Moerderische Schaerennaechte
aber du warst in einer Besprechung«, sagte Maria Mörk.
Mit einer Hand zog Thomas die Schublade auf, in der er seine Notizen verwahrte, und holte die Mappe heraus. Dann griff er nach Block und Stift.
»Ich habe einige Fragen zu einem Mann namens Sven Erneskog, er ist vor gut einer Woche verstorben. Wenn ich das richtig verstanden habe, ermittelst du in dem Fall.«
»Das ist korrekt.«
»Kannst du mir ein bisschen mehr darüber erzählen, was passiert ist?«
»Warte mal«, sagte Maria Mörk gedehnt. »Ich muss kurz in meine Notizen schauen. Auf dem Zettel stand nur, dass ich dich anrufen soll, aber nicht, worum es geht.«
Es hörte sich an, als ob sie den Telefonhörer hinlegte. Während Thomas wartete, betrachtete er noch einmal das Foto, das Bo Kaufman ihnen mitgegeben hatte. Ihm wurde zunehmend bewusst, dass sie Stefan Eklund und die anderen auf dem Foto schnellstens ausfindig machen mussten.
»So, dann wollen wir mal sehen«, sagte Maria Mörk. »Ich habe jetzt alles vor mir auf dem Bildschirm. Sven Erneskog wurde von seinem Nachbarn gefunden. Sie machten jeden Sonntagmorgen einen Spaziergang zusammen, aber an diesem Tag war Erneskog nicht zur gewohnten Zeit erschienen.«
Marcus Nielsen war auch an einem Sonntagmorgen tot aufgefunden worden, und der Rechtsmediziner schätzte, dass der Tod am Samstagabend zwischen zweiundzwanzig und null Uhr eingetreten sein musste.
Schwer zu glauben, dass das Zufall sein sollte.
»Und dann?«, fragte Thomas.
»Der Nachbar hat eine Zeit lang auf Erneskog gewartet. Dann hat er an seiner Wohnungstür geklingelt und außerdem versucht, bei ihm anzurufen. Als keiner abnahm, wurde er unruhig. Er gab an, Erneskog sei immer so pünktlich gewesen, dass man die Uhr nach ihm hätte stellen können.«
War das der alte Militärdrill, der immer noch in ihm steckte?, dachte Thomas. Militärische Präzision, die einem auch nach dreißig Jahren noch im Blut lag?
»Der Nachbar hatte einen Zweitschlüssel und ging in die Wohnung. Da fand er Erneskog, tot.«
»Wie ist er gestorben?«
»Er ist ertrunken.«
Thomas erstarrte.
»Kannst du das noch mal wiederholen?«
»Er ist ertrunken. Er lag tot in der Badewanne.«
Es konnte unmöglich Zufall sein, dass zwei Männer, die beide als Küstenjäger zur selben Zeit in derselben Einheit gedient hatten, auf genau dieselbe Art gestorben waren.
»Wurde er obduziert?«
»Selbstverständlich. Das wird bei Todesfällen im heimischen Bereich immer gemacht. Aber ich weiß nicht, ob wir … warte mal kurz.« Sie legte wieder den Telefonhörer hin. »Nein, wir haben noch keinen Obduktionsbericht erhalten. Aber die Sache ist auch nicht als dringend eingestuft.«
»Weißt du, wer die Obduktion durchführt? Kannst du mir den Namen geben?«
»Sicher, aber ich melde mich deswegen noch mal bei dir. Ich erkundige mich und schicke dir den Namen per Mail.«
»Habt ihr Kriminaltechniker hingeschickt?«
»Du hältst uns wohl für Dorfpolizisten hier in Västerås?«, erwiderte Maria Mörk mit einem kleinen Räusperer.
Ihr Ton war nicht unfreundlich, aber doch ein bisschen spitz.
»Entschuldigung.« Thomas machte sofort einen Rückzieher. »Ich habe das nicht böse gemeint, ich frage aus purem Interesse.«
»Natürlich hatten wir die Spurensicherung vor Ort.« Maria Mörk klang immer noch pikiert. »Obwohl wir derzeit kein Verbrechen dahinter vermuten.«
»Was meint ihr, wie es passiert ist?«
»Wie es aussieht, war es ein Unfall. Wir haben im Badezimmer eine leere Whiskyflasche gefunden. Es ist keine gute Idee, ein Bad zu nehmen, wenn man zu viel getrunken hat.«
Auch Erneskog war also betrunken gewesen, als er starb. Genau wie Fredell.
»Verstehe«, sagte Thomas.
»Vermutlich ist er durch den Alkohol eingeschlafen und mit dem Kopf unter Wasser gekommen, ohne wach zu werden.«
»Wie sah es in der Wohnung aus?«
»Es gab keine Anzeichen dafür, dass eine andere Person dort gewesen ist. Keine Spuren von Gewalteinwirkung an der Wohnungstür oder den Fenstern, keine zerschlagenen Möbel. Außerdem wurde nichts entwendet. Das Portemonnaie steckte in der Hosentasche, Fernseher und Computer waren nicht angetastet worden.«
»Lebte er allein?«
»Ja. Er hat eine Freundin, aber sie war mit einer Bekannten verreist, als er starb.«
»Sie hat also ein Alibi«, sagte Thomas.
»Ja. Wir haben mit ihr gesprochen, und sie hat auch bestätigt, dass alles unverändert aussieht und an seinem gewohnten Platz ist.«
Maria Mörk machte eine kleine Pause.
»Es
Weitere Kostenlose Bücher