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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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auf. Sobald alle praktischen Dinge erledigt waren, würde sie weggehen. Annelie studierte in Göteborg, und ihr gefiel die Stadt. Dort konnte sie sich niederlassen, in der Nähe ihrer Tochter.
    Lena Fredell stützte sich am Bettgestell ab und erhob sich schwerfällig. Sie öffnete die Türen des Kleiderschranks. Es gab nichts mehr zu putzen, aber umso mehr, was aussortiert werden konnte. Sie musste Jannes alte Sachen durchgehen und schauen, was gut genug für die Kleiderspende war. Das meiste würde sie wohl wegwerfen müssen, aber einiges konnte anderswo sicher noch von Nutzen sein.
    Sie brauchte eine Stunde, um den Kleiderschrank durchzusehen. Als sie fertig war, hatte sie alles in zwei große Müllsäcke sortiert, einen zum Wegwerfen und einen für das Rote Kreuz.
    Lena Fredell öffnete den Wäscheschrank, in dem sie auch ihre Fotoalben und wichtige Papiere aufbewahrten.
    Sie zog eines der Alben heraus und schlug es auf. Eine Vierjährige mit Lockenkopf und rosigen Wangen strahlte sie an, und Lenas Augen füllten sich wieder mit Tränen.
    Annelie war immer so fröhlich und vergnügt gewesen, Papas ganzer Sonnenschein. Sie hatte ihn mühelos um den kleinen Finger gewickelt.
    Die Polizei hatte Annelie anrufen und die Todesnachricht überbringen müssen. Sie selbst hatte es nicht gekonnt.
    Jetzt waren nur noch sie beide übrig.
    Sie stieg auf den Stuhl, um an das oberste Fach zu kommen. Da sah sie eine Lücke zwischen den säuberlich beschrifteten Kassetten. Eine fehlte. Was war damit passiert?
    Dann fiel es ihr wieder ein.
    Janne hatte sie hervorgeholt, als Marcus Nielsen zu Besuch war. Hatte er sie dem jungen Mann mitgegeben? Er, der all seine Unterlagen so sorgfältig hütete?
    Warum hatte er das getan?

Kapitel 34
    Als Nora an Bord der Fähre nach Sandhamn ging, hatte der Wind aufgefrischt. Es war kurz nach sechs, und es wurde schon dunkel. Der Himmel war bewölkt, aber die Vorhersage hatte gutes Wetter versprochen. Sie hoffte, dass dies wenigstens für einen der Tage zutraf.
    Bald würde die dunkle Herbstzeit kommen, und die nächsten hellen Sommerabende lagen in weiter Ferne.
    Nora fröstelte. Sie war gerne im Herbst auf Sandhamn, aber es war immer ein wehmütiges Gefühl, wenn der Sommer zu Ende ging und Monate voller Kälte und Schnee vor der Tür standen.
    Sie rückte mit einer Hand die Segeltasche zurecht, die sie über der Schulter trug, und nickte dem Matrosen zu, der an der Gangway bereitstand, um die Taue zu lösen. Dann betrat sie das Deck und ging wie üblich zur Treppe, die zum Oberdeck führte. Genau wie Simon saß sie gern in der Cafeteria, von wo aus man eine herrliche Aussicht auf die Inseln und Schären hatte.
    Nora hielt nach einem Sitzplatz Ausschau. Um diese Jahreszeit gab es immer genug davon, anders als in der Sommersaison, wenn Horden von Touristen die Fähren stürmten. Manchmal bekam man in dem Gedränge kaum Luft, geschweige denn einen vernünftigen Sitzplatz.
    An einem der Ecktische entdeckte sie ein wohlbekanntes Profil, und sie spürte ein kleines Kitzeln in der Magengegend.
    Jonas Sköld blickte auf. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Hallo, na? Wollen Sie das Wochenende auch auf Sandhamn verbringen?«
    Nora nickte ihm zu.
    »Sieht ganz so aus.«
    Er erhob sich halb und räumte seine Sachen beiseite.
    »Hier ist noch Platz.«
    Sie ging zu seinem Tisch und setzte sich auf das Sofa ihm gegenüber.
    »Sind Sie allein?«, fragte er. »Diesmal keine jungen Männer dabei?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Adam und Simon sind bei ihrem Vater.«
    Mit großer Mühe gelang es ihr, nicht bitter zu klingen.
    »Dann sind wir beide an diesem Wochenende kinderlos«, sagte Jonas.
    Nora versuchte sich zu erinnern, wie seine Tochter hieß. Er hatte nicht viel von ihr erzählt, als sie zusammen im Restaurant gegessen hatten. Da waren sie vollauf damit beschäftigt gewesen, über andere Themen zu reden.
    »Wilma ist bei ihrer Mutter«, fuhr er fort. »Aber sie ist mittlerweile so groß, dass ich bald nicht mehr viel mitzureden habe. Ich kann froh sein, wenn sie ab und zu bei mir auftaucht.«
    »Wie gefällt es ihr denn auf Sandhamn?«
    »Sie war bisher kaum da, genau wie ich. Es lief ja alles etwas anders als geplant, wie Sie wissen. Aber nächsten Sommer wird sie dort sicher ein paar Wochen mit mir verbringen.«
    »Sandhamn ist perfekt für Teenager«, brach es aus Nora heraus. »Es gibt so vieles, was man in ihrem Alter dort machen kann: Tennis, Windsurfen und jede Menge anderer

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