Moerderische Schaerennaechte
gelten.«
Margit hörte interessiert zu.
»Was beinhaltet das?«, fragte sie.
»Wer zu den Küstenjägern will, muss in Topform sein. Die Aufnahmebedingungen sind streng, wir verlangen psychische Stabilität, gute körperliche Verfassung, eine gute Allgemeinbegabung, und natürlich müssen die Bewerber einwandfrei hören und sehen können und kerngesund sein.«
Thomas erinnerte sich an seine eigene Musterung. Junge Männer in einer Reihe, die Nervosität vor der ärztlichen Untersuchung.
»Bevor über ihre endgültige Aufnahme entschieden wird, müssen sie in der Grundausbildung zunächst physisch und psychisch äußerst anstrengende Übungen absolvieren«, fuhr Elsa Harning fort. »Dies dient dem Zweck, ihren Willen, ihre Kraft und ihre innere Einstellung zu testen.«
»Können Sie uns ein Beispiel geben?«, bat Margit.
»Sie müssen beispielsweise zehn Kilometer laufen und verschiedene Kraftübungen meistern, unter anderem einen Geländemarsch mit Sturmgepäck. Außerdem werden sie von Psychologen begutachtet sowie von Physiotherapeuten und Ärzten untersucht.«
»Was passiert danach?«, erkundigte sich Thomas.
»Diejenigen, die angenommen werden, durchlaufen eine elfmonatige Ausbildung. Während dieser Zeit üben sie im Stockholmer Schärengarten. Sie absolvieren verschiedene Ausbildungsblöcke, darunter Aufklärung, Nachtgefecht, Gefangenenverhör, Dienst an der Waffe und Spezialeinsätze.«
»Klingt hart«, sagte Margit.
Ihr Blick aus schmalen Augen klebte an Elsa Harning.
»Sie sollen bis an ihre Grenzen gehen. Aber in geordneter Form unter Friedensbedingungen, nicht in brenzligen Kriegssituationen. Das können sie später noch tun, wenn wir an friedenssichernden Einsätzen im Ausland teilnehmen.«
Margit runzelte die Stirn.
»Schickt man Küstenjäger in Krisengebiete?«, fragte sie.
»Das kommt vor.«
»Passiert es eigentlich nie, dass auch mal ein faules Ei durchrutscht?«
»Sie meinen, waffenverrückte Hitzköpfe?«
Elsa Harnings Wortwahl brachte Margit aus dem Konzept.
Thomas fiel auf, wie geschickt Harning der Frage eine andere Richtung gegeben hatte. Sie war äußerst professionell, trotz der Uniform – oder vielleicht deswegen.
»So ungefähr«, erwiderte Margit lahm.
»Das kann schon mal sein, aber es passiert selten. Wir haben sehr ausgefeilte Bewertungsmodelle, um das zu verhindern.«
»War das immer so?«
»Das kann man nur hoffen. Aber im Laufe der Zeit wird ja alles immer besser.«
»Wie war das in den Siebzigerjahren?«, wollte Thomas wissen.
»Da möchte ich mich nicht festlegen. Es ist ja noch nicht so sehr lange her. Zu der Zeit gab es sehr viele Bewerbungen, doch auch damals musste jeder Bewerber den Auswahlprozess durchlaufen.«
Thomas holte die Kopie von Bo Kaufmans Foto hervor und legte sie auf den Tisch.
»Wir suchen Informationen über diese Männer. Sie gehörten zur selben Gruppe wie der Besitzer des Fotos.« Thomas zeigte auf ihn. »Das ist er, in der Mitte. Bo Kaufman.«
Elsa Harning nahm das Foto und ließ sich viel Zeit, es zu betrachten, ehe sie es wieder hinlegte.
»Wann wurde das aufgenommen?«
»Ende der Siebziger, irgendwann im Juli. Sommer 1977.«
»Ist das auf Korsö?«
»Ja.«
Elsa Harning warf Thomas einen scharfen Blick zu.
»Darf man fragen, warum Sie diese Männer suchen? Die Streitkräfte sind der Polizei natürlich nach besten Kräften behilflich, aber es wäre gut zu wissen, zu welchem Zweck.«
»Kein Problem«, sagte Thomas. »Der Grund ist eine Reihe von Todesfällen, die sich in den letzten Wochen ereignet haben.«
Er beugte sich zu Elsa Harning vor.
»Das da ist Jan-Erik Fredell«, sagte er und tippte mit dem Zeigefinger auf den Mann. »Er wurde vorigen Samstag in seiner eigenen Badewanne ertränkt, obwohl er schwer unter Multipler Sklerose litt. Dann haben wir hier Sven Erneskog, der vor knapp zwei Wochen starb. Ebenso wie Fredell ist er in seiner Badewanne ertrunken, derzeit ist allerdings noch unklar, ob es sich um einen Unfall oder ein Verbrechen handelt.«
Thomas schob das Foto ein Stück näher zu Elsa Harning.
»Eine weitere Person, die Kontakt zu den beiden hier hatte, ist unter ungeklärten Umständen gestorben.«
Eine Veränderung in Elsa Harnings Mienenspiel ließ erkennen, dass sie den ernsten Hintergrund des Polizeibesuchs begriffen hatte.
Thomas fuhr fort, auf die Soldaten zu zeigen.
»Der Mann neben Erneskog heißt Stefan Eklund. Von dem daneben wissen wir nur den Nachnamen, er heißt Kihlberg, aber wir
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