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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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fragte Bäckström. Schließlich bin ich der Chef, dachte er.
    »Es geht so seinen Gang, danke der Nachfrage«, sagte Knutsson.
     
    Knutsson zufolge herrschte bei den Ermittlern Sonntagsruhe, während die DANN-Kontrollen trotzdem nach Plan liefen. Bisher hatten sie an die fünfzig Personen speicheln lassen. Alle hatten sich freiwillig gemeldet, niemand hatte Ärger gemacht, und die Hälfte konnte schon aus den Ermittlungen gestrichen werden. Im Labor wurde auf Hochdruck gearbeitet, und der Mord an Linda lag ganz oben auf dem Stapel der Fälle mit höchster Priorität.
    »Den Rest kriegen wir in der nächsten Woche«, sagte Thoren. »Und wir bekommen ja auch die ganze Zeit neue rein. Den Knaben werden wir uns schon schnappen, vor allem wenn es so ist, wie du glaubst, Bäckström.«
    Was soll das denn, dachte Bäckström. Natürlich ist es so. Wo ist das Problem?
    »Was habt ihr denn heute Abend vor?«, fragte Bäckström. Was bleibt mir schon für eine Scheißwahl, dachte er.
    »Einen Bissen essen«, sagte Thoren.
    »An einem ruhigen Ort«, fügte Knutsson hinzu.
    »Und dann wollten wir vielleicht ins Kino gehen«, sagte Thoren.
    »Die zeigen im Kino in der Stadt eine richtig gute Wiederaufnahme«, erklärte Knutsson.
    »Bertolucci. Neunzehnhundert«, sagte Thoren.
    »Teil eins«, erklärte Knutsson. »Das ist einwandfrei der bessere. Der zweite hat doch ein paar Längen. Oder wie siehst du das, Peter?«
    Die sind bestimmt schwul, dachte Bäckström. Egal, was die und alle Kollegen über all die Frauenzimmer erzählen, mit denen die gevögelt haben sollen, müssen die schwul sein. Wer würde sonst nach Växjö fahren, um ins Kino zu gehen?
     
    Als Bäckström ins Hotel zurückkehrte, nach einem kurzen Zwischenstopp in einem Straßencafe in der Storgata und zwei großen Bieren, rief er Rogersson an. »Die Lage«, fragte Bäckström.
    »Prima, wenn du mich fragst«, sagte Rogersson. »Aber der kleine Egon machte keinen so munteren Eindruck«, fügte er hinzu. »Willst du die kurze oder die lange?«, fragte er.
    »Die kurze«, sagte Bäckström. Was zum Teufel redet der da, dachte er.
    »In dem Fall hat er die Ruder eingezogen, fertig gepaddelt, wenn man das so sagen kann«, erklärte Rogersson.
    »Was zum Teufel redest du da«, sagte Bäckström empört. Egon, dachte er.
    »Er schwamm mit dem Bauch nach oben, und ich habe ihn angestupst, aber er hat keine Flosse gerührt«, sagte Rogersson.
    »Was zum Teufel redest du da«, fragte Bäckström. »Und was hast du dann gemacht?«
    »Ich habe ihn ins Klo gespült«, sagte Rogersson. »Was hätte ich denn tun sollen? Ihn in die Gerichtsmedizin schicken, oder was?«
    »Aber woran kann er denn gestorben sein, zum Teufel«, fragte Bäckström. Zu essen hatte er doch mehr als genug, dachte er. »Vielleicht war er deprimiert«, sagte Rogersson und lachte.
     
    Am Samstagabend hatte Bäckström für Egon Leichenwache gehalten, und am Sonntag hatte er das Frühstück verschlafen und alle noch vorhandenen Kräfte in ein spätes Mittagessen gesteckt. Seine ärgste Trauer hatte sich gemildert, und nachmittags unternahm er einen neuen Versuch, Carin zu erreichen, doch wieder hörte er nur die muntere Stimme ihres Anrufbeantworters.
    Was zum Teufel ist denn bloß los, dachte Bäckström und öffnete noch eine Dose von dem mitgebrachten Bier. Die Leute scheinen sich nicht mehr umeinander zu kümmern, und jedenfalls kümmert sich kein Arsch um einen schlichten Schutzmann, dachte er. Außerdem war es die letzte Dose.
     
    26
     
    Am frühen Montagmorgen am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli, rief der Chef der Zentralen Kriminalpolizei den Bezirkspolizeichef von Växjö an und war besorgt.
     
    Der Bezirkspolizeichef war früh aufgestanden, hatte gefrühstückt und danach den angenehmen Schatten auf der Rückseite seines schönen Sommerhauses aufgesucht. Klappte vor dem hohen Steinsockel einen bequemen Liegestuhl auf und las in Ruhe und Frieden die Morgenzeitung, während er ab und zu an einem Glas selbst gemachten Himbeersafts mit sehr viel Eis nippte. Unten am Bootssteg lag platt wie eine Flunder seine Frau und sonnte sich den Rücken. Die sind nicht wie wir, dachte der Bezirkspolizeichef liebevoll, und im selben Moment klingelte sein Telefon.
    »Nylander«, sagte Nylander kurz. »Habt ihr ihn endlich gefunden?«
    »Die Ermittlungen laufen auf vollen Touren«, sagte der Bezirkspolizeichef. »Aber als ich zuletzt mit meinen Kollegen gesprochen habe, hatten sie ihn noch nicht,

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