bewussten Schlips erwürgt wurde und dass der Tod irgendwann zwischen drei und sieben Uhr morgens eingetreten ist, in der Nacht zum Freitag oder am frühen Freitagmorgen.«
Seufz und stöhn, dachte Bäckström.
»Ähnliche Verletzungen des Opfers kommen in den letzten Jahren bei ähnlichen Verbrechen immer häufiger vor. Der beliebte Ausdruck Folterschäden ist nicht ganz irreführend, auch wenn man sich in meiner Branche vor Aussagen über die möglichen Motive des Täters hüten sollte. Es gibt etliche bekannte Fälle, bei denen der Täter eben Messer, andere Stichwaffen oder brennende Zigaretten benutzt hat. Wir haben auch zwei Fälle in Schweden, bei denen eine E-Pistole zur Anwendung gekommen ist…«
Scheiß da jetzt drauf, dachte Bäckström.
»Die relativ kräftige Blutung, die sich trotzdem ergeben hat, im Hinblick auf das Aussehen der Verletzungen, meine ich, spricht dafür, dass das Opfer am Leben war, als ihm die Schäden zugefügt wurden, und dass das Opfer vermutlich heftigen Widerstand geleistet hat. Der Körper pumpt Adrenalin, der Blutdruck wird kräftig erhöht…«
Immerhin etwas, dachte Bäckström. Unser Täter ist nicht so blöd, eine Leiche zu foltern.
»Die Verletzungen an ihren Fuß- und Handgelenken stimmen mit den Fesseln überein, die bei der technischen Untersuchung sichergestellt worden sind…«
Wie fesselnd, dachte Bäckström und schaute verstohlen auf seine Armbanduhr.
»Jaja«, sagte Bäckström eine Viertelstunde später und ließ seinen Feldherrnblick über seine Truppen schweifen. »Warum sitzt ihr noch hier? Raus mit euch und schnappt euch den Arsch!«
22
Am Abend, nach dem Essen im Hotel, versammelte Bäckström seine Kerntruppe in seinem Zimmer, um in aller Ruhe über ihre Arbeit sprechen zu können, ohne dass eine Bande von Buschsheriffs versuchte, sie mit ihren blödsinnigen Überlegungen zu belämmern.
»Wenn wir der Reihe nach vorgehen, dann kannst du doch Notizen machen, Eva«, sagte Bäckström und wandte sich der einzigen Frau in der Runde zu. Wozu hat man
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