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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Emily starb, trat an die Stelle des Glücks eine tiefere Trauer, als sie sie jemals zuvor erlebt hatte.
    Jeder Schritt, den sie machte, tat weh, jede Bewegung kostete Überwindung. Der Kummer übernahm die Herrschaft über ihr Leben, es war, als betrachtete man das Dasein durch einen Filter, der keine anderen Farben zuließ als Grau.
    Tränen konnten den Schmerz nicht lindern. Dennoch hatte sie geweint, bis ihre Augenlider zugeschwollen waren und die Stirn gepocht hatte.
    Der Hals wurde ihr eng, und Pernilla klopfte das Kissen zurecht, um die schweren Gedanken zu vertreiben.
    Wie leicht es war, wieder in Hoffnungslosigkeit und Angst zurückzufallen. Im letzten Jahr hatte sie geglaubt, sie sei über den Verlust ihrer Tochter hinweg, aber die Gefühle lagen noch dicht unter der Oberfläche.
    Das sind die Hormone, sagte sie sich selbst. Als sie Emily erwartete, hatte sie auch oft geweint. Alle Schwangeren waren nah am Wasser gebaut, und die Gefühle fuhren Achterbahn. Das war nichts Ungewöhnliches.
    Sie drehte den Kopf zum Foto ihrer Tochter, das auf der Kommode stand. Es tat immer noch weh, aber nicht mehr ganz so schlimm.
    Sie strich sich mit den Fingerspitzen über den Bauch und versuchte, sich das kleine Wesen vorzustellen, das in ihr heranwuchs. Nächste Woche würden sie zur Ultraschalluntersuchung gehen, und dann würden sie ihr Kind zum ersten Mal sehen.
    Im Büro hatte sie heute nicht viel geschafft, stattdessen hatte sie die meiste Zeit im Internet gesurft. Ihre Kiefermuskeln spannten sich, als sie daran dachte, wie sie nach Informationen über den plötzlichen Kindstod gesucht hatte. Vor allem über das Risiko, dass es zwei Kinder in derselben Familie traf.
    Sie hatte nach allen möglichen Suchbegriffen gegoogelt, um eine Statistik zu finden, die sie beruhigen konnte. Forschungsergebnisse, die nachwiesen, wie unwahrscheinlich es war, dass einem Elternpaar so etwas mehr als einmal passierte.
    Ihre Freude über die Schwangerschaft mischte sich mit der Angst, dass etwas schiefgehen könnte. Sie wurde den Gedanken einfach nicht los, obwohl sie wusste, dass das Grübeln zu nichts führte. Im Gegenteil. Es versetzte sie in eine trübe, düstere Stimmung, dabei sollte sie doch positiv denken, um dem Ungeborenen ein Gefühl der Sicherheit zu geben.
    Fröhliche Gedanken, dachte sie und erinnerte sich an das Märchen von Peter Pan, man muss fröhliche Gedanken haben, um fliegen zu können.
    Thomas war richtig aufgelebt, seit sie ihm von dem Kind erzählt hatte. Seine Lebensfreude war zurückgekehrt, die ihm im Sommer so gefehlt hatte, als er darum kämpfte, mit den Albträumen fertigzuwerden und sich an die neue Art zu gehen zu gewöhnen.
    Wieder strich sie sich über den Bauch. Wann war sie schwanger geworden?
    Da sie nicht geglaubt hatte, auf natürlichem Wege schwanger werden zu können, hatte sie sich nicht geschützt und auch nicht so genau darauf geachtet, ob ihre Regel pünktlich kam.
    Pernilla drehte sich auf den Rücken und versuchte nachzudenken.
    Heute war der vierundzwanzigste September, und sie war in der achtzehnten Woche. Dann musste es in der zweiten Julihälfte passiert sein, als sie noch auf Harö waren.
    Plötzlich kam dieser Moment zu ihr zurück.
    Es war ein schöner Morgen gewesen, und sie war früh aufgewacht. Sie hatten ein paar herrliche Tage gehabt, und der Wetterbericht hatte versprochen, dass die Hochsommerwärme noch die ganze Woche andauern würde.
    Leichtfüßig war sie hinunter zum Steg gelaufen und hatte ein morgendliches Bad genommen. Splitterfasernackt, denn es war noch früh und kein Mensch weit und breit zu sehen.
    Ihr Haus, eine ehemalige Scheune, die sie vor ein paar Jahren umgebaut hatten, lag in einer eigenen Bucht, und die nächsten Nachbarn waren Thomas’ Eltern und sein Bruder Stefan mit Familie. Dichte Laubbäume standen zwischen den Grundstücken, und die grüne Wand sorgte für Ruhe und Abgeschiedenheit.
    Das Wasser war fast zwanzig Grad warm gewesen. Als sie nach dem Eintauchen wieder an die Oberfläche kam, schwammen ein paar Eiderenten in aller Ruhe vorbei. Der Geruch von Tang stieg ihr in die Nase, und sie strich sich das nasse Haar aus der Stirn. Danach saß sie eine Weile auf dem Steg, während die Sonnenstrahlen ihr die Tropfen auf dem Rücken trockneten.
    Als sie ins Haus zurückkam, schlief Thomas immer noch. Er lag auf der Seite, und im Schlaf sah er beinahe aus wie damals vor zehn Jahren, als sie sich an einem lauen Sommerabend in der Stockholmer City

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