Moerderische Schaerennaechte
Ventilator in dem Ultraschallgerät surrte.
Der Arzt nahm sein Stethoskop, setzte es an und lauschte eine Minute lang konzentriert. Dann drehte er den Lautstärkeknopf an dem Ultraschallgerät auf.
War das der Herzschlag ihres Babys? Es hörte sich an, als schlüge das Herz unregelmäßig. War das ein schlechtes Zeichen?
»Ist es Ihr erstes Kind?«, fragte Backlund.
Thomas schüttelte den Kopf.
»Wir hatten vor ein paar Jahren eine kleine Tochter«, flüsterte Pernilla, »aber sie ist als Baby gestorben.«
Auf dem Monitor flossen die Schatten ineinander und trennten sich, wie ein schwarz-weißes Kaleidoskop, bei dem die Formen Muster bildeten, die sich im Nu wieder auflösten.
»So«, sagte Backlund. »Ich wäre dann soweit.« Ein vielsagendes Lächeln. »Jetzt kann ich Ihnen verraten, was es wird. Möchten Sie es wissen?«
Pernilla suchte Thomas’ Blick, dann nickte sie dem Arzt stumm zu. Die Angst wollte nicht weichen.
»Schauen Sie.«
Doktor Backlund nahm sein Stethoskop ab und fror das Bild auf dem Monitor ein, auf dem sich das Köpfchen gerade wie ein Grashalm im Wind bewegt hatte.
Pernilla setzte sich auf, um besser sehen zu können.
Der Schatten hatte eine andere Position eingenommen, und nun meinte sie, etwas ahnen zu können. Unwillkürlich berührte sie den Bildschirm mit den Fingern.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte der Arzt. »Sie bekommen ein kleines Mädchen.«
Kapitel 53
Auf der Rückfahrt vom Krankenhaus flossen Pernillas Tränen unaufhörlich, während sie Thomas wieder und wieder versicherte, dass er sich überhaupt keine Sorgen zu machen brauchte.
»Ich bin einfach nur glücklich«, sagte sie. »Glaub mir.« Sie sprach so schnell, dass er nur die Hälfte mitbekam. »Das ist Wahnsinn, Thomas, wir werden wieder eine Familie sein, ich kann es kaum fassen.«
»Immer mit der Ruhe«, sagte Thomas und zwinkerte die Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln. »Bis dahin vergeht noch viel Zeit.«
Als er sie bei ihrer Arbeitsstelle absetzte, fragte er sich, ob sie es wohl schaffen würde, nicht sofort allen zu verraten, was los war. Die Ultraschalluntersuchung hatte die Schwangerschaft für sie beide real werden lassen. Plötzlich wagten sie es, an das Wunder zu glauben.
Immer noch benommen von der Mitteilung des Arztes betrat er die Polizeistation. Eigentlich hatte er sich mit Margit kurz vor Abfahrt des Zuges treffen wollen, aber als er im dritten Stock aus dem Aufzug stieg, stand sie schon im Flur.
»Ich habe Leif Kihlberg erreicht. Er ist in Stockholm. Oder besser gesagt, er kommt spät heute Abend hier an, weil er morgen an einer Konferenz teilnimmt, deshalb können wir ihn morgen früh um halb neun in seinem Hotel treffen.«
»Dann brauchen wir nicht nach Göteborg zu fahren. Ist mir auch recht.«
Sie sah ihn prüfend an.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Sicher.«
Thomas gab sich Mühe, so zu sein wie immer.
»Ganz bestimmt?«
Das Misstrauen leuchtete Margit aus den Augen. Sie ging einen Schritt auf ihn zu, ohne den Blick von seinem Gesicht zu wenden.
Thomas kapitulierte. Sie kannte ihn einfach zu gut.
»Ich war gerade mit Pernilla bei einer Ultraschalluntersuchung.« Bevor Margit etwas sagen konnte, fügte er hinzu: »Wir erwarten ein Kind.«
Thomas merkte, wie ein Strahlen auf seinem Gesicht erschien.
»Wir bekommen ein kleines Mädchen.«
»Mein Gott, Thomas!«
Margit sah ausnahmsweise einmal verblüfft aus.
»Komm mit rein zu mir.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging in ihr Büro.
Thomas folgte ihr und sank auf den Besucherstuhl. Er stellte fest, dass er nicht mehr aufhören konnte zu lächeln. Alle Müdigkeit des gestrigen Tages war wie weggeblasen.
Margit schloss die Tür hinter sich.
»Herzlichen Glückwunsch, das ist ja fantastisch.«
»Wir haben nicht mehr daran geglaubt, jemals wieder ein Kind zu bekommen, jedenfalls nicht auf natürlichem Weg.« Etwas leiser fügte er hinzu: »Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir noch einmal eine Chance erhalten.«
Margits strenge Gesichtszüge wurden weich, und Thomas sah aufrichtige Freude in ihren tief liegenden Augen. Ihre normalerweise gerunzelte Stirn glättete sich, und sie stand auf und umarmte Thomas herzlich.
»Ich freue mich so für euch. Das habt ihr wirklich verdient, nach all den Sorgen und Enttäuschungen.«
Als wäre ihr der plötzliche Gefühlsausbruch peinlich, ging sie schnell wieder zurück hinter ihren Schreibtisch und setzte sich.
»Wir wollen es noch nicht an die große Glocke hängen«,
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