Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten
– aber ein riesiger Industriezweig.« Rico verzieht das Gesicht. »So meine ich das.«
Peggy macht eine abwehrende Handbewegung. »Irgendwas ist doch immer.«
In diesem Moment kommt Holger herein, wirft einen grimmigen Blick in die Runde und läuft schnurstracks auf den Balkon.
»Was hat er denn?«, fragt Regina leise und Peggy zuckt die Achseln.
Holger kommt mit dem Grill in der Hand herein. »Scheiße, der ist noch heiß.« Er stellt ihn scheppernd in die Stubenecke und knallt die Balkontür zu. Dann öffnet er das Barfach der Schrankwand, zieht eine Flasche und ein Glas heraus, schenkt ein und trinkt. »Uah!« Mit einem satten Seufzer setzt er sein Glas ab. »Dass dieser Arsch nichts Besseres zu tun hat als seine Nachbarn zu belauern!«
»Wer?«, fragt Peggy.
»Na, der Fiedler von oben.« Holger sieht zur Decke und hält dann die Flasche in die Runde. »Eine Runde Goldbrand auf die guten alten Zeiten, als man noch in Ruhe feiern konnte!« Er holt Gläser aus dem Schrank und gießt sie randvoll. »Trinkt! Ich habe noch zehn Flaschen davon!«
Ratze ergreift als Erster ein Glas. »Hipp Hopp, rin innen Kopp!«
Sie prosten sich zu.
»Da fällt mir gerade ein …« Regina stellt ihr Glas ab und kramt in ihrer Tasche. »Ich hatte doch noch …«
Es klingelt erneut und Holger läuft rot an. »So, Fiedler! Jetzt lernste mich kennen!«
Peggy hält ihn zurück. »Lass mal lieber. Ich geh schon.« Sie rennt zur Tür.
»Ich hatte noch eine Flasche von dem Ost-Wodka«, murmelt Regina.
Zwei Minuten später kommt Peggy mit einer jungen Frau und einer Flasche Wodka herein.
»Hallo allerseits, ich bin die …« Sie stutzt und reicht dann Holger die Hand. »Hallo, Herr Schwarz.«
»Lisa!« Regina springt auf.
»Hallo Lisa, na, das ist ja eine Überraschung!«, freut sich Holger.
»Ihr kennt euch?«, fragt Regina verblüfft. »Das ist sie übrigens, meine Tochter. Willst du mich jetzt schon abholen?«
»Nein, nein.« Lisa begrüßt nun auch die anderen per Handschlag. »Ich wollte nur schnell die Pulle da vorbeibringen, Mutti. Die hast du zu Hause stehen lassen.«
»Dresden ist wirklich ein Dorf.« Holger lacht. »Lisa ist meine neue Auszubildende. Wir haben heute erst den Vertrag gemacht. Sie fängt am Montag bei mir an.«
»Ach wie schön!« Peggy klatscht in die Hände. »Ihr müsst wissen, Holger hat eine Sicherheitsfirma.«
»Genau.« Holger grinst zufrieden und holt die nächste Flasche aus der Schrankwand. »Sicherheitssysteme aller Art, Alarmelektronik, Datenschutz, Objektschutz, Personenschutz, Virenschutz.«
»Na bestens.« Regina sieht ihre Tochter an.
»Ich bin ja so froh, dass ich endlich eine Lehrstelle habe!« Lisa strahlt übers ganze Gesicht.
»Du trinkst doch einen mit uns, mein Mädchen?« Holger füllt ein weiteres Glas.
»Nein, danke.« Lisa schüttelt den Kopf. »Ich komme dann später wieder und hole die Mutti ab.« Sie reicht erneut allen die Hand. »Also bis dann!«
Peggy bringt Lisa zur Tür. »Ein wirklich nettes Mädel! Und trägt der Mutti den Wodka hinterher …«
»Den trinken wir später!« Holger macht die Gläser noch mal mit Goldbrand voll.
»Auf die Freundschaft«, sagt Rico.
»So schön, dass ihr alle hier seid!« Peggy seufzt zufrieden.
»Auf einem Bein kann man nicht stehen«, verkündet Holger und schenkt nach.
Ratze grinst breit. »Na, bald auch nicht mehr auf zweien.«
In diesem Moment klopft es lautstark von oben. Holger prostet der Deckenleuchte zu. »Darauf, dass wir immer einen Grund zum Feiern haben!«, grölt er.
Peggy trinkt hastig und kichert.
Regina öffnet den Wodka, trinkt direkt aus der Flasche und reicht sie an Rico weiter.
»Wisst ihr noch, wie die Russen sagen?« Rico hält die Flasche wie eine Trophäe in die Höhe.
»Skol!« Peggy unterdrückt ein Bäuerchen.
»Nee, das waren die anderen«, erklärt Regina.
Rico sieht zur Flasche auf. »Wodka ist Gift, Gift ist Tod, Tod ist Schlaf, Schlaf ist Gesundheit. Wollen wir auf unsere Gesundheit trinken!«
»Nastrovje!«, ruft Holger. »Kinder, lasst uns singen!«
Es ist schon fast drei Uhr morgens, als Lisa immer wieder die Türklingel drückt. Doch niemand öffnet ihr. Sie drückt anhaltend auf den Klingelknopf und beginnt, gegen die Tür zu klopfen – erst leise, dann immer lauter. Dann lauscht sie. Von drinnen ist kein Mucks zu vernehmen. Sie müssten doch mitbekommen, dass es klingelt.
In diesem Moment fliegt eine Etage höher eine Tür auf, und ein alter Mann eilt
Weitere Kostenlose Bücher