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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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hatten sie ihre Firma den Kindern übergeben und wollten endlich genießen, was sie sich aufgebaut hatten. Bloß das Heizöl spielte nicht mit.
    »Es ist alt geworden und stinkt, wenn es verbrennt«, sagte der Mann. »Ich hatte gehofft, dass wir um eine Tankreinigung herumkommen. Aber das scheint nicht der Fall zu sein. Tut mir leid, wenn wir gegen den Umweltschutz verstoßen haben.« Er wirkte aufrichtig zerknirscht, während er die Polizisten den Heizungsraum inspizieren ließ.
    »Hmpf«, machte Polizeihauptmeister Unger.
     
    Sie verließen das Ehepaar und statteten der Datsche nebenan einen Besuch ab. Haus Nummer   fünf, Familie Schuhmacher. Das Haus bestand aus Brettern, die einen Anstrich vertragen konnten. Die Hecke, die das Grundstück wie ein Festungswall umschloss, hatte in diesem Sommer noch keine Bekanntschaft mit einer Gartenschere gemacht. Neben einem Hackklotz lag ein Haufen Scheite, geschlagen vor einer halben Ewigkeit. Das Holz war silbrig grau wie eine Parkbank kurz vor dem Zusammenbrechen. Ein Beil steckte im Klotz, der Stiel schartig, die Klinge voll porösem Rost.
    »Sympathischer Zeitgenosse«, murmelte Unger.
    Der Mann, der sie angerufen hatte, öffnete ihnen in Unterhemd und Turnhose. Er hatte ein Frettchengesicht, das sich hinter einem Vieltagebart versteckte. Der Look schien von einem Brombeergestrüpp inspiriert zu sein.
    »Und?«, stieß er hervor. Seine Augen irrlichterten.
    Polizeihauptmeister Unger klärte ihn darüber auf, dass bei seinem Nachbarn alles in bester Ordnung war. Der Mann nahm es kopfschüttelnd zur Kenntnis. »Aber da ist Rauch   …«
    Der alte Polizist erklärte es ihm.
    »Komische Sache«, beharrte Schuhmacher.
    Als sie sich zum Gehen wandten, vernahmen sie aus dem Haus die Stimme einer Frau: »Manfred, was waren das für Leute? Was wollen sie? Wir geben nichts, sag ihnen das.«
    »Natürlich, Liebes«, murmelte der Mann.
    Kevin Kowalek konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Das war also nichts«, meinte er, als sie im Streifenwagen saßen. »Keine brennende Frau. Bloß schwarzer Rauch.«
    »Ich hab dem Braten gleich nicht getraut«, sagte Unger und gluckste, als ihm das Wortspiel bewusst wurde.
     
    Schwarzer Rauch, Gestank in der Luft und eine brennende Frau. Kevin Kowalek hatte ein Déjà-vu, als er das Telefonat entgegennahm. Es war eine Woche nach dem ersten Anruf. Am Apparat war derselbe Mann. Manfred Schuhmacher aus der Datschensiedlung am Rabenberg. Er erzählte die gleiche Geschichte wie beim letzten Mal: Mein Nachbar verbrennt seine Frau. Kommen Sie schnell und verhaften Sie ihn!
    »Sind Sie sicher?«, fragte Kowalek.
    »Macht ihr das nicht so, wenn jemand seine Frau ermordet hat   – ihn verhaften?«, kam es zurück.
    »Doch. Ich meinte, ob Sie sicher sind, dass Ihr Nachbar wirklich seine Frau verbrennt. Sie haben das schon einmal geglaubt, und es war absolut nichts an der Sache dran.«
    »Der Müller, links von mir, also der ist harmlos, da habe ich mich geirrt. Aber diesmal ist es mein anderer Nachbar, der Vieweg. Dem gehört das Haus rechts. Der hat auch keine Heizung mit ranzigem Öl, das qualmt. Er hat einen Kamin, das weiß ich genau. Ich hab’s selber gesehen. Bloß seine Frau, die habe ich jetzt schon seit Tagen nicht mehr gesehen.«
    Kevin Kowalek blickte seinen Kollegen fragend an. Polizeihauptmeister Unger starrte mit gerunzelter Stirn zurück. Er hatte genug von dem Gespräch mitbekommen, um sich zusammenzureimen, worum es ging. Der Spinner vom Rabenberg war wieder dran. Skepsis troff dem alten Beamten aus jeder Pore und wurde nur von seiner Unlust übertroffen, zur Mittagszeit den Polizeiposten zu verlassen. Er hatte sich gerade eine Dose Würstchen aufgemacht, verdammt!
    Andererseits, wenn jemand am helllichten Tag mitten im Sommer ein stinkendes Feuer meldete, würden sie diesem Hinweis nachgehen müssen. Keiner sollte ihnen nachsagen können, sie hätten nicht versucht, die Frau zu retten oder, na ja, wenigstens genug von ihr zu retten, damit die Rechtsmediziner etwas hatten, womit sie arbeiten konnten.
    Also ließ Unger seine Würstchen im Stich, wohl wissend, dass er es vermutlich bereuen würde.
     
    Der Rauch war wirklich dick und schwarz und stank wie etwas, das zu lange in der Hölle gelegen hatte.
    Kevin Kowalek zog auch diesmal seine Pistole, und der Polizeihauptmeister nickte ihm zu. Wenn etwas so abscheulich roch, konnte man nie wissen.
    Das Grundstück war von einer Hecke umgeben, durch die sie nicht hindurchsehen

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