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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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angeschlossene Tonbandgerät ausgestellt. Er hatte die Diskette mit dem Gespräch herausgenommen und sie an seine Sekretärin weitergegeben, mit der Bitte, umgehend eine bezeugte Reinschrift zu erstellen.
     
    27
     
    Am folgenden Tag war es ihnen endlich gelungen, sich eine DANN-Probe von Lindas Nachbarn zu sichern, von Bibliothekar Marian Gross. An sich glaubte wohl niemand in der ganzen Ermittlertruppe, dass er wirklich der Täter sein konnte, aber es ging hier ums Prinzip und die gute Sache. Niemand und schon gar keiner wie Gross sollte ungeschoren davonkommen, bloß weil er Ärger machte. Kriminalkommissar Jan Lewin hatte mit der Staatsanwältin gesprochen, die die alte Anzeige gegen Gross bearbeitet hatte. Er hatte auf die juristischen Möglichkeiten hingewiesen, die eine solche Anzeige doch immerhin eröffnete, und es war durchaus nicht schwer gewesen, die Staatsanwältin zu überreden. Im Gegenteil hatte sie ihr Erstaunen darüber zum Ausdruck gebracht, dass diese Kleinigkeit nicht schon längst erledigt worden war. Und auf jeden Fall konnten sie ihn einfach abholen, und wenn er die Probe nicht freiwillig hergab, dann mussten sie trotzdem eine besorgen.
    Von Essen und Adolfsson waren mit dieser Aufgabe betraut worden, und nach dem üblichen Testtritt hatte Gross freiwillig seine Tür geöffnet, Schuhe angezogen und sie auf die Wache begleitet. Genau wie beim ersten Mal hatte er auf der ganzen Fahrt kein Wort gesagt.
    »Sieh an, Gross«, sagte Lewin und musterte ihn mit freundlicher Miene. »Die Staatsanwaltschaft hat beschlossen, dass wir eine DANN-Probe von dir brauchen. Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es da zwei Möglichkeiten. Entweder schiebst du dir freiwillig dieses Wattestäbchen hier in den Mund und bewegst es vorsichtig an der Innenseite deiner Wange hin und her, oder wir rufen einen Arzt, und der kommt und sticht dir in den Arm, während die Kollegen hier alles überwachen.«
    Gross sagte kein Wort. Er starrte sie nur sauer an.
    »Ich deute dein Schweigen so, dass ich einen Arzt rufen soll«, sagte Lewin und hörte sich gleichbleibend freundlich an. »Dann könnt ihr Jungs unseren Doktor Gross so lange mitnehmen und in eine Zelle stecken, während wir auf den Arzt warten.«
    »Ich verlange, das selbst machen zu dürfen«, schrie Gross und streckte die Hand nach dem Reagenzglas mit dem Wattestäbchen aus, das auf Lewins Schreibtisch lag. Nach getaner Tat lehnte er Lewins Angebot ab, in seine Wohnung zurückgefahren zu werden, und stürzte aus der Wache.
     
    Einige Stunden darauf ließ er von sich hören, in Gestalt eines Boten, der an der Rezeption der Wache eine Anzeige wegen groben Übergriffs in einem laufenden Verfahren ablieferte. Die Anzeige richtete sich gegen die Staatsanwältin, Kriminalkomissar Olsson, Kriminalkommissar Lewin, Polizeiinspektor von Essen und Polizeiassistent Adolfsson. Die Rezeptionistin legte die Anzeige zur Weiterbeförderung an den Internermittler in die Hauspost, und alles war im Großen und Ganzen wie immer, wenn Gross die Wache von Växjö besucht hatte.
     
    Überhaupt lief die Speichelaktion über alle Erwartungen gut. Ein jüngeres, an Statistik interessiertes Mitglied der Ermittlertruppe hatte einen großen Zettel ans Schwarze Brett geklebt, wo in Tabellenform der Fortgang der Arbeit verfolgt werden konnte. Die Anzahl der Personen in Växjö und Umgebung, die gespeichelt hatten, lag bereits jenseits der hundert. Die Hälfte davon war schon im Labor untersucht worden, und alle konnten abgeschrieben werden. Nur Gross hatte sich ernstlich widersetzt. Zwei lokale Gauner hatten sich sogar von selbst gemeldet und ihre Dienste angeboten.
    Die einzige Wolke an diesem kriminaltechnischen Himmel bestand nun aus den eigenen Kollegen.
    Die drei, die im Lokal gewesen waren, hatten sich zuerst geweigert. Nach persönlichen Gesprächen hatten zwei dann nachgegeben, der dritte aber hatte sich an die Gewerkschaft gewandt und weigerte sich noch immer. Er hatte mitgeteilt, dass er außerdem mit dem Gedanken spiele, Bäckström und die anderen sogenannten Kollegen von der Zentralen Kriminalpolizei beim Justizombudsmann anzuzeigen. Und sei es auch nur, damit sie auf diese Weise ein paar juristische Grundkenntnisse gewinnen könnten. Beim Polizeianwärter war die Sache noch einfacher. Trotz wiederholter Anrufe in seiner Wohnung und auf seinem Mobiltelefon hatten sie ihn bisher nicht erreichen können. Sie hatten mehrere Mitteilungen hinterlassen, aber bisher war noch

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