Moerderische Schaerennaechte
Seifenschaum. Aber dann habe ich mir das ganz genau angesehen. Das war keine kosmetische Seife, sondern Schmierseife. Wie es aussieht, wurde das Badewasser mit Schmierseife versetzt.«
»Warum das?«, fragte Thomas.
»Woher soll ich das denn wissen!«
Thomas seufzte innerlich über seine Reaktion. Manchmal war Sachsen übertrieben reizbar.
»So habe ich das nicht gemeint«, sagte er. »Aber ist das giftig? Hat es den Zustand des Opfers in irgendeiner Weise verschlechtert?«
»Nein, es ist mir nur aufgefallen. Mehr weiß ich auch nicht.«
Schmierseife, wiederholte Thomas im Stillen. Was hatte das zu bedeuten?
Auf Thomas’ Schreibtisch lag fein säuberlich ein Computerausdruck, als er zurückkam. Sie hatten noch ein verspätetes Mittagessen eingenommen, das aus ein paar Würstchen mit Kartoffelpüree und Krabbensalat bestand. Es ging schon auf drei Uhr zu.
Er zog die Blätter aus der Plastikhülle. Die erste Seite schmückte ein Foto, darunter stand ein kurzer Lebenslauf von Bo Kaufman, den Karin zusammengestellt hatte.
Thomas las das Material mehrere Male durch und ging dann zu Margit, die am Computer saß. Der kleine Pfeilcursor bewegte sich über den Bildschirm, während sie sich konzentriert mit der Maus durchklickte.
Sie wandte den Blick vom Bildschirm, als er sich auf den Stuhl gegenüber setzte und die Beine ausstreckte.
»Ich bin jetzt alles durchgegangen, was Erik und Karin über Fredell und Nielsen herausgefunden haben«, sagte sie. »Es gibt keinerlei Berührungspunkte. Nichts. Nada.«
Sie machte ein frustriertes Gesicht und griff nach einem angebissenen Apfel, der an den Rändern schon braun wurde.
»Bo Kaufman«, sagte Thomas.
Margit biss vom Apfel ab.
»Was?«, fragte sie, ohne mit dem Kauen aufzuhören.
»Karin hat den letzten Namen aus Nielsens Kalender überprüft.« Er schob ihr den Computerausdruck hin.
Margit überflog die Informationen.
»Er wohnt in Brandbergen, ist alleinstehend und lebt von Sozialhilfe«, sagte sie.
»Genau.«
»Das ergibt für mich auch keinen Zusammenhang.«
»Wie man’s nimmt. Vergiss nicht, dass die Fredells in Älta wohnen, das ist ebenfalls ein Vorort im Süden von Stockholm.«
Thomas’ Ironie entging Margit, sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. Dann sah sie zur Uhr und schaltete den Computer aus.
»Ich habe übrigens versucht, Marcus Nielsens Tutor zu erreichen«, fuhr Thomas fort. »Seine Tutorin, besser gesagt.«
»Und?«
»Sie war nicht da. Ich habe ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, dass sie mich zurückrufen soll.«
»Okay.«
Mit einer hektischen Bewegung fegte Margit alle Papiere zu einem nachlässigen Stapel zusammen, den sie in den Schrank hinter ihrem Rücken warf.
»Dann wollen wir hoffen, dass sie bald anruft«, sagte sie. »Ich muss los, Geburtstagsparty bei meiner Schwester. Können wir mit Bo Kaufman morgen weitermachen? Es kommt doch sicher nicht darauf an, ob wir ihn uns einen Tag früher oder später vorknöpfen.«
Thomas war klar, dass sie damit auf den Besuch bei Cronwall anspielte, der nicht viel gebracht hatte. Er hatte dem kaum etwas entgegenzusetzen. Es war besser, sie verwendeten ihre Zeit auf Fredell, der nachweislich umgebracht worden war.
Er studierte das Foto von Bo Kaufman.
Machen wir jetzt unnötig die Pferde scheu, oder kannst du uns tatsächlich weiterhelfen?, dachte er. Kannst du uns sagen, warum Marcus Nielsen tot in seinem Zimmer hing und Jan-Erik Fredell ermordet in seiner eigenen Badewanne lag?
Der Mann auf dem Schwarz-Weiß-Foto blickte ihn stumm an.
Kapitel 21
Die Wohnung war dunkel, als Nora die Tür aufschloss und eintrat. Henrik hatte die Jungs nach der Schule abgeholt und würde sie die ganze Woche bei sich behalten. Was bedeutete, dass sie Adam und Simon sieben lange Tage nicht sehen würde. Sie wusste, dass die Kinder beide Elternteile brauchten, aber deswegen vermisste sie sie nicht weniger.
Plötzlich kamen ihr die Tränen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
Eine kleine Stimme in ihr flüsterte, dass das alles unnatürlich war. Für einen Sieben- und einen Zwölfjährigen war es wichtig, ihre Mutter jeden Tag zu sehen, nicht nur alle zwei Wochen. Zumindest für sie war es wichtig, sie jeden Morgen und jeden Abend um sich zu haben.
Ohne den Mantel auszuziehen, ging Nora ins Kinderzimmer und setzte sich auf Simons Bett, mitten zwischen all die Kuscheltiere. Sie tastete unter dem Kopfkissen nach seinem Pyjama und schnupperte daran. Der Geruch ihres Sohnes
Weitere Kostenlose Bücher