Moerderische Idylle
zur Arbeit zurückgekehrt war. Derzeit war er auf der Wache von Växjö ausschließlich mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt.
»Das scheint eine richtig traurige Geschichte zu sein«, sagte Thoren. »Sie hatten ihm die Dienstwaffe abgenommen, weil sie Angst hatten, er könne sich erschießen, als seine Frau ihn mit den Kindern verlassen hat.«
»Und der Letzte«, sagte Bäckström. Ja, wenn das so ist. Frau nimmt Kinder und haut ab, dachte er.
»Scheint ein etwas schlichteres Gemüt zu sein, wenn man das so sagen darf«, sagte Knutsson und sah fast ein wenig entzückt aus. »Um es kurz zu machen. Vor zwei Jahren wurde er von seiner damaligen Verlobten angezeigt, sie arbeitete zwanzig Kilometer von hier entfernt in Alvesta in einem Frisiersalon und war offenbar nicht die Einzige, um es mal so zu sagen. Die Kollegen nannten ihn übrigens den geilen Karlsson oder den geilen Kalle.«
»Er heißt Karl Karlsson, der Kollege, meine ich«, erklärte Thoren.
»Wieso war sie denn sauer«, fragte Bäckström. Scheint ein klasse Typ zu sein, dachte er.
»Angeblich hat Kollege Karlsson ihr Handschellen angelegt, wenn sie eine Nummer schieben wollten, und offenbar noch dazu Handschellen von der Truppe.«
»Das geht nun aber wirklich zu weit«, sagte Bäckström grinsend. »Hatte er denn keine eigenen?«
Knutsson und Thoren zufolge ergab sich das jedenfalls nicht aus der Voruntersuchung, die ebenfalls im Sande verlaufen war, denn dort war ausschließlich von staatlichen Handschellen die Rede. Die Friseuse selber war nach Göteborg umgezogen und hatte jetzt offenbar einen eigenen Salon und einen neuen Verlobten. Das Seltsame an dieser Geschichte war wohl vor allem, dass Kollege Karlsson ihr ein halbes Jahr später gefolgt war und jetzt bei der Polizei in Mölndal bei Göteborg arbeitete.
»Ich habe mit einem Kollegen gesprochen, den ich da unten in Göteborg kenne, und der weiß sehr gut, wer der geile Karlsson ist. Er arbeitet bei der Funkstreife und wird noch immer der geile Karlsson oder der geile Kalle genannt. Er scheint seine Angewohnheiten nicht geändert zu haben, wenn man das so sagen kann«, sagte Thoren.
»Aber was hat er denn im Sommer gemacht? Außer rumzuvögeln, meine ich?«, fragte Bäckström.
»Urlaub seit Mittsommer«, sagte Thoren.
»Speicheln lassen«, sagte Bäckström. »Klingt nicht gerade wie Lindas Typ, aber lieber einen zu viel als einen zu wenig.«
»Plus die vier, die im Lokal waren«, fügte er hinzu. »Und die anderen drei, den Schießlehrer, den Typ, der seine Frau misshandelt hat, und den Schwanzwedler. Alle sollen speicheln, und was die kleine Sandberg dazu sagt, ist mir scheißegal.
»Noch etwas«, sagte Bäckström, ehe sie aus seinem Zimmer entwischen konnten. »Der kleine polnische Fettsack soll auch speicheln.«
»Kollege Lewin kämpft bereits in dieser Sache«, sagte Thoren. »Er hat wohl so eine Idee, die er der Staatsanwaltschaft vortragen will.«
Lewin, dachte Bäckström. Bestimmt hat die kleine Svanströmsche ihn aufgehetzt, dachte er.
Nach dem unangenehmen Gespräch mit dem Chef der Zentralen Kriminalpolizei hatte sich der Bezirkspolizeichef für einen längeren Zeitraum in seine Gedanken vertieft. Der gute Nylander scheint ja total aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, dachte er. Er dachte noch immer über diese Sache nach, als er zum Steg hinunterging und nach seiner Frau sah.
»Du schläfst doch wohl nicht in der Sonne ein, Liebling«, sagte er fürsorglich. »Du hast doch sicher so einen Schutzfaktor benutzt?«
Die Gattin winkte nur abwehrend und schüttelte den Kopf. Die scheint ja total erschöpft zu sein, die Arme, dachte der Bezirkspolizeichef.
Danach rief er seinen Mitarbeiter Olsson an, um sich zu erkundigen, ob schon etwas über mögliche Zusammenhänge zwischen der Tragödie, die Schonen getroffen hatte, und seinen eigenen Scheußlichkeiten in Växjö bekannt sei. Olsson hielt das für einen witzigen Zufall, denn er hatte soeben seinen Chef anrufen wollen, um zu berichten, dass er schon am frühen Morgen den Kontakt zu den Kollegen in Schonen gesucht hatte, um gerade das klarzustellen. Genauere Auskünfte wurden für später an diesem Tag erwartet.
»Schön zu hören«, sagte der Bezirkspolizeichef. Olsson ist der wahre Fels, dachte er, als er aufgelegt hatte. Wie so ein gotländischer Rauk, und dabei ist er doch Smäländer. Er hält stand, trotz Wetter und Wind, dachte der Bezirkspolizeichef und fühlte sich fast ein wenig
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