Moerderische Schaerennaechte
mir leid«, sagte Nora kurz. »Sie ist eine gute Freundin meiner ehemaligen Schwiegermutter.«
Jonas sah amüsiert aus, als hätte er die Situation genossen.
»Sie denkt sicher, Sie hätten sich sofort in die Arme des nächstbesten Mannes geworfen. Und dabei bin ich nur Ihr Mieter.«
Etwas in der Art, wie er »nur Ihr Mieter« sagte, ließ Noras Herz tiefer rutschen.
»Guten Appetit«, erwiderte sie kurz.
Drei Gläser Wein später war ihre gute Laune zurückgekehrt. Es war lange her, dass Nora sich so ungezwungen unterhalten hatte.
Als sie aus der Taucherbar kamen, war es draußen dunkel. Die Septembernacht war tiefschwarz, und die wenigen Straßenlaternen spendeten nicht viel Licht. Wenn der Mond nicht gewesen wäre, hätten sie sich durch die engen Gassen vorantasten müssen.
Nora ging mit beiden Händen tief in den Jackentaschen vergraben. Die Temperatur war kräftig gefallen, und von der Spätsommerwärme des Nachmittags war nichts mehr zu spüren.
»Danke für den schönen Abend«, sagte Jonas neben ihr.
Er hatte eine Jacke übergezogen und rieb sich die Hände, um sie warm zu halten.
»Ich habe zu danken.«
Sie waren an Noras altem Haus angekommen und blieben vor der Gartenpforte stehen. Fünfzig Meter weiter lag die Brand’sche Villa, und Nora stellte fest, dass in Adams Zimmer Licht brannte, obwohl es fast halb zwölf war.
»Vielleicht wiederholen wir das bei Gelegenheit?«, fragte Jonas.
»Gern.«
Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf Noras Wange.
»Sie sind die netteste Vermieterin, die ich je hatte.«
Bei seinen Worten musste Nora lächeln.
»War das jetzt als Kompliment gemeint?«
»Worauf Sie sich verlassen können.«
Nora drehte sich um und ging mit einem unbekannten Gefühl freudiger Erwartung zu ihrem neuen Haus hinauf.
Tagebucheintrag November 1976
Heute sind die Fensterscheiben mit Eisblumen bedeckt. Die anderen schnarchen noch, aber ich kann nicht schlafen. Dazu tut mir alles viel zu weh. Gestern hatten wir den ersten Geländemarsch, mit voller Ausrüstung, über fünfzehn Kilo. Er hat den ganzen Tag gedauert, erst gegen Mitternacht sind wir zurückgekommen, vollkommen ausgepumpt.
Auf den letzten Kilometern hat der Uffz uns mit Stöcken auf den Rücken geschlagen, damit wir nicht im Wald zusammenbrechen. Es muss ausgesehen haben, als wären wir betrunken, wie wir da durchs Gelände getorkelt sind. Die Beine wollten nicht mehr, und mehrere von uns haben gekotzt, erst ich und dann Eklund und Erneskog.
Wir durften die ganze Zeit weder essen noch trinken, und alle haben Kratzer und Schürfwunden an Händen und Füßen, aber einige von uns hat es richtig übel erwischt. Andersson am schlimmsten.
Als wir wieder zurück waren, stellte sich heraus, dass seine Socken an beiden Füßen blutgetränkt waren. Am linken Fuß war die Haut bis auf den Knochen durchgescheuert, und der Strumpf war steif von getrocknetem Blut. Der Nagel des großen Zehs war schwarzblau.
Der andere große Zehennagel war abgefallen. Es gab kein Pflaster, also hatte er versucht, den Zeh mit Papier zu umwickeln, aber das war zerbröselt und hatte eine blutige Masse gebildet, die im Fleisch festgetrocknet war. Wenn wir seinen großen Zeh anfassten, hat er vor Schmerzen das Gesicht verzerrt.
Er saß auf dem Bett und hatte sich gerade die Hose ausgezogen, als der Uffz ins Zimmer kam.
Wir sprangen auf und nahmen Haltung an, und der Uffz baute sich vor Andersson auf und musterte dessen kaputte Füße. Dann wieherte er los und sah in Anderssons gequältes Gesicht.
»Hat er Aua, der Kleine?«, höhnte er. »Sollen wir die Mami anrufen, damit sie ihren Jungen verarzten kann?«
Andersson schüttelte den Kopf, ohne etwas zu sagen.
Der Uffz grinste zufrieden und ging.
»Du musst damit zum Sani«, flüsterte ich ihm zu, als der Uffz weg war.
Andersson schüttelte wieder den Kopf.
»Nach dem ersten Geländemarsch? Spinnst du? Die schicken dich nach Hause, wenn du jammerst, das weiß doch jeder.«
Er humpelte zum blechernen Verbandskasten an der Wand. Der Boden unter seinen Füßen färbte sich rot.
Sonntag (zweite Woche)
Kapitel 17
Die Digitaluhr zeigte siebzehn Minuten nach sechs, als Thomas die Augen aufschlug. Er war gegen Mitternacht eingeschlafen, und eine Stunde mehr hätte nicht geschadet, aber er fühlte sich trotzdem ausgeruht.
Pernilla neben ihm schlief noch. Sie lag auf der Seite, einen Arm in beschützender Geste um den Bauch gelegt.
Thomas betrachtete sie mit einer Mischung aus Glück
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