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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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konnten. Aber sie vernahmen das Knacken und Knistern des Feuers, in das sich ein Fauchen mischte, wann immer die Flammen aufloderten. Kowalek stellte sich vor, wie spröde Knochen in der Hitze barsten und Mark ins Feuer tropfte, wo es die Flammen zischend zum Tanzen brachte. Im nächsten Moment wurde ihm schlagartig klar, dass sie das Feuer hören konnten, was hieß, dass es sich nicht um eine Feuerstelle im Haus handelte. Es war gleich hinter der Hecke. Kein Kamin, sondern ein Scheiterhaufen.
    Sie legten an Tempo zu, rannten um die Hecke, fanden das Gartentor. Kowalek trat mit dem Fuß dagegen, auch Unger zog jetzt seine Pistole. Sie hetzten über die Wiese, ließen das Haus links liegen. Der Rauch stieg aus dem hinteren Teil des Grundstücks auf. Ein Schuppen war dort, windschief, mit Moos auf dem Dach, und neben dem Schuppen stocherte ein Mann in einem Reisighaufen herum. Er trug eine Latzhose in schlosserblau und erstarrte, als er die Polizisten kommen sah.
    »Keine Bewegung!«, brüllte Kevin Kowalek.
    Der Mann, ein Rentner, ließ seine Mistgabel fallen. Er war aschfahl im Gesicht. Der leibhaftige Sensenmann hätte neben ihm wie ein Typ mit Sonnenbrand gewirkt.
    »Ich mach’s nie wieder«, versprach er mit zittriger Stimme.
    Der Gestank nahm ihnen den Atem.
    Während Kowalek den Frauenmörder mit der Waffe in Schach hielt, näherte sich sein Kollege dem Feuer. Der Polizeihauptmeister spähte in die Flammen. Dann presste er die Lippen zusammen und griff nach der Forke.
    Zwischen altem Laub und morschen Ästen förderte er einen Autoreifen zutage. Der Gummi glühte und stank wie die Pest.
    »Wirklich, ich mach’s nie wieder«, jammerte der Mann.
    »Was ist mit Ihrer Frau, Herr Vieweg?«, fragte Unger.
    »Die hat nichts damit zu tun.«
    »Schon klar. Aber wo ist sie?«
    »Beim Bäcker, Kuchen holen.«
    Kevin Kowalek steckte die Pistole ins Halfter zurück. Frauenverbrennung die Zweite, wieder ein Totalreinfall. Ganz toll. Ihr Tippgeber hatte sie doch nicht mehr alle.
    »Was wird jetzt mit mir?«, wimmerte der Rentner.
    »Nun bleiben Sie mal ruhig, Herr Vieweg«, sagte Polizeihauptmeister Unger. »Ist ja nichts passiert. Jedenfalls nichts, was sich nicht mit einem Stück Kuchen aus der Welt schaffen ließe.« Er zwinkerte dem konsternierten Rentner zu.
     
    »Der Bachmann verbrennt seine Frau!«
    Es war die dritte Woche, der dritte Anruf vom Rabenberg. Polizeimeister Kevin Kowalek verfluchte sich im Stillen dafür, dass er immer als Erster zum Hörer griff. Verflixter Diensteifer, nun musste er sich mit diesem Verrückten herumschlagen. Sein Kollege Unger war über solche Fehlgriffe hinaus. Saß seelenruhig am Schreibtisch, kippelte mit seinem Stuhl und mampfte eine Wurstsemmel.
    Die Stimme ihres Tippgebers, den sie inzwischen Manfred Panikmacher nannten, klang wie immer gefasst und ruhig. Er schien kein hysterischer oder paranoider Typ zu sein. Trotzdem, der Kerl hatte eindeutig einen an der Waffel.
    »Dem Bachmann gehört das Wochenendhaus hinter mir. Er und seine Frau kamen letzten Sonntag hier an. Er arbeitet jeden Tag im Garten. Seine Frau habe ich seitdem nicht mehr gesehen. Zwei gehen rein, einer kommt raus, verstehen Sie? Seit heute Morgen raucht der Schornstein. Schwarzer Rauch, jede Menge Ruß, muss ich noch mehr sagen?«
    Eindeutiger Fall von Hirnerweichung , dachte Kevin Kowalek. Dennoch war er unsicher. Was, wenn der Kerl diesmal Recht hatte. Auch ein Panikmacher fand mitunter ein Körnchen Wahrheit, oder?
    Polizeihauptmeister Unger schluckte den letzten Bissen seiner Wurstsemmel hinunter. »Wer ist dran?«, fragte er. »Der Verrückte vom Rabenberg? Reich ran!«
    Erleichtert, keine Entscheidung treffen zu müssen, gab Kowalek den Hörer an seinen Kollegen weiter. Der nahm ihn mit entschlossenem Griff entgegen   – und legte auf.
    »So«, brummte er. »Fall abgeschlossen.«
    Aber er irrte sich.
     
    Der vierte Anruf kam in der vierten Woche. Insgeheim hatte Kevin Kowalek darauf gewartet, und der Panikmacher vom Rabenberg enttäuschte ihn nicht.
    »Lassen Sie mich raten, Sie wollen ein Verbrechen melden.« Der Polizeimeister gab sich Mühe, seine Stimme nicht gelangweilt klingen zu lassen. Den Bürger ernst nehmen, wenigstens so tun als ob, das hatte er auf der Polizeischule gelernt. In irgend so einem Psychokurs.
    »Nein, ehrlich gesagt nicht«, kam es zurück.
    Kevin Kowalek machte seinem Kollegen ein Zeichen, sich in das Gespräch einzuklinken. Polizeihauptmeister Unger legte widerstrebend eine

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