Moerderische Schaerennaechte
nervös, wie sie sich dem Thema nähern sollte.
Jonas’ Haar war feucht, als hätte er gerade geduscht, und unter dem einen Ohr klebte ein winziger Rest Rasierschaum.
»Ich dachte, ich gehe mal runter ins Värdshuset«, sagte er.
Nora konnte sich nicht entscheiden. Sollte sie es wagen, ihn zum Essen einzuladen?
Der Mut verließ sie.
»Klingt nach einer guten Idee. Dann viel Spaß.«
Ärgerlich zog sie die Hände aus den Taschen und machte kehrt, um zum Haus zurückzugehen. Innerlich schimpfte sie mit sich selbst. Jetzt konnte sie den Abend allein verbringen. Wäre es denn so schlimm gewesen, ihn zu fragen?
Hinter ihr erklang Jonas’ Stimme.
»Hätten Sie nicht Lust mitzukommen? Ich wollte gerade bei Ihnen klopfen und fragen.«
Sie blieb stehen und drehte sich um. Plötzlich war alles ganz einfach.
»Gern. Natürlich. Unbedingt.«
Einmal tief durchatmen.
»Ich hatte nämlich eigentlich vor, Sie zu fragen, ob ich Sie zum Essen einladen kann, als Dankeschön für letztes Wochenende.«
Jonas schien sich über ihre Worte zu freuen. Jedenfalls sah es nicht so aus, als hielte er es für eine schlechte Idee.
»Ich hole nur rasch mein Portemonnaie«, sagte sie.
»Nicht nötig. Ich habe meine Brieftasche dabei.«
Er wedelte mit etwas Lederartigem in der Hand.
Nora ging zum Zaun zurück, sodass sie einander gegenüberstanden. Sie war jedes Mal wieder überrascht, wenn sie ihm in die Augen sah.
»Aber ich wollte Sie doch einladen.«
»Das geht schon in Ordnung.«
»Nein, diesmal bin ich dran. Nur eine Minute, ich bin gleich wieder da.«
Nora lief rasch zurück zum Haus, ehe er etwas sagen konnte. Sie sprang die Treppe hinauf, und in Sekundenschnelle hatte sie einen hübscheren Pullover angezogen. Während sie mit dem Kamm durch die Haare fuhr, schnappte sie sich eine Tube Lipgloss aus der Handtasche.
Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ein rosiges Gesicht. Sie hatte bei dem Ausflug nach Korsö ein wenig Farbe bekommen.
Dann hat es ja am Ende doch was gebracht, dachte Nora und lächelte ihr Spiegelbild an.
Kapitel 43
Es hatte Stunden gedauert, die Straße so weit zu räumen, dass der Verkehr wieder fließen konnte. In beiden Richtungen hatten sich lange Staus gebildet, und als Thomas sich endlich auf den Weg machen konnte, dauerte es eine ganze Weile, bis er wieder freie Fahrt hatte.
Er sah auf die Uhr.
Gegen drei Uhr hatte er Pernilla angerufen, und jetzt war es fast sechs. Einen Moment lang hatte er überlegt, ob er Margit bitten sollte, zu Kaufman zu fahren, aber da er davon ausgegangen war, dass die Bergungsarbeiten schnell beendet sein würden, hatte er es für unnötig gehalten, dass sie durch die ganze Stadt fuhr, wo er doch schon fast dort war.
Doch als er in Kaufmans Hochhausviertel einbog, bereute er, dass er Margit nicht doch losgeschickt hatte. Er war erschöpft und konnte es kaum erwarten, nach Hause zu fahren und sich hinzulegen. Ihm saß der Schock noch in den Knochen, und dass der Unfall vermutlich Nachwirkungen haben würde, war auch klar. Wo der Sicherheitsgurt sich in den Körper gepresst hatte, tat alles weh.
Aber jetzt galt es erst mal, sich zu konzentrieren.
Kaufman war immer noch nicht ans Telefon gegangen.
Eine Frau mit einem Kinderwagen ging vorbei, als Thomas aus dem Auto stieg. Er lächelte sie freundlich an, aber sie erwiderte sein Lächeln nicht, sondern sah stattdessen weg.
Die Reaktion überraschte ihn. Aber was wusste er schon, welche Stimmung in diesem Wohngebiet herrschte.
Er schob den Gedanken beiseite und ging auf Kaufmans Hauseingang zu. Hoffentlich gab es eine einfache Erklärung, warum der Mann nicht ans Telefon ging. Wahrscheinlich war er im Suff eingeschlafen und hörte das Klingeln nicht. Wenn Thomas lange genug an der Tür klingelte, würde Kaufman vielleicht aufwachen.
Dann konnte er endlich heimfahren und sich ausruhen.
Diesmal funktionierte der Aufzug nicht. Thomas musste zu Fuß in den vierten Stock. Oben angekommen, sah er sich um. Durch die Tür einer Nachbarwohnung drangen die Geräusche einer beliebten Fernsehsendung. Thomas meinte, die Anfangsmusik zu erkennen. Aus den anderen Wohnungen war nichts zu hören, aber ein schwacher Essensgeruch stieg ihm in die Nase.
Er klingelte mehrmals, ohne dass jemand öffnete. Dann drückte er die Türklinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen und glitt einen Spalt auf.
Der Adrenalinstoß, der durch seinen Körper jagte, fegte alle Müdigkeit beiseite.
Er zog seine Dienstwaffe.
Die Pistole
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