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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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nach eigener Aussage das Lokal um kurz vor vier verlassen. Er war allein gewesen und auf geradem Weg nach Hause gegangen. Die drei angehenden Kollegen dagegen hatten bis zum Schluss ausgehalten. Hatten sich beim Ausgang voneinander verabschiedet, dann war jeder zu sich nach Hause gegangen. Ihre Nüchternheit und eventuelle andere Details blieben dahingestellt, aber es war jedenfalls eher fünf gewesen als vier.
    »Ja, leck mich doch am Arsch«, sagte Bäckström mit Gefühl. »Sind die schwul oder was?«
    »Wie meinst du das, Bäckström«, fragte Thoren.
    »Den Vernehmungen zufolge stimmt das jedenfalls«, sagte Knutsson. »Was sie aussagen, meine ich.«
    »Vier Kollegen, die aus der Kneipe allein nach Hause gehen? Seid ihr denn blöd oder was?«
    »Einer ist nur Anwärter, und zwar der, der zuerst nach Hause gegangen ist«, erklärte Thoren. »Aber ich verstehe, was du meinst.«
    »Ja, mir ist so was noch nie passiert«, betonte Knutsson. »Aber wir sind hier ja schließlich in Växjö.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Bäckström. »Noch etwas«, fügte er hinzu. »Ihr habt Sandberg diese Liste doch noch nicht gezeigt?«
    Wenn er nach ihren gleichzeitigen und synchronen Kopfbewegungen gehen durfte, war das noch nicht passiert, und der Hauptgrund dafür war eigentlich, dass sie noch vier Namen auf ihrer Liste hatten.
    »Was ist denn mit denen«, fragte Bäckström und schaute kurz auf die Liste. Kenn ich alle nicht, dachte er.
    Ein leicht gemischtes Kompott, wie Knutsson sich ausdrückte. Der Erste von den vieren arbeitete bei der Ordnungspolizei der Nachbargemeinde, war aber mehrmals über längere Zeiträume hinweg als Schießlehrer an der Polizeischule in Växjö tätig gewesen. Zwei Jahre zuvor hatte eine seiner Schülerinnen ihn wegen sexueller Belästigung und wegen Briefen und Anrufen mit den üblichen Angeboten angezeigt. Die Anzeige war nach nur einem Monat zurückgezogen worden, und die Schülerin war von der Schule abgegangen. Als der Internermittler an sie herangetreten war, hatte sie nicht antworten wollen, weshalb die Ermittlungen gegen den Schießlehrer eingestellt worden waren. Der Lehrer dagegen war noch im Amt und hatte noch im Mai zusammen mit Linda und ihren Klassenkameraden auf dem Schießgelände gestanden.
    »Er scheint als Kollege und Lehrer allgemein geschätzt zu werden«, sagte Knutsson. »Aber natürlich…« Knutsson runzelte die Stirn.
     
    Die Anzeige gegen Kollegen Nummer zwei war noch älter. Im Zusammenhang mit seiner nun fünf Jahre zurückliegenden Scheidung hatte seine damalige Frau ihn wegen Misshandlung angezeigt.
    Auch diese Anzeige war zurückgezogen und die Ermittlungen waren nach und nach eingestellt worden.
    »Aber er war einige Monate beurlaubt«, sagte Thoren. »Während die Ermittlungen noch liefen. Dann hat er wohl mit Hilfe der Gewerkschaft von seinem Arbeitgeber Schadenersatz einklagen können. Sie sind nun übrigens geschieden. Er und seine Exfrau«, fügte Thoren hinzu.
    »Und was macht er jetzt?«, fragte Bäckström. Die Weiber sind doch alle gleich, dachte er.
    »Er arbeitet natürlich wieder«, sagte Knutsson, der sogar überrascht aussah.
    »Der Nächste bitte«, sagte Bäckström. Schön zu hören, dachte er.
    Der dritte Kollege hatte sich in seiner Freizeit als Jugendtrainer für Fußball, Hockey und Handball engagiert. In seinen jüngeren Jahren war er selbst ein hervorragender Mannschaftssportler gewesen, hatte für die schwedische Nationalmannschaft gespielt, außerdem Eishockey in der zweiten Liga. Eine seiner Mannschaften war ein Mädchenteam gewesen, dessen Mitglieder zwischen dreizehn und fünfzehn waren. Die Eltern eines Mädchens hatten ihn angezeigt, weil er sich angeblich mehrere Male vor den Augen ihrer Tochter entblößt hatte. Einerseits im Umkleideraum nach dem Training, andererseits, als er und die Mädchen und einige Eltern eine Woche in einem Trainingslager verbracht hatten.
    Die Geschichte hatte sehr viel Staub aufgewirbelt und sogar in den Hauptstadtzeitungen Schlagzeilen gemacht. Am Ende war jedoch nicht viel dabei herausgekommen, und auch hier waren die Ermittlungen schließlich eingestellt worden. Das betreffende Mädchen hatte mit dem Fußball aufgehört, sie und ihre Eltern waren in eine andere Stadt gezogen. Besagter Kollege und Trainer hatte als Trainer aufgehört, obwohl die anderen Jugendlichen und ihre Eltern alle auf seiner Seite gestanden hatten. Danach war er über ein halbes Jahr lang krankgeschrieben gewesen, ehe er

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