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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Schraubverschluss legte, zitterte.
    Bo Kaufman stieß einen Fluch aus. Dass es so schwer war, diese beschissene Flasche aufzumachen. Er wischte sich die schweißnassen Hände am Hosenbein ab und versuchte es noch einmal.
    Mit einem kurzen Knick aus dem Handgelenk bekam er den Verschluss auf. Er setzte die Flasche an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck.
    Seit die Polizei da gewesen war, hatte er ohne Pause getrunken. Ihm war bewusst, dass er in einer erbärmlichen Verfassung war, es ging ihm dreckig wie schon lange nicht mehr. Er konnte sich kaum konzentrieren, und das Zittern der Hände pflanzte sich durch den ganzen Körper fort.
    Es war eine ganze Weile her, seit er was Ordentliches gegessen hatte, aber im Kühlschrank war nichts mehr. Die Zigarettenschachtel war leer, und Schnaps war auch fast keiner mehr da. Dies war die letzte Flasche.
    Er musste runter ins Einkaufszentrum, bevor Systembolaget fürs Wochenende dichtmachte, sonst würde er gezwungen sein, sich was unter der Hand zu besorgen. Das wollte er auf gar keinen Fall. Es war viel zu teuer, und außerdem wusste man nie, welchen gepanschten Fusel sie einem andrehten.
    Bo Kaufman ging ins enge Badezimmer, um zu pinkeln. Er versuchte, seinem Spiegelbild auszuweichen, sah sein Gesicht aber trotzdem aus den Augenwinkeln, als er vor der Klobrille stand und in seinem Hosenschlitz grub.
    Er sah grauenvoll aus.
    Was zum Teufel hatten die Bullen bei ihm herumzuschnüffeln gehabt?
    Als er fertig war, spritzte er sich etwas Wasser ins Gesicht und in die Achselhöhlen. Dann putzte er sich die Zähne, zum ersten Mal seit mehreren Tagen, und ging hinaus, um sich ein frisches T-Shirt anzuziehen.
    Er musste los, bevor die Geschäfte schlossen, und es war ratsam, nicht allzu verlottert auszusehen, wenn man im staatlichen Spirituosenladen einkaufen wollte, sonst konnte es passieren, dass sie einem keinen Alkohol aushändigten. Das war ihm schon mal passiert.
    Als er ins Schlafzimmer kam, verließ ihn alle Energie und er sank auf das ungemachte Bett.
    Dreißig Jahre lang hatte er versucht, die Erinnerungen in Schach zu halten. Das hatte ihn seine Ehe gekostet, ein geordnetes Leben, den Kontakt zu seinem Sohn.
    Die Angst saß immer noch tief.
    Als die Polizisten ihre Fragen stellten, hatte er sich nicht getraut, etwas zu sagen. Er hatte verständnislos getan, so als würde er sich an nichts erinnern.
    Er war heute noch genauso feige wie damals.
    Einzig der Schnaps konnte die Angst vertreiben, diese nachtschwarze Angst, die ständig an ihm zerrte und nagte.
    Viele Jahre lang hatte er seine Arbeit als Elektriker ordentlich ausgeführt. Tagsüber riss er sich am Riemen, er trank nur abends und am Wochenende. Er war viel mit dem Auto unterwegs und ging kein Risiko ein, er wollte seinen Führerschein nicht verlieren.
    Als der Junge noch klein war, hatten sie ein paar gute Jahre gehabt. Da war es ihm gelungen, das Böse zu verdrängen. Er hatte an seinen Sohn gedacht und sich bemüht, stark zu bleiben. In der Zeit waren sie glücklich gewesen.
    Aber mit den Jahren kamen die Albträume zurück, und das Einzige, was das Dasein erträglich machte, war der Wodka.
    Wie oft hatte er geschworen, mit dem Trinken aufzuhören, bevor alles den Bach runterging.
    Nichts als leere Versprechungen.
    Als sein Sohn ins Teenageralter kam, ging es nicht mehr. Der Junge schämte sich für seinen Vater und trieb sich mit seinen Kumpels herum, anstatt zu lernen. Eva wurde es leid, zu bitten und zu schimpfen. Jahrelang hatte sie ihm in den Ohren gelegen, sich Hilfe zu holen. Sie hatte gedroht, ihn zu verlassen, wenn er sich nicht änderte, und am Ende hatte sie ihre Drohung wahr gemacht.
    Irgendwie hatte er gewusst, dass es so kommen würde. Tief in seinem Innern hatte er damit gerechnet, verlassen zu werden, er hatte es nicht anders verdient.
    Nicht nach dem, was er getan hatte.
    Ihm war nicht mehr zu helfen. Es war alles zu spät.
    Das Klingeln des Telefons gellte durch die Stille, und Bo Kaufman zuckte zusammen.
    Er bekam selten Anrufe, so selten, dass er es beinahe genoss, wenn irgendwelche Telefonverkäufer versuchten, ihm alle möglichen Sachen aufzuschwatzen. Es war wenigstens eine menschliche Stimme, freundlich dazu, vor allem, wenn junge Frauen ihn dazu bringen wollten, irgendein Abonnement abzuschließen.
    Es klingelte immer noch.
    Bo Kaufman erhob sich und ging zum Telefon, das im Flur an der Wand hing. Gerade als er abnehmen wollte, hörte es auf zu klingeln.
    Er stand da und starrte

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