Moerderische Idylle
nein.«
»Unten in Schonen rennt ein mit einem Automatgewehr bewaffneter Irrer durch die Gegend«, sagte der Chef der Zentralen Kriminalpolizei. »Ich habe eine ganze Heerschar hingeschickt, um ihn festzunehmen. Ohne Vorwarnung sind wir in Stufe Rot gelandet, und da du mit deinen sogenannten Kollegen offenbar nicht den Arsch hochkriegst, werde ich jetzt kommen, und ich muss noch einmal umdisponieren, wenn die Heerschar auch nach Växjö soll.«
»Ja, ich habe schon verstanden«, wandte der Bezirkspolizeichef ein, »aber es ist nun zufällig so…«
»Habt ihr euch wenigstens die Mühe gemacht und überprüft, ob es sich um denselben handelt«, fiel der Zettkazeh ihm ins Wort.
»Jetzt verstehe ich aber nicht so ganz, was du meinst«, sagte der Bezirkspolizeichef.
»Wieso ist das so verdammt schwer zu kapieren«, knurrte Nylander. »So verdammt weit ist es doch nicht von Växjö bis Lund, und in der Welt, in der ich lebe, ist es unleugbar ein seltsames Zusammentreffen.«
»Ich bin überzeugt davon, dass irgendwer hier geprüft hat, ob es einen Zusammenhang gibt, meine ich«, antwortete der Bezirkspolizeichef. »Und wenn du willst…«
»Ist Äström da«, fragte plötzlich der Zettkazeh.
»Hier?«, fragte der Bezirkspolizeichef. Sicher meint er Bäckström, dachte er. Was immer der hier auf meinem Landsitz zu suchen haben sollte. »Nein, Bäckström ist nicht hier«, antwortete er. »Ich bin draußen auf dem Land. Ich habe nur das Mobiltelefon hier«, erklärte er.
»Auf dem Land«, wiederholte der Zettkazeh. »Du bist auf dem Land?«
»Ja«, sagte der Bezirkspolizeichef, und ehe er noch mehr sagen konnte, hatte Nylander aufgelegt.
Knutsson und Thoren hatten offenbar nicht das gesamte Wochenende im Kino verbracht. Nach der Morgenbesprechung erschienen sie in Bäckströms Zimmer, um ihre neuesten Überlegungen vorzutragen.
»Wir haben uns überlegt, was du gesagt hast, Bäckström. Dass wir nicht ausschließen können, dass wir nach einem Kollegen suchen«, sagte Knutsson.
»Ja, oder nach einem angehenden Kollegen«, sagte Thoren.
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Bäckström. Die puren Idioten, dachte er.
Knutsson und Thoren zufolge war der eigentliche Grundgedanke nicht ohne. Unter den Serienmördern in den USA gab es zum Beispiel viele Beispiele dafür, wie sie ihre Opfer in Sicherheit wogen, indem sie sich als Polizisten ausgaben. Der bekannteste der modernen Kriminalgeschichte, sagte derselbe Gewährsmann, war offenbar Ted Bundy gewesen.
»Muss unschlagbar sein, wenn man das Vertrauen eines Mädels gewinnen will«, sagte Knutsson.
»Sich als Polizist auszugeben«, verdeutlichte Thoren.
»Ja«, sagte Bäckström. »Aber wir sollten mit denen anfangen, die wirklich bei der Polizei sind. Dann brauchen wir uns keine Sorgen mehr darüber zu machen, dass mitten in der Nacht ein falscher Kollege bei einer angehenden Kollegin auf der Matte gestanden haben könnte.« Hornochsen, dachte er.
Auch bei den echten Polizisten ließen sich allerlei Leckerbissen finden. Wenn man in der Zeit zurückging, fand man zum Beispiel den landesweit bekannten Hurvamann, den ehemaligen Kollegen Tore Hedin, der elf Menschen ermordet hatte, nachdem er seiner Freundin Handschellen angelegt hatte und deswegen vom Dienst suspendiert worden war.
»Daran erinnerst du dich doch sicher, Bäckström. Das war doch schon zu deiner Zeit, 1952«, sagte Knutsson unschuldig.
»Wenn wir mit dem Växjö der Gegenwart anfangen könnten«, sagte Bäckström vergrätzt.
»Dann haben wir zehn Namen von Kollegen und angehenden Kollegen«, sagte Thoren und reichte ihm einen Computerausdruck.
»Sechs davon waren in der Mordnacht im selben Lokal wie Linda«, teilte Knutsson mit. »Drei Kollegen und drei Dienstanwärter, zwei von denen haben sich freiwillig gemeldet, ihre DANN abgeliefert und sind raus aus der Sache.«
»Und zwar die, die durchgestrichen sind und am Rand einen Haken haben«, erklärte Thoren.
»Wir haben sie aber der Vollständigkeit halber mit aufgeführt«, sagte Knutsson.
»Scheißegal«, sagte Bäckström. »Die anderen«, fragte er. »Warum haben die noch nicht gespeichelt?«
Aus unklaren Gründen, wie Knutsson und Thoren mitteilen konnten. Die wahrscheinliche Erklärung, den kurzen Vernehmungen zufolge, die Kollegin Sandberg mit ihnen allen durchgeführt hatte, war, dass sie sich nach drei Uhr, als der Täter bei Linda erschienen war, noch immer im Lokal aufgehalten hatten. Der Anwärter unter ihnen hatte
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