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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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ähnlichen Fall.«
    Thomas fasste kurz zusammen, was Sachsen nach der Obduktion von Fredell gesagt hatte.
    »Dann machen wir das so«, sagte Grönstedt. »Ich maile dir eine Kopie des Berichts, sobald wir fertig sind.«
    Thomas räusperte sich. Grönstedt verstand sofort.
    »War sonst noch was?«, fragte er.
    »Ja, da ist tatsächlich noch etwas.«
    »Ja?«, sagte Grönstedt.
    »Kannst du auch überprüfen, ob im Körper oder in den Lungen Spuren von Schmierseife zu finden sind?«
    »Schmierseife? Das Zeug, mit dem man den Fußboden schrubbt?«
    »Genau das.«
    Lena Fredell ließ den Blick durchs Schlafzimmer wandern. Sie hatte tagelang geputzt, mit einem wütenden Eifer, der sie von einem Zimmer zum nächsten trieb. Jetzt gab es in der gesamten Wohnung kein einziges Staubkorn mehr. Jede Leiste war sorgfältig gewischt, jeder Fußboden gescheuert worden. Sie hatte den Gefrierschrank abgetaut und den Kühlschrank sauber gemacht.
    Die Müdigkeit übermannte sie, sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und brach in Tränen aus.
    Seit Jannes Tod hatte sie noch nicht wieder zu Hause übernachtet, und sie hatte auch nicht vor, es jemals wieder zu tun.
    Sobald alle Spuren der fremden Menschen beseitigt waren, die mit lauten Stimmen und gefühllosen Fragen ihr Zuhause heimgesucht hatten, würde sie den Wohnungsschlüssel einem Makler übergeben.
    Sie konnte immer nur kurz an das denken, was passiert war; wenn sie versuchte, länger darüber nachzudenken, spürte sie einen Druck auf der Brust und bekam keine Luft mehr. Was war das für ein Mensch, der sich auf einen todkranken, kaum mehr bewegungsfähigen Mann stürzte? Es konnte nur ein Monster sein, eine andere Erklärung gab es nicht.
    Er war in ihrer Wohnung gewesen, war von Zimmer zu Zimmer gegangen, hatte Janne in die Badewanne gezwungen und ihn dann unter Wasser gedrückt, bis er tot war.
    Lena Fredell erschauerte bei dem Gedanken. Sie konnte sich kaum mehr überwinden, ins Bad zu gehen.
    Jedes Mal sah sie das entsetzte Gesicht ihres Mannes vor sich, die Angst, die er gefühlt haben musste, als er keine Luft mehr bekam und das Wasser über seinen Augen zusammenschlug.
    In den letzten Jahren hatte sie sich Schritt für Schritt an den Gedanken gewöhnt, dass Janne sterben würde. Während sich sein Zustand immer mehr verschlechterte, war die Erkenntnis in ihr gewachsen, dass sie allein zurückbleiben würde, bis ihr eines Tages bewusst geworden war, dass sie es vorbehaltlos akzeptiert hatte.
    Es war ein Teil ihres gemeinsamen Lebens geworden, ebenso selbstverständlich wie morgens aufzuwachen und abends einzuschlafen. Er würde sterben, und sie würde viel zu früh Witwe werden. Niemand konnte daran etwas ändern, wie sehr sie auch wütete oder weinte.
    Dieses Wissen hatte sie veranlasst, die gemeinsamen Stunden zu nutzen. Anstatt sich darüber zu grämen, dass der Alltag schwieriger wurde, hatte sie alles getan, um Jannes Dasein zu erleichtern. Sie hatte eine neue Art von Freude empfunden, obwohl ihr Zusammenleben ganz anders geworden war, als sie es einst geplant hatten.
    In guten wie in schweren Zeiten, hatte sie vor vierundzwanzig Jahren im Angesicht Gottes gelobt, und zu ihrer Verwunderung entdeckte sie, dass auch die schweren Zeiten Momente des Glücks bereithielten.
    Die Dankbarkeit in den Augen ihres Mannes, wenn sie wortlos verstand, was er brauchte. Die Liebe, ausgedrückt durch das Tätscheln einer zitternden Hand.
    Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass er seine Lebensfreude behielt, auch wenn der Körper versagte, und sie war von einer Energie erfüllt gewesen, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß.
    Aber niemals hätte sie damit gerechnet, dass er sie auf diese Art verlassen würde.
    Die Beerdigung sollte am kommenden Freitag in der Kirche von Nacka stattfinden. Zusammen mit dem Pastor war sie die Trauerfeier durchgegangen und hatte die Lieder und den Trauerschmuck ausgesucht. Danach würde es im Gemeindehaus Kaffee und Kuchen geben. Sie hatte sich nicht dazu durchringen können, die Trauergäste zu sich nach Hause einzuladen. Nicht nach dem, was geschehen war.
    Viele von Jannes alten Kameraden hatten sich gemeldet. Freunde, die im Laufe der Krankheit aus seinem Leben verschwunden waren, jetzt aber Abschied nehmen wollten.
    Auf einmal war es ihnen wichtig.
    Wo waren sie während der schweren Jahre gewesen, als es ihm immer schlechter ging? Sie sollte ihnen die Tür weisen, aber sie brachte keine Kraft für stolze Gesten

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