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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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kennengelernt hatten.
    Die blonden Bartstoppeln ließen ihn jünger wirken, und Pernilla lächelte bei dem Gedanken daran, wie kratzig sie auf ihrer Wange sein konnten. Sein Haar war an den Schläfen ein klein wenig feucht, und die dünne Sommerdecke lag zu einem Haufen zurückgeschoben am Fußende des Bettes.
    Sie war an seine Seite geschlüpft und hatte den Kontrast zwischen ihrer kühlen Haut und seinem schlafwarmen Rücken gespürt. Thomas war tief sonnenbraun, und am Po konnte man deutlich sehen, wo die Badehose gesessen hatte.
    Eine Weile lag sie ganz still da und genoss seine Nähe.
    Dann hatte sie ihre Nase in seine Halsgrube gedrückt und einen leichten Kuss hineingehaucht. Er bewegte sich ein klein wenig zu ihr herum, und sie legte ein Bein zwischen die seinen, während sie sich enger an ihn schmiegte.
    Zunächst lag er ganz still, als würde er immer noch schlafen, aber sie merkte, dass er wach war, obwohl er die Augen geschlossen hatte. Ein schwaches Lächeln, kaum erkennbar, spielte um seine Mundwinkel.
    Nach einer Weile stützte er sich auf den Unterarm und sah sie unter halb geschlossenen Lidern an. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, bis er den Kopf herunterbeugte und sie küsste.
    Danach hielt er sie eng umschlungen, und sie hatte lange in seinen Armen geschlummert.

Tagebucheintrag November 1976
    »Heute werdet ihr lernen zu frieren.«
    Der Uffz feixte bei den Worten, als hätte er was richtig Lustiges gesagt.
    Es war fünf Uhr morgens, und wir waren früh geweckt worden, ohne irgendeine Vorwarnung. Draußen war es noch stockfinster.
    Ich habe angefangen, mich an das unvermittelte Anschreien zu gewöhnen und daran, jederzeit aus dem Schlaf gerissen zu werden. Auch das Unerwartete gehört jetzt zum Erwarteten.
    Uns wurde befohlen, vor dem Block Aufstellung zu nehmen; draußen waren es null Grad und die Erde war mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt.
    »Heute werdet ihr lernen zu frieren«, wiederholte der Uffz.
    Ich sah die anderen an, keiner schien zu begreifen, was er meinte. Aber die Begeisterung in seiner Stimme verhieß nichts Gutes, so viel war mir klar.
    Der Uffz übernahm die Führung, und wir anderen marschierten hinterher, vorbei am Südgelände. Das Licht im Wald war diffus und die Sicht schlecht. Ich war vollauf damit beschäftigt, aufzupassen, wohin ich trat, um nicht zu stolpern oder auszurutschen. Nach einer Weile kamen wir auf einem Gelände ein Stück westlich von unserer Unterkunft heraus. Es sah aus wie ein alter Acker, schlammige Furchen durchzogen die Erde und in den Vertiefungen hatte sich Wasser gesammelt. Darauf lag eine dünne Eisschicht, und die Ränder der Furchen waren weiß von Reif.
    Der Uffz hob die Hand zum Zeichen, dass wir anhalten sollten. Wir gehorchten ohne einen Mucks. Wie üblich stellten wir uns im Glied auf und warteten auf seine Befehle.
    Wir haben gelernt zu tun, was man von uns erwartet.
    »Rucksack absetzen und Anzug aus«, befahl er.
    Ich blickte mich unsicher um, aber als keiner etwas sagte und alle sich auszogen, tat ich es ebenfalls.
    »Anzug zusammenfalten und oben auf den Rucksack legen«, sagte er.
    »Jawohl, Herr Feldwebel«, erwiderten wir laut wie aus einem Mund.
    »Kopfbedeckung absetzen und Handschuhe aus«, sagte er dann.
    »Jawohl, Herr Feldwebel«, antworteten wir wieder und legten die Kleidungsstücke auf den Stapel.
    Er befiehlt und wir gehorchen, so einfach ist das.
    Die Kälte sprang uns sofort an. Sie biss in die Wangen, und ohne Oberbekleidung kühlte der Körper innerhalb weniger Minuten aus. Unsere ganze Aufmerksamkeit war auf den Uffz gerichtet, aber er ließ uns warten, fast so, als genösse er die unausgesprochene Frage: Und jetzt?
    Während die Sekunden in der trüben Morgendämmerung verrannen, starrte er in aller Ruhe vor sich hin.
    »Legt euch auf den Rücken«, sagte er schließlich.
    Wir gehorchten.
    Der Boden war eiskalt, und mein linkes Bein landete in einer Wasserpfütze. Es dauerte nicht lange, bis ich dermaßen fror, dass ich unkontrolliert zitterte.
    Ich versuchte, den Kopf so zu drehen, dass ich die anderen aus den Augenwinkeln sehen konnte. Alle lagen still, das Gesicht zum Himmel gerichtet. Keiner protestierte, aber ich konnte sehen, wie sehr die Kameraden neben mir froren, die Lippen waren blau und ihre Körper zitterten genauso wie meiner.
    Andersson lag ausgestreckt links neben mir. Er bibberte vor Kälte.
    Die Zeit verging, erst fünfzehn Minuten, dann eine halbe Stunde. Ich

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