Mörderische Kaiser Route
wen Sie sich interessieren. Und dann schreibe ich das, was ich will, ohne Sie zu fragen. Sie haben Ihre Chance gehabt. Jetzt bin ich am Zuge.“ Mit der Zusage, gegenseitig im Gespräch zu bleiben, beendeten wir das Telefonat, nach dem ich mich unbehaglich fühlte.
Der Journalist hatte es bestimmt faustdick hinter den Ohren und war doch nicht der oberflächliche Springinsfeld, nach dem er aussah. Schon zwei Minuten später rief Bahn wieder an. Als gäbe es überhaupt keine Probleme, erklärte er mir, dass der Fernsehkollege ohnehin bald nach Aachen ins WDR-Studio müsse und bei dieser Gelegenheit den Film in der Kanzlei abliefern würde.
Diese Ankündigung erfreute auch Böhnke, den ich kurz darauf mit seinem Rückruf an der Strippe hatte.
„Wir sollten uns den Streifen gemeinsam ansehen“, schlug er vor, nachdem ich ihn ausführlich informiert hatte, „am besten bei mir im Präsidium.“ Sein Vorschlag gefiel mir überhaupt nicht. Warum sollte ich umherfahren?
„Der Weg von der Soers zur Theaterstraße ist auch nicht länger als der Weg von der Theaterstraße in die Soers“, maulte ich. „Aber wir haben in der Soers mehr technische Möglichkeiten als Sie an der Theaterstraße“, entgegnete Böhnke bestimmend. „Oder können Sie aus der Kanzlei einen Fahndungsaufruf an alle Polizeistellen im Lande einschließlich eines gefaxten Bildes losschicken?“
Mangels besserer Argumente gab ich mich geschlagen. Er solle mich gegen siebzehn Uhr abholen lassen, knurrte ich. Bis dahin würde ich den Film bekommen haben und bis dahin hatte ich Zeit, ihn mir auch schon einmal in Ruhe anzusehen.
Immer wieder betrachtete ich die Abbildung in der Zeitung, auf der Karl Schlingenhagen und die Dicklippe zu erkennen waren.
Was für einen Grund konnten die beiden haben, ausgerechnet in Düren dabei zuzusehen, wie der schmuddelige Münstermann in der Rur langsam absoff? Die Antwort auf diese Frage war wahrscheinlich sehr einfach. Ich hätte sie gerne von Karl dem Großen gehört. Das Telefon rüttelte mich wieder wach. „Heute ist der Tag der Journalisten“, lästerte Sabine, bevor sie mich mit dem AZ-Reporter verband. Der Mann verhieß nichts Gutes. Wenn er mir in die Quere kam, war Ärger programmiert. „Was gibt’s?“, fragte ich barsch statt einer Begrüßung. „Wohl schlecht geschlafen?“, lästerte der Schreiberling frech zurück. „Oder liegt Ihnen Schlingenhagen im Magen als unverdaulicher Brocken?“
Am liebsten hätte ich geschwiegen, aber gerade dadurch hätte ich dem Journalisten indirekt zugestimmt. Er jedenfalls hätte mein Schweigen als Eingeständnis interpretiert. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte ich erneut.
„Sie können vielleicht mir und ich kann vielleicht Ihnen helfen“, bekam ich als Antwort. Vorab, so meinte der Schreiberling, mir erklären zu müssen, halte er es für seine Pflicht, mich darüber aufzuklären, dass er etwas über den Fall Schlingenhagen schreiben und er deshalb alle meine Äußerungen verwenden würde. „Ich verstehe nicht“, sagte ich, obwohl ich eine Vermutung hatte, „schießen Sie los!“
Er habe heute einen anonymen Anruf erhalten, berichtete der AZ-Reporter. Darin sei ihm mitgeteilt worden, dass der alte Schlingenhagen seine Firma an einen irischen Konzern verkaufen wolle. Die Kanzlei Schulz sei der Rechtsvertreter von Schlingenhagen, die zum einem diese Verkaufsabsicht unterstütze und die zugleich zu verhindern versuche, dass der Sohn von Schlingenhagen in die Geschäftsführung des Familienunternehmens einsteige. „Das ist ja interessant“, entfuhr es mir.
„ Stimmt’ s oder stimmt’s nicht?“, wollte der Schreiberling wissen und ich konnte ruhigen Gewissens antworten, dass die Mitteilung nicht stimme.
Dann könne er es ja so schreiben, folgerte der Journalist prompt.
„Die Gerüchte um die Firma Schlingenhagen werden von Tobias Grundler aus der Anwaltskanzlei Dr. Schulz als falsch bezeichnet.“
„Nein“, erwiderte ich streng, „das können Sie nicht schreiben. Seit wann nehmen Sie anonyme Anrufe ernst?“
Der AZ-Reporter lachte.
„Seitdem mich jemand angerufen und behauptet hat, die Alemannia habe Ärger mit dem Finanzamt und sei pleite.“
Jetzt bekam ich nach Jahren mein Fett weg für meine eigene Art der Informationsmitteilung. Dazu fiel mir wirklich nichts mehr ein.
„Aber im Ernst“, fuhr der Reporter beruhigend fort. „Üblicherweise reagiere ich tatsächlich nicht auf derartige Anrufe. Hier ist es etwas anderes, weil Ihr
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