Moerderische Schaerennaechte
Zeigefinger auf sie.
»Verdammt, versucht ihr, mir was anzuhängen? Ich hab nichts gemacht.«
»Wir wollen nur von Ihnen hören, wo sie sich am vergangenen Samstag und am Wochenende davor aufgehalten haben. Weiter nichts.«
Margit starrte ihn immer noch an.
Kaufman saugte an seiner Zigarette. Als er den Rauch ausgeblasen hatte, hellte sich sein Gesicht auf.
»Tobbe war den ganzen Samstag hier, mit dem könnt ihr reden, wenn ihr wollt.« Sein Tonfall wurde ärgerlich. »Ich weiß nicht mehr genau, was ich am Wochenende davor gemacht habe. Ihr könnt mir nicht vorwerfen, dass ich ein schlechtes Gedächtnis habe. Ich hab den da noch nie gesehen, das hab ich doch schon gesagt.«
Thomas versuchte es aus einer anderen Richtung.
»Ist Ihnen eine Person namens Cronwall bekannt, Robert Cronwall?«
Kaufman nahm einen tiefen Zug. Dann schüttelte er den Kopf, ohne etwas zu sagen.
»Wie ist es mit diesem Mann hier, kennen Sie den?«
Thomas zog ein Foto des toten Jan-Erik Fredell aus der Tasche und legte es ebenfalls auf den Tisch, neben das Bild von Marcus Nielsen.
Es schien, als lägen fünfzig Jahre zwischen den beiden Personen, dabei war es nur gut die Hälfte.
»Nie gesehen, ehrlich. Wohnt der hier in der Gegend?«
»Er hieß Jan-Erik Fredell«, sagte Margit. »Sagt Ihnen der Name etwas?«
Kaufman bekam einen Hustenanfall. Er stand auf, um sich Luft zu verschaffen, und hustete weiter, den Kopf über das Spülbecken gebeugt.
Margit erhob sich und versuchte, ihm auf den Rücken zu klopfen, aber er stieß ihre Hand weg und klammerte sich an die Spüle. Als der Anfall vorbei war, griff er nach einem Glas und füllte es mit Wasser.
Nachdem er ausgetrunken hatte, zündete er sich eine neue Zigarette an und inhalierte den Rauch tief in die Lungen.
»Geht’s wieder?«, sagte Margit.
»Chronische Bronchitis«, murmelte er heiser und wischte sich ein paar Tränen ab, die der Anfall hervorgerufen hatte.
»Sollten Sie dann wirklich rauchen?«
»Das haben sie in der Ambulanz auch gesagt. Der Doktor meint, ich soll aufhören zu rauchen und zu trinken.« Er grinste. »Diese Idioten, was wissen die schon. Wenn man aufhört, kann man auch gleich in die Kiste springen und sich verscharren lassen.«
Er blies den Rauch langsam aus. Das Nikotin schien ihm so etwas wie Antrieb zu geben, denn er setzte sich hin und griff nach dem Foto von Jan-Erik Fredell, nun mit einem gewissen Interesse im Blick. Mit der Zigarette zwischen den Fingern studierte er das Bild.
»Er hieß Jan-Erik Fredell«, wiederholte Thomas. »Am Samstag ist er gestorben, fünfzig Jahre alt.«
Irgendwas schien sich im Kopf des Säufers zu regen. Er blinzelte und ließ das Foto fallen, als hätte er sich daran verbrannt.
»Wie heißt er, sagten Sie?«
»Jan-Erik Fredell.«
»Fredell?«
»Ja«, sagte Margit.
»Janne Fredell! Du Scheiße, er sieht aus wie ein alter Kerl.«
Du siehst auch nicht gerade aus wie das blühende Leben, dachte Thomas.
»Er hatte MS«, sagte er laut. »Er konnte sich fast nicht mehr bewegen.«
»Und er ist tot?«
»Ermordet«, sagte Margit. »Jetzt am Samstag.«
»Verdammt.«
»Jemand hat ihn in seiner eigenen Badewanne ertränkt.«
Bo Kaufman keuchte auf, als Margits Worte in sein Bewusstsein vordrangen.
»Ist das sicher?«, sagte er heiser.
»Ja, und wir versuchen herauszufinden, warum«, erwiderte Margit. »Können Sie uns helfen?«
Kaufman steckte sich eine neue Zigarette an der Glut der alten an, ehe er die Kippe auf einer Untertasse ausdrückte.
»Scheiße«, sagte er und stand abrupt auf.
Er ging zur Spüle und nahm prüfend die Bierflaschen hoch, die am Rand standen. Nach einigen Versuchen fand er eine, in der noch ein Rest Bier war. Er setzte sie an die Lippen und leerte sie. Dann stand er da mit der brennenden Zigarette zwischen den Fingern und wippte auf den Fußsohlen vor und zurück.
»Fredell ermordet. Warum, zum Teufel?«
Thomas hatte es langsam satt, dem alkoholisierten Mann alles mehrmals sagen zu müssen.
»Das wissen wir nicht. Wir würden gern von Ihnen hören, ob Ihnen etwas bekannt ist, was uns bei unseren Ermittlungen helfen könnte. Wie gut haben Sie sich gekannt?«
Bo Kaufman lehnte den Kopf gegen die klapprigen Hängeschränke und schloss die Augen. Vor dem Fenster zerriss das Aufbrüllen eines startenden Motorrads die Stille.
Thomas dachte flüchtig an ihr unbewachtes Auto, aber bisher hatte der Alarm nicht angeschlagen.
Nach einigen Sekunden öffnete Bo Kaufman die Augen wieder und
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