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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Aktivitäten.«
    Jonas lachte.
    »Arbeiten Sie jetzt für Destination Sandhamn? Sie preisen die Insel ja geradezu an.«
    Nora verstummte verlegen.
    »Ich wollte mich nicht wie eine Werbebroschüre anhören.« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Es ist nur so, dass ich seit meiner Geburt jeden Sommer dort verbracht habe, deshalb bin ich so begeistert. Ich kann nichts dafür.«
    Ihr wurde warm, sie zog die Jacke aus und hängte sie über die Lehne. Dann öffnete sie den Reißverschluss ihres Fleecepullovers ein Stück.
    »Aber ich habe den Wink verstanden. Ich will Sie nicht langweilen.«
    »Keine Sorge. Mir gefällt Sandhamn auch.«
    Jonas erhob sich mit dem Portemonnaie in der Hand.
    »Möchten Sie auch etwas?«
    Nora überlegte kurz.
    »Ein Bier wäre gut.«
    Sie blickte ihm nach, als er zum Tresen ging.
    Er trug einen dunkelblauen Strickpullover und abgewetzte Jeans. Wieder fiel ihr auf, wie gut er aussah. Er war nicht auf diese markante Art attraktiv, so wie Henrik, der ein fast griechisches Profil hatte. Jonas’ Gesichtszüge waren offener, weicher irgendwie. Genau wie Henrik war er dunkelhaarig, aber der Farbton ging mehr ins Mittelbraune, so wie die Augen. Henriks Augen waren blau.
    Sie fand, dass er schöne Augen hatte. Nur schade, dass er so jung war …
    Jonas kam mit zwei Flaschen Bier in der einen Hand und zwei Gläsern in der anderen zurück. Er stellte sie auf den Tisch und goss ein. Das goldbraune Getränk schäumte im Glas, und der Duft stieg Nora in die Nase.
    »Na, dann skål«, sagte Jonas. »Endlich Freitag.«
    Nora trank einen Schluck kühles Bier und spürte, wie die Muskeln sich entspannten. Mit einer Hand löste sie die Spange, die ihr Haar zusammenhielt, und ließ es locker über die Schultern fallen.
    »Bleiben Sie bis Sonntag?«, fragte Jonas.
    »Ja. Wir tauschen nach jedem Wochenende, Adam und Simon kommen erst Montagmittag nach der Schule zu mir. Und Sie?«
    »Ich muss Sonntagmorgen wieder zurück. Am Abend habe ich einen Flug nach Bangkok.«
    »Das klingt toll. Was für ein Luxusleben Sie haben.«
    »So luxuriös ist das nicht.« Er stellte sein Glas auf den Tisch. »Die neuen EU-Regeln erlauben, dass wir elf Stunden am Stück arbeiten. Nach der Landung fahren wir direkt ins Hotel und schlafen. Und auf dem Heimweg geht es elf Stunden in die andere Richtung.«
    Nora musste verwundert ausgesehen haben, denn Jonas hob eine Augenbraue.
    »Obwohl es natürlich auch Vorteile gibt. Zwischen den Flügen haben wir frei, da kann man sich am Pool entspannen oder shoppen gehen. Sie sollten mal all die Bestellungen sehen, die man uns so mitgibt. Manche Flugbegleiterinnen verdienen nicht schlecht daran.«
    »Verglichen mit dem Aufsetzen von Kreditverträgen klingt das gar nicht so übel.«
    Nora sah ihr Büro in der Bank vor sich, die Aktenstapel, das blaue Gesetzbuch, das auf dem Schreibtisch stand, das Bücherregal mit juristischer Fachliteratur und Reihen von Aktenordnern.
    Ein schönes Hotel in Thailand klang nach keiner schlechten Alternative.
    Die Schiffsmotoren dröhnten im Hintergrund. Vor den breiten Fenstern zeichneten sich die Inseln als farblose Silhouetten im Dämmerlicht ab.
    Im Lautsprecher hinter ihnen knackte es: »Da wir keine Passagiere nach Idholmen an Bord haben, fahren wir direkt nach Sandhamn durch. Nächster Halt ist also Sandhamn.«
    Nora betrachtete ihren neuen Mieter unter gesenkten Lidern. Es war leicht, sich in seiner Gesellschaft wohlzufühlen. Jonas hatte den Pullover ausgezogen und saß nun in kurzärmeligem Hemd da. Er sah durchtrainiert aus, offenbar lag ihm etwas an seinem Körper.
    Ihre Gedanken machten sie verlegen.
    Jonas hatte einen Arm auf dem Sofarücken ausgestreckt und hielt das Bierglas in der anderen Hand. Auf seinen Wangen war dunkler Bartwuchs zu ahnen, wie ein leichter Schatten. Nora musste einen Impuls unterdrücken, sie zu berühren. Stattdessen schloss sie die Augen und ließ sich zurücksinken. Die Stille war entspannend. Es war Freitag, und sie war unterwegs hinaus in den Schärengarten.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit kam ihr das kinderlose Wochenende nicht wie eine unendliche Zahl von Stunden vor, die es totzuschlagen galt, bis die Jungs wieder bei ihr waren.
    Sie schlug die Augen wieder auf und merkte, dass Jonas’ Blick auf ihr ruhte.

Tagebucheintrag Februar 1977
    Ich mache mir Sorgen um Andersson. Der Uffz genießt es jedes Mal, wenn er jemanden nach Hause schicken kann. Er ist wie ein Raubtier, das eine Beute belauert, und jetzt

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