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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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scheint er beschlossen zu haben, Andersson zu brechen.
    Es scheint, als ob Andersson es spürt. In seinem Gesicht zuckt es, nachts murmelt er im Schlaf und wälzt sich manchmal in seinem Bett herum.
    Für ihn müsste es eine Erleichterung sein, abhauen zu können und den Uffz nie wieder sehen zu müssen. Aber immer, wenn ich versuche, die Sache anzusprechen, wechselt er das Thema.
    Kihlberg tut sein Bestes, um Andersson zu decken. Er wurde zum Gruppenführer bestimmt, und er kümmert sich um uns, genau wie Martinger.
    Neulich mussten wir unsere Betten acht Mal neu machen. Am Abend haben wir alle über den Uffz geflucht.
    Andersson am lautesten von allen.
    Ein bisschen zu laut.
    Der Uffz stand auf dem Flur hinter der Tür und hatte jedes Wort gehört. Er betrat die Stube mit einem breiten Grinsen, als würde er sich diebisch freuen über die Gelegenheit, die sich ihm bot.
    Scheiße, dachte ich, als mir klar wurde, dass der Uffz uns belauscht hatte. Was hat er jetzt vor?
    Der Uffz ging direkt zu Andersson, ohne sich um uns andere zu kümmern.
    »Chinesischer Bogen«, brüllte er Andersson an. »Auf die Stirn!«
    Chinesischer Bogen ist die schlimmste Strafe.
    Andersson wurde blass. Dann beugte er sich hinunter zum Fußboden. Er spreizte die Beine, legte die Hände auf den Rücken und reckte den Hintern in die Luft, sodass es aussah wie ein umgedrehtes V.   Nur Stirn und Zehenspitzen berührten den Boden.
    Ich sah, wie ihm sofort der Schweiß auf die Stirn trat.
    Chinesischer Bogen ist eine furchtbare Qual, nach fünfzehn Sekunden fühlt es sich an, als säße der Schädel in einem Schraubstock, nach dreißig Sekunden ist es die reinste Folter.
    Kaum einer hält das länger als eine Minute durch.
    Andersson schaffte es nur ein paar Sekunden. Er brach zusammen und krümmte sich mit geschlossenen Augen.
    Der Feldwebel musterte ihn voller Abscheu.
    »Holen Sie einen Spaten!«, brüllte er.
    Dann befahl er ihm, eine Latrinengrube auszuheben. Sie sollte mindestens einen Meter tief sein.
    »Sofort, Andersson!«, schrie er.
    Andersson rappelte sich auf und gehorchte.
    Das Thermometer zeigte minus dreizehn Grad, und es schneite heftig. Der Schnee füllte das Loch im selben Tempo, in dem Andersson grub. Er mühte sich über eine Stunde mit dem Spaten ab, aber die Erde war steinhart gefroren. Die einzige Möglichkeit, überhaupt voranzukommen, bestand darin, sich Zentimeter für Zentimeter tiefer zu hacken.
    Das ging natürlich nicht.
    Ich sah ihn durchs Fenster draußen im Gelände arbeiten. Eine einsame Gestalt, die im dichten Schneetreiben wie ein Schatten aussah. Wir hätten alle dort draußen stehen sollen, aber der Uffz hatte beschlossen, nur ihn zu piesacken.
    Schließlich gab Andersson auf und kam zurück.
    Eine dünne Schicht Schnee lag auf seiner Mütze. Er ging zum Uffz, der an einem runden Tisch saß und mit zwei anderen Offizieren Karten spielte.
    Zitternd salutierte er vor dem Feldwebel.
    »Bitte um Erlaubnis, das Graben einstellen zu dürfen.«
    Seine Lippen waren blau und er fror so sehr, dass er die Worte kaum aussprechen konnte.
    Der Uffz betrachtete ihn mit fragendem Gesichtsausdruck. Er zog an seiner Zigarette und drückte sie dann langsam aus. Mit seinem blonden Haar und der hohen Stirn erinnerte er an einen Offizier in einem alten Kriegsfilm.
    »Ist die Grube einen Meter tief?«
    Seine Stimme klang träge.
    Andersson schüttelte den Kopf. Seine Hände zitterten.
    Er stand breitbeinig da und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt, aber ich sah, dass er sie vor Kälte nicht stillhalten konnte. Seine Ohrläppchen waren weiß.
    Der Uffz lachte, aber seine Augen waren eisig. Schmale Schlitze in einem Gesicht, das kein Anzeichen von Mitgefühl zeigte.
    In dem Moment hasste ich ihn.
    »Schmerz ist eine höhere Form von Genuss, Andersson.«
    Der Uffz blickte nicht auf, als er das sagte, stattdessen zog er eine Karte und knallte sie auf den Tisch.
    »Ach komm, lass ihn ins Warme«, sagte einer der anderen Offiziere.
    Er heißt Kolsum und ist Leutnant, ein Stammer genau wie der Feldwebel, und er hat den Ruf, ein umgänglicher Typ zu sein. Kolsum machte eine Geste in Anderssons Richtung.
    »Der Mann ist ja ein Eisblock, das reicht.«
    Der Uffz schien einen Moment zu zögern, dann zuckte er mit den Schultern und nahm eine Spielkarte vom Stapel auf.
    »Schaufeln Sie die Grube wieder zu«, sagte er, ohne Andersson eines Blickes zu würdigen.

Samstag (zweite Woche)
    Kapitel 35
    Die Hand, die sich um den

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