Moerderische Schaerennaechte
sein kreidebleiches Gesicht. Der Truck war etwa zwanzig Meter weiter zum Stehen gekommen. Der Auflieger hatte sich quergestellt und versperrte die halbe Gegenfahrbahn.
Nach einer Weile wurde ihm bewusst, dass der Fahrer draußen stand und gegen die Seitenscheibe klopfte. Mit einiger Mühe löste er die Hände vom Lenkrad und ließ die Scheibe herunter. Der beißende Gestank von verbranntem Gummi wehte durch das Fenster herein.
»Alles in Ordnung? Sind Sie okay?«
Der Lastwagenfahrer sprach mit starkem finnischen Akzent. Er sah geschockt aus und schwitzte heftig.
Thomas nickte und öffnete den Mund.
»Ich denke schon. Was ist passiert?«
»Reifen geplatzt.«
Der Trucker zeigte auf den hinteren Teil des Aufliegers, und Thomas sah, dass zwei Reifen völlig platt waren.
»Es hat geknallt, und ich verlor die Kontrolle. Und dann tauchten Sie plötzlich auf. Lieber Gott.«
Thomas merkte, dass ihm der Sicherheitsgurt in den Brustkorb schnitt. Er löste ihn und öffnete die Autotür.
Er fühlte sich zittrig und setzte die Füße vorsichtig auf den Boden.
»Ich muss einen Abschleppdienst rufen«, sagte der Lastwagenfahrer.
Er fingerte sorgenvoll an seinem Handy herum.
»Mein Chef wird nicht begeistert sein. Ich war ohnehin schon ein paar Stunden zu spät dran. Die Ladung muss nach Södertälje.«
Thomas versuchte nachzudenken. Er zog seinen Dienstausweis hervor. Schon das Öffnen des Portemonnaies war eine Anstrengung.
»Ich bin Polizist.«
Der Fahrer begann noch mehr zu schwitzen. Dicke Schweißperlen standen ihm auf dem Gesicht und tropften von der Nase auf sein Hemd.
»Ich habe nichts getrunken«, sagte er mit Jammerstimme. »Es war ein Unfall, das sehen Sie ja. Die Reifen sind einfach geplatzt. Ich kann nichts dafür.«
Thomas steckte seinen Dienstausweis mit zitternden Fingern wieder ein.
»Sie werden wohl auf jeden Fall pusten müssen.«
»Ich schwöre, ich habe keinen einzigen Tropfen getrunken.«
»Schon gut«, erwiderte Thomas müde.
Ihm war klar, dass er so lange bleiben musste, bis Polizei und Abschleppdienst eingetroffen waren.
Er sah sich um. Die Unfallstelle musste so schnell wie möglich gesichert werden, damit niemand in den Laster hineinfuhr. Er konnte den Volvo wohl wieder auf die Straße bugsieren, aber es würde eine ganze Weile dauern, bis alles erledigt war. Er musste Pernilla Bescheid sagen.
Langsam begann sein Gehirn wieder zu funktionieren.
Kaufman.
Thomas holte sein Handy aus dem Wagen und drückte auf Wahlwiederholung.
Es nahm immer noch niemand ab.
Kapitel 42
Als Olle und Nora nach Sandhamn zurückkehrten, war es schon nach 15 Uhr. Nora bedankte sich für den Ausflug und ging nach Hause.
Es war ein interessantes Erlebnis gewesen, Korsö zu erkunden, aber dennoch hinterließ der Ausflug einen faden Geschmack im Mund. Es fiel ihr schwer, sich mit Olles Bericht über die verschiedenen Prüfungen der Soldaten abzufinden.
Nora legte sich auf das alte Korbsofa auf der Veranda. Die Sonne schien warm herein, und im Handumdrehen war sie eingeschlafen. Das Klingeln des Telefons weckte sie.
»Hallo, hier ist Pernilla.«
»Hallo«, sagte Nora benommen, aber erfreut.
Die Freude war echt.
Thomas war ein anderer Mensch geworden, seit Pernilla wieder da war. Nach ein paar schweren Jahren war ihr bester Freund und Kamerad aus Kindertagen wieder ganz der Alte.
Nora hatte Pernilla schon immer gemocht. Im Gegensatz zu Henrik hatte Pernilla nie etwas gegen Thomas’ und Noras langjährige Freundschaft gehabt, die bis in die Zeit zurückreichte, als sie zusammen konfirmiert worden waren.
»Kommt ihr heute Abend zum Essen?«, fragte Nora.
»Leider nicht. Thomas hat vorhin angerufen, er ist immer noch im Büro. Ich fürchte, wir schaffen es heute nicht mehr rauszufahren.«
Noch ein einsamer Abend.
Nora gestand sich nur ungern ein, wie sehr sie sich darauf gefreut hatte, ihre Freunde zu treffen.
»Ach, schade.«
Sie gab sich Mühe, neutral zu klingen und nicht zu zeigen, wie enttäuscht sie war.
»Ja, wirklich schade, aber Thomas arbeitet im Moment unheimlich viel. Kommst du zurecht?«
»Na klar. Ich kann hinunter ins Värdshuset gehen, oder ich esse eine Kleinigkeit vor dem Fernseher.«
Letzteres klang Mitleid heischend, das fiel ihr selbst auf.
»Jetzt habe ich ein richtig schlechtes Gewissen«, sagte Pernilla.
Nora riss sich zusammen, um etwas munterer zu wirken.
»Kein Problem, wirklich. Ach übrigens, kommt ihr am Dienstag zu Simons Geburtstag? Ich hatte vor einer Weile
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