Moerderische Schaerennaechte
war. Nun musste er es den ganzen Tag lang mit Monica aushalten, anstatt sich ins Außenministerium zu flüchten. Nora hatte beinahe Mitleid mit ihm.
Es klingelte an der Tür, und Nora nahm die Schürze ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sie hatte sich umgezogen und die strenge Bürokleidung gegen eine schwarze Hose und ein hübsches Top ausgetauscht. Ihr Haar war frisch gewaschen, und sie hatte sogar Zeit gehabt, die Wimpern nachzutuschen.
Unter gar keinen Umständen wollte sie Henrik oder seiner Mutter zeigen, wie sehr die Trennung sie mitgenommen hatte.
»Simon!«, rief sie. »Machst du auf? Deine Gäste sind da.«
Er kam aus dem Wohnzimmer gelaufen.
»Ist das Papa?«
Nora merkte, wie ihre Laune sank. Es gab ihr immer noch einen Stich, obwohl sie jetzt schon seit einem halben Jahr nicht mehr zusammen lebten. Wann würde das aufhören?, dachte sie. Wann würde Henrik zu einem Menschen werden, dessen Namen man erwähnen konnte, ohne dass sie sich schlecht dabei fühlte?
»Geh und sieh nach«, sagte sie und versuchte zu lächeln. »Ich muss noch schnell die letzten Kleinigkeiten erledigen.«
Simon lief zur Eingangstür, und sie hörte, wie er aufschloss.
Er war so stolz auf sein T-Shirt mit dem großen Bild von Spiderman auf der Brust. Am liebsten würde er es jeden Tag tragen.
»Adam«, rief sie. »Mach den Fernseher aus, die Gäste sind da.«
Keine Reaktion.
»Adam«, rief sie noch einmal. »Nun mach. Wir haben Besuch.«
»Hey, Papa!«, hörte sie Simon im Flur jubeln.
Henrik war da. Jetzt hieß es, den Stier bei den Hörnern zu packen. Nora atmete tief durch und setzte ein freundliches Gesicht auf, ehe sie die Küche verließ.
Als sie in die Diele kam, gefror ihr Lächeln. Henrik stand in der Tür mit Simon auf dem Arm. Hinter ihm entdeckte sie ein nur allzu wohlbekanntes Gesicht.
Marie.
Die immerhin so viel Anstand besaß, nervös auszusehen.
Henrik ging ein paar Schritte in die Wohnung hinein und setzte Simon ab.
»Marie ist auch mitgekommen, ich hoffe, das ist okay«, sagte er. »Sie wollte Simon so gern zusammen mit mir gratulieren.«
Nora schloss die Augen.
Sie konnte vor Simon nicht explodieren, so gern sie es auch getan hätte. Es war schlimm genug, dass sie Marie hin und wieder in ihrem alten Haus begegnete, aber sie auch noch in ihrer neuen Wohnung bewirten zu müssen, war wirklich das Letzte.
Sie wollte dieser Person überhaupt nicht begegnen.
Tief atmen, dachte sie, ganz ruhig und tief atmen. Reiß dich zusammen. Du schaffst das.
Gott sei Dank waren Schritte auf der Treppe zu hören. Thomas’ vertraute Stimme ertönte draußen, und Nora merkte, wie ihre Anspannung ein klein wenig nachließ.
»Ist hier drinnen irgendwo ein Geburtstagskind?«
Thomas kam herein, wie üblich ein Stück größer als die anderen, und streckte die Arme nach Simon aus, der sich von Henrik löste und in Thomas’ Arme lief.
»Wie geht es meinem Patensohn heute? Bist du jetzt ein großer Junge?«
Simon machte ein begeistertes Gesicht, und Nora war dankbar für die kleine Atempause, die Thomas’ Ankunft ihr verschaffte.
Hinter Thomas kam Pernilla, und Nora sah, dass sie die Situation sofort erfasste. Im Schutz von Thomas’ Rücken verdrehte sie die Augen und schnitt Grimassen in Henriks und Maries Richtung.
Zu allem Überfluss war nun Monica Lindes Stimme aus dem Fahrstuhl zu hören.
Nora konnte nicht anders, als über die ganze Misere zu lachen. Ach, wie hatte sie Henrik und seine Eltern satt. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass dies ein ganz neues Gefühl war. Dass es schön war, ihn los zu sein. Sie musste an den gestrigen Tag denken, als sie bei der Sache mit dem Schulbuch hart geblieben war.
Die Erinnerung daran tat gut.
Sie begrüßte ihre ehemaligen Schwiegereltern mit den obligatorischen Wangenküsschen und nahm ihnen die Jacken ab, die sie auf Kleiderbügel hängte.
»Nora, meine Liebe«, sagte Monica, die ein elegantes Kostüm mit kontrastierend gesäumten Jackenaufschlägen trug. Um ihren Hals hing eine doppelreihige Perlenkette, und sie roch nach französischem Parfüm.
Monica musterte sie kritisch.
»Wie geht es dir?« Sie trat einen Schritt zurück und runzelte die Stirn. »Dünn bist du geworden. Du musst besser auf dich achtgeben. Du weißt doch, dass Harald und ich gern babysitten, wenn es nötig ist. Nur weil ihr euch getrennt habt, müssen wir doch den Kontakt nicht verlieren. Wir haben die Jungen doch so lieb.«
Monica Linde blickte ihre Exschwiegertochter
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