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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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allerdings zwangsläufig zur Folge hatte, dass Bahn auf sein Gespräch mit dem tumben Zeitgenossen aus seiner Dürener Heimat verzichten musste.
    Seine Information, wonach sich der Kerl in der Nähe von Paderborn aufhalten sollte, traf durchaus zu. Unrichtig hingegen war die Annahme, Anton Köhnen habe sich dort mit Freunden getroffen. Oder hatte ich etwa ein falsches Verständnis von Freundschaft unter Männern?
    Diese Freundschaft war jedenfalls eine, die über Leichen ging, nämlich über die des Mannes aus Düren. Köhnen wurde tot in einem Gebüsch im Park von Schloss Neuhaus gefunden. Schüler einer benachbarten Schule für Behinderte hatten bei einem Spaziergang die Leiche gefunden. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes darüber gestolpert, als sie versucht hatten, ihrer Begleitlehrerin zu entwischen und sich zu verstecken. Die Erzieherin hatte sofort die Polizei alarmiert, die bei der Spurensuche schnell zu einem eindeutigen Ergebnis kam.
    Köhnen war, mit im Rücken gefesselten Händen, skrupellos exekutiert worden. Mit einem Genickschuss war ihm das Leben aus dem Leib gepustet worden. Der Fundort war allem Anschein nach auch der Tatort.
    Die Identifizierung der Leiche bereitete überhaupt keine Problem. Der Kommissar, der den Fall bearbeitete, hatte noch das Fax aus Düren mit dem Konterfei des Opfers auf seinen Schreibtisch liegen. Binnen weniger Minuten war die Kriminalpolizei in Aachen und Düren benachrichtigt, jedenfalls musste ich das annehmen, als mich Bahn anrief und mir den Sachverhalt schilderte.
    „Es ist verflixt, in Düren stirbt ein Typ aus Aachen unter mysteriösen Umständen, bei Paderborn wird ein Typ aus Düren kaltblütig hingerichtet.“ Bahn stöhnte. „Können Sie mir verraten, was das bedeuten soll?“
    „Nein“, antwortete ich kurz angebunden. Zum einen musste ich mir meine Notizen machen, zum anderen wurmte es mich, dass dieser saloppe Journalist aus Düren vor mir Informationen aus Kreisen der Polizei erhielt. Da sah ich keine Veranlassung, ihm mit meinen Gedanken auch noch auf die Sprünge zu helfen.
    „Ich auch nicht“, bekannte der Tageblatt-Redakteur freimütig und gab sich zuversichtlich. „Dann werde ich halt mein Glück ohne Ihre Unterstützung suchen.“ Gönnerhaft bot er mir an, sein Wissen mit mir zu teilen. „Gemeinsam werden wir die Nuss schon knacken“, meinte er forsch. Ich sei ja berühmtberüchtigt für die Aufklärung von Verbrechen.
    Ich schwieg zu dieser anscheinend schmeichelhaft gemeinten Bemerkung und kam rasch zum Ende des Telefonats. Ich brauchte Ruhe, um meine Gedanken neu zu sortieren nach den neuen Tatsachen aus Paderborn.
    ,Da hat Karl der Große uns etwas Schönes eingebrockt’, dachte ich mit einem Anflug von Ironie und musste über die Zweideutigkeit schmunzeln, die ich unbeabsichtigt von mir gegeben hatte.
    Es musste Zusammenhänge geben zwischen dem Toten aus Aachen und dem Toten aus Düren, die fern der Heimat sterben mussten. Ein Zusammenhang war jedenfalls unverkennbar. Die Männer standen beide auf der Liste des Freundschaftstreffens auf der Wewelsburg, beide waren außerdem in Düren gewesen: Der Aachener Münstermann als vergeblich um sein Leben kämpfender Schwimmer, der Dürener Köhnen als Gaffer am Ufer, als einer der vielen, wie auch Schlingenhagen und dessen dicklippiger Freund aus Westfalen. Das war für mich nicht mehr nur ein Zufall, da bestanden Querverbindungen, die ich herausfinden musste.
    „Warum eigentlich?“, fragte mich Dieter, den ich in meine Überlegungen einweihte. Er hatte sich in den Sessel vor meinen Schreibtisch gesetzt und sah mich müde an. Von der Urlaubsfrische war bei ihm nichts mehr zu spüren. Ich starrte ihn entgeistert an. Tat er so blöd oder war er es tatsächlich?
    „Ich versuche, deinen besten Mandanten bei der Stange zu halten“, erinnerte ich ihn überflüssigerweise, denn das hätte mein Brötchengeber trotz seines fehlenden Kurzzeitgedächtnisses noch wissen müssen. „Außerdem stößt mir der Stacheldraht bei der Hohensyburg immer noch sauer auf, mein Freund.“
    Dieter nickte bedächtig, er hatte offenbar verstanden. „Und was willst du tun?“
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Ich werde momentan nicht viel tun können. Unsere Freunde von der Polizei sind gefordert, um Schlingenhagen oder die Dicklippe ausfindig zu machen.“ Ich grinste. „Die sollen endlich ihren besten Mann losschicken.“
    „Böhnke?“
    „Quatsch“, antwortete ich, „Kommissar Zufall.“
    Dieter und ich

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