Mörderische Kaiser Route
ab.“ Er nippte nachdenklich an seinem Kaffee. „So ist es dem armen Kerl gestern auch ergangen.“
„Pech gehabt oder hat jemand nachgeholfen?“ Neugierig stellte ich dem Kommissar die Frage und achtete nicht auf den mahnenden Blick, den mir Dieter zuwarf. Küpper lächelte kurz.
„Wenn wir das wüssten, wären wir ein großes Stück weiter. Wir haben zwar viele Gaffer am Unglücksort gehabt, aber niemand will gesehen haben, wie der Mann ins Wasser geraten ist. Wir wissen noch nicht einmal seinen Namen.“
Der Kommissar schwieg und beobachtete die höfliche Bedienung, die die Getränke für Dieter und mich brachte und vor uns abstellte. Der Bernhardiner hatte mir das Stichwort gegeben.
„Wegen diverser Namen wollte ich eigentlich mit Ihnen sprechen, Herr Küpper.“ Ich kramte aus meinem Rucksack die gefaxte Namensliste. „Hier gibt es einige Typen aus dem Bereich Düren, von denen ich gerne wissen würde, was es mit ihnen auf sich hat.“
Bahn sah mich verwundert an.
„Wozu?“, fragte er statt Küpper.
Das war so eine Frage, die ich überhaupt nicht mochte. ,Wozu?’ Ich wollte doch nicht alle Welt über meine Gedanken aufklären. Man sollte mir gefälligst meine Bitte erfüllen und ich würde dafür sorgen, dass mein Wissen nicht missbraucht würde.
Aber Küpper spielte nicht mit.
„Warum?“, wollte er von mir wissen.
Ich gab mich geschlagen und seufzte: „Weil ich vermute, dass die hier aufgelisteten Männer und Frauen in einen Todesfall verstrickt sein könnten. In dem für sie günstigsten Falle sind sie bloß Zeugen. Im ungünstigsten Falle haben sie sich allerdings des Mordes oder der Beihilfe zum Mord schuldig gemacht.“
Aufmerksam überflog der Kommissar daraufhin die Namen und schüttelte bedauernd den Kopf.
„Im Moment sagen sie mir nichts.“ Ungefragt und ohne meine Einwilligung gab er das Fax an den Journalisten weiter, der neugierig las.
Aber auch Bahn wusste nichts mit den Namen anzufangen.
„Warum soll es Ihnen auch besser gehen als uns?“, meinte er lakonisch. Er grinste uns grüblerisch an. „Aber vielleicht können Sie uns helfen.“
Die Polizei habe ein Porträt des Toten angefertigt, erklärte er, das morgen in den Tageszeitungen veröffentlicht werde. „Kennen Sie ihn vielleicht?“ Bahn hatte aus seiner Lederjacke ein Foto gezogen, das er mir vor die Nase hielt. „Das ist unser unbekannter Toter.“
Ich schaute zunächst mit wachsender Verwunderung das Foto an und dann zu Dieter, der ebenso wie ich nachdenklich die Stirn runzelte.
„Er ist’s“, sagte er schließlich bestätigend. Wie ich, so hatte auch mein Freund den Toten als den Zottelbär wieder erkannt, der uns in dem Hotel in Fröndenberg als Begleiter des vermeintlichen Zuhältertyps aufgefallen war.
Aber nicht nur dort hatte ich ihn gesehen. In meiner fast schlaflosen Nacht war er mir wieder in den Sinn gekommen.
„Der war auch auf der Wewelsburg, als dort wegen des toten Bruders von Roswitha Thiele ermittelt wurde“, sagte ich. Als ich mit Kommissar Dietrich vor der Tür zum Versammlungsraum gestanden hatte, hatte ich ihn für einen Augenblick sehen können. „Ich habe keinen Zweifel, der Kerl hat uns mit seinem Begleiter in Fröndenberg genervt und war auch auf der Wewelsburg“, bekräftigte ich nochmals.
„Dann müsste sein Name doch auf der Liste verewigt sein“, folgerte Dieter, der sich schnell verbesserte, bevor ich es tat. „Dann könnte er verewigt sein.“ Es müsste doch möglich sein, eventuell mittels der Adressen herauszufinden, wer dieser Mann war.
„Der stammt bestimmt aus der Gegend“, vermutete mein Freund.
„Aber nicht aus Düren“, schaltete sich Bahn schnell ein, „den würde ich kennen.“
Auch der Bernhardiner wollte keinen der Namen dem Toten zuordnen.
„Aber wir haben jetzt wenigstens einen kleinen Ansatzpunkt“, tröstete er sich.
Als Gegenleistung für mein Wissen bot er uns an, seinen Kollegen in Aachen das Porträt des Toten zu übermitteln. „Vielleicht kann er ja in Aachen identifiziert werden.“
Bereitwillig überließ ich ihm das Papier. Böhnke würde mir sicherlich eine Kopie seines Faxes geben.
„War diese Liste etwa der einzige Grund, weshalb Sie mich sprechen wollten, Herr Grundler?“, fragte der Kommissar interessiert. „Oder hatten Sie noch etwas anderes auf dem Herzen?“
Ich verneinte. Mir sei es tatsächlich ausschließlich nur um die Namen gegangen, versicherte ich Bahn und Küpper. Schnell verabschiedeten wir uns. Wenn
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