Moerderische Idylle
poetisch.
Bäckström hatte Kollegin Sandberg zu sich gerufen, obwohl er sie inzwischen schon ziemlich satthatte.
»Bitte setz dich«, sagte Bäckström und nickte in Richtung des freien Sessels. »Ich will die Kollegen und den Aspiranten, die im Lokal waren, speicheln lassen.«
Sandberg hatte natürlich Einwände. Die Weiber sind doch alle gleich, dachte Bäckström, und wenn er genauer hinsah, dann schien auch dieses Exemplar so ziemlich durchzuhängen. Und zwar an mehreren Stellen.
»Die sind doch alle bis mindestens halb vier geblieben«, sagte Sandberg. »Falls du meine Vernehmungsprotokolle liest. Und ich war selbst da und habe während des Abends mit allen geredet. Mehrmals sogar, und als ich gegen vier nach Hause bin, waren die drei Kollegen noch da, und der Anwärter war erst vor kurzem gegangen. Und vorher hatte er sich noch verabschiedet.«
»Jaja, sicher«, sagte Bäckström und nickte betrübt. »Was ich nicht begreife, ist, was das mit dem Fall zu tun haben soll.«
»Nach dem, was heute Morgen bei der Besprechung gesagt wurde, und diese Schiene wird doch offenbar von dir und Enoksson verfolgt, ist der Täter schon gegen drei Uhr bei Linda aufgetaucht.«
»Aber genau wissen wir das nicht«, sagte Bäckström. »Alles, was der Onkel Doktor sagen kann, ist, dass sie zwischen drei und sieben Uhr gestorben sein muss.«
»Aber wenn er gegen fünf abgehauen ist, als die Zeitung kam«, beharrte Sandberg. »Wenn wir bedenken, was er alles gemacht hat. Wie hätte er das schaffen sollen?«
»Das wissen wir ja nicht«, sagte Bäckström. »Das glauben wir. Also lass sie allesamt speicheln. Freiwillig natürlich und so schnell wie möglich.«
»Hab schon verstanden, Bäckström.« Sandberg sah ihn sauer an.
»Wie gut«, sagte Bäckström. »Und dann haben wir noch drei andere, die speicheln müssen.« Um den geilen Pavian in Göteborg können die Kollegen da unten sich ja wohl kümmern, dachte er.
»Wen denn«, fragte Sandberg und schaute ihn misstrauisch an.
»Andersson, Hellström, Claesson«, sagte Bäckström. »Sind die Namen bekannt?«
»Dann fürchte ich, dass wir Probleme kriegen«, sagte Sandberg. »Ich hoffe, dir ist das Risiko bewusst, dass Claesson sich umbringt, wenn du ihn in diese Geschichte hineinziehst.«
»Eben deshalb wäre es ganz hervorragend, ihm die Chance zu geben, sich so schnell wie möglich reinzuwaschen«, sagte Bäckström. »Dann braucht er sich auf den Gängen nicht das ganze Scheißgerede anzuhören.«
Nach einem leichten Mittagessen, bestehend aus grünem Salat, sonnengereiften Tomaten und einer Flasche Mineralwasser, hatte der Bezirkspolizeichef seine Überlegungen beendet und rief einen alten Bekannten an, der bei der Säpo beim Verfassungsschutz arbeitete.
»Es ist nicht so ganz einfach, darüber zu reden«, sagte er als Erstes. Und zehn Minuten später hatte er die ganze Geschichte erzählt.
»Der scheint einfach aus dem Gleichgewicht geraten zu sein«, fasste der Bezirkspolizeichef die Lage zusammen.
Sein Bekannter fand es ganz großartig, dass er anrief. Ohne auch nur mit einer Silbe verraten zu dürfen, warum, sei es doch dienstlich wichtig und schon an sich interessant und für die Arbeit des Verfassungsschutzes relevant.
»Das Allerbeste wäre natürlich, wenn du ein paar Zeilen dazu schreiben könntest«, sagte der Bekannte des Bezirkspolizeichefs. »Wir werden sie natürlich überaus diskret behandeln, du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen deshalb.«
»Lieber nicht«, sagte der Bezirkspolizeichef und hörte sich so skeptisch an, wie er sich fühlte. »Ich hatte gehofft, dieses Gespräch reiche, und wo wir doch alte Bekannte sind, habe ich eben dich angerufen.«
»Das kann ich ja so gut verstehen«, sagte der Bekannte und lachte fast herzlich. »Wir vergessen die Sache also. Unser kleines informelles Gespräch reicht vollkommen.«
»Ja«, sagte der Bezirkspolizeichef. »Aber wenn die Lage sich verschärft, stehe ich natürlich zu dem, was ich gesagt habe.«
»Natürlich, natürlich, auf eine andere Idee wäre ich doch nie im Leben gekommen«, sagte der Bekannte und lachte womöglich noch herzlicher.
Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, war der Bezirkspolizeichef zum Steg hinuntergegangen, um sich abermals davon zu überzeugen, dass seine Gattin in der Sonne nicht eingeschlafen war. War sie nicht. Dagegen hatte sie sich umgedreht. Sein Bekannter beim Verfassungsschutz hatte derweil das an sein Telefon
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