Moerderische Schaerennaechte
neben der Liege.
Thomas setzte sich, und Pernilla nahm seine Hand und drückte sie aufmunternd. Aber seine Miene war immer noch angespannt, und er saß hoch aufgerichtet da, als hätte er einen Stock verschluckt.
Genauso hatten sie dagesessen, als sie Emily zum ersten Mal gesehen hatten, dachte Pernilla. Ihre Kehle schnürte sich zu, und sie musste schlucken.
Diesmal würde alles gut gehen, das musste es einfach.
Die Tür ging auf, und ein Arzt kam herein. Er trug das Haar zurückgekämmt und zu einem prächtigen Pferdeschwanz zusammengefasst. Er wirkte viel zu jung für den Beruf, so als hätte er gerade erst die Universität hinter sich.
Pernilla begriff, dass nicht der Arzt zu jung war, sondern sie und Thomas waren älter geworden. Er war einundvierzig, und sie wurde im November vierzig.
Alte Eltern, wie man es auch drehte und wendete.
Aber nicht zum ersten Mal Eltern.
Der Arzt begrüßte sie mit Handschlag.
»Peder Backlund. Guten Tag.«
Pernilla lächelte matt.
»Dann wollen wir mal sehen, was wir hier haben«, sagte er und schaltete das Ultraschallgerät ein.
Mit einer Hand führte er die Metallsonde über Pernillas Bauch. Sie fühlte sich kalt und steril auf der Haut an.
Der kleine Monitor neben der Liege sprang an und ein grün-graues, sehr körniges Bild erschien.
»Sie sind in der neunten Woche, ist das richtig?«
Pernilla nickte.
»Ja.«
»Wie geht es Ihnen?«
»Ich bin sehr müde, aber ansonsten geht es mir gut.«
»Ist Ihnen übel?«
Der Arzt blickte abwechselnd auf den Bauch und zum Monitor, während er seine Fragen stellte.
»Ziemlich oft sogar, besonders morgens. Aber das sollte bald vorbei sein, wenigstens hoffe ich das.«
Pernilla starrte auf den quadratischen Bildschirm. Sie konnte deutlich eine kleine Gestalt erkennen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt erst einige Zentimeter groß war, wie sie wusste.
Es war wirklich Leben da drinnen. Ein Herz, das klopfte und schlug.
Ab und zu zuckten die Ärmchen; kleine Bewegungen, die von uralten Instinkten und Reflexen gesteuert wurden. Das winzige Köpfchen drehte sich ein wenig, als wollte es ergründen, wer dort draußen war. Wer es heimlich beobachtete.
Die Augenlider, kaum zu erkennen auf dem diffusen Bild, waren nur schwarze Punkte, und die Hände – oder das, was in ein paar Monaten einmal Hände sein würden – waren ausgestreckt.
Ein kleiner Fisch, der in dem Meer schwamm, das ihre Gebärmutter geschaffen hatte.
Erleichterung durchflutete Pernilla.
»Da ist es. Schau, Thomas.« Sie drehte sich zu ihm um. »Siehst du? Das ist unser Baby.«
Thomas saß immer noch stocksteif da, ohne etwas zu sagen, aber seine Anspannung schien nachzulassen. Im Halbdunkel sah sie, dass seine Augen glänzten.
Peder Backlund beschrieb mit ruhiger Stimme, was die Ultraschallsonde unter den Schichten aus Haut und Muskeln entdeckte.
Wie seltsam, dachte Pernilla, seltsam und unfassbar, dass dieses längliche Instrument, das über ihren Bauch glitt, diese Bilder produzierte. Dass man sein Kind viele Monate vor der Geburt sehen konnte, und dass ein Arzt erkannte, ob alles so war, wie es sein sollte, obwohl der Embryo gerade mal zwei Monate alt war.
»Hier sind die Beine, und hier sehen Sie beide Arme«, sagte Doktor Backlund.
Er führte das Gerät mit kreisenden Bewegungen und einem leichten Druck, der nicht unangenehm war, es fühlte sich nur ein bisschen kühl an.
»Und hier haben wir die Wirbelsäule des kleinen Rackers.«
Er wiederholte die kreisenden Bewegungen und beugte sich zum Monitor vor, um besser sehen zu können.
»Was ist das denn«, murmelte er.
Pernilla erstarrte.
»Stimmt etwas nicht?«, sagte sie mit starren Lippen.
Die Luft wurde dick, plötzlich fiel das Atmen so schwer. Peder Backlund schüttelte beruhigend den Kopf, während er sich umdrehte.
»Kein Sorge, ich will nur etwas überprüfen. Einen Moment.«
Er griff nach der Tube mit dem Gel und drückte noch einen Streifen auf Pernillas Bauch. Diesmal sagte sie kein Wort, als sie die kalte Masse auf der Haut spürte.
Ängstlich musterte sie das Gesicht des Arztes und versuchte darin zu ergründen, was er nicht ausgesprochen hatte. Hoffentlich war es nichts Schlimmes.
Nicht noch einmal.
Ihr Körper kribbelte vor Nervosität, und sie drückte Thomas’ Hand so fest, dass er vorsichtig ihren Griff löste. Er sagte nichts, sondern strich ihr nur übers Haar, aber sie wusste, dass er ebenso aufgeregt war wie sie.
Es war totenstill in dem kleinen Raum, nur der
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