Moerderische Sehnsucht
würden?«, die Droidin faltete die Hände ordentlich vor ihrem Bauch. » Mr Pella wird Sie empfangen, aber seine Pflegerin besteht darauf, dass Sie sich möglichst kurzfassen.«
Als Eve ihr keine Antwort gab, machte die Droidin einfach auf dem Absatz kehrt, um die Treppe hinaufzugehen. Die Stufen knirschten leise, merkte Eve. Stießen ein leises, altersschwaches Stöhnen aus. Oben ging ein Flur in beide Richtungen. Die Droidin lief nach rechts und klopfte an die erste Tür.
Aus dem Zimmer, dachte Eve, konnte man wahrscheinlich auf die Straße und das rege Leben draußen sehen.
Doch sie spürte alles andere als Leben, als sie durch die Tür des Raumes trat. Falls dies ein Haus des Todes war, war das hier die Zentrale, dachte sie.
Im Kopf- und Fußteil eines riesengroßen Himmelbetts stellten Schnitzereien fliegende Engel dar. Das Licht war dämmrig, denn die hohen Fenster waren hinter zugezogenen Vorhängen versteckt.
Ein gespenstisch bleicher Mann lehnte in den weißen Kissen, hatte eine Sauerstoffmaske vor dem eingefallenen Gesicht und sah sie aus zornblitzenden Augen an, aus denen fast alle Farbe gewichen war. » Was wollen Sie?«
Für einen kranken Mann hatte er eine erstaunlich starke Stimme, auch wenn sie wegen des Sauerstoffgeräts ein wenig heiser klang. Vielleicht verlieh ihm das, was Eve in seinen Augen sah, diese ungeahnte Kraft.
» Sir.« Die Pflegerin war eine dralle, kompetente Frau. » Sie dürfen sich nicht aufregen.«
» Fahren Sie zur Hölle«, tat er ihre Worte ab. » Und verschwinden Sie.«
» Sir.«
» Raus. Bis jetzt habe ich immer noch das Sagen hier im Haus. Also gehen Sie gefälligst raus. Und Sie.« Mit einem Finger, der leicht zitterte, zeigte er auf Eve. » Was wollen Sie?«
» Wir ermitteln im Mord an einer Frau, deren Leiche im East River Park gefunden worden ist.«
» Der Bräutigam. Ist wieder da. Ich war auch einmal ein Bräutigam.«
» Das habe ich gehört.« Sie trat näher an das Bett heran . Sie konnte nicht darauf bestehen, dass er die Sauerstoffmaske abnahm, doch hinter dem Plastikding und aufgrund des schwachen Lichts war von seiner Mimik kaum etwas zu sehen. Sein Haar jedoch war weiß, er hatte ein rundliches, ein wenig teigiges Gesicht. Steroide, dachte sie. » Sie wissen, dass sie auf dieselbe Art wie Anise Waters, eine Ihrer Angestellten, die vor neun Jahren ermordet wurde, umgekommen ist.«
» Neun Jahre. Kaum mehr als ein kurzes Fingerschnipsen oder aber eine halbe Ewigkeit. Kommt drauf an, nicht wahr?«
» Zeit ist also relativ?«, wollte sie von ihm wissen, während sie ihm in die Augen sah.
» Sie werden noch dahinterkommen, dass die Zeit etwas Verfluchtes ist.«
» Irgendwann wahrscheinlich schon.«
» Ihr Bullen habt mich schon vor neun Jahren unter die Lupe genommen. Und jetzt wollt ihr das noch mal tun? Bitte, gucken Sie mich an.«
» Wann haben Sie zum letzten Mal Ihr Bett verlassen?«
» Verdammt, ich kann aufstehen, wann ich will«, erklärte er im Ton frustrierten Beleidigtseins und richtete sich mühsam in den Kissen auf. » Zwar komme ich nicht allzu weit, aber aufstehen kann ich noch. Sie denken, ich hätte mich aus meinem Bett geschafft, dieses Mädchen umgebracht und mir auch gleich noch ein paar andere geschnappt?«
» Sie sind gut informiert, Mr Pella.«
» Was zum Teufel soll ich anderes tun als den ganzen Tag lang fernzusehen?« Er wies mit dem Kinn in Richtung der Wand gegenüber dem Bett. » Ich weiß, wer Sie sind. Sie sind Roarkes Cop.«
» Haben Sie damit ein Problem?«
Er verzog den Mund zu einem Grinsen, hinter seiner Maske blitzten seine Zähne auf.
» Was ist mit diesem Mann?« Sie zog das Phantombild aus der Tasche und hielt es ihm vors Gesicht. » Kennen Sie den auch?«
Er warf einen kurzen Blick auf das ihm gezeigte Bild und wollte gerade mit den Schultern zucken, als Eve etwas in seinen Augen aufflackern sah. » Wer ist das?«
» Wahrscheinlich jemand, der gerne Frauen umbringt.« Er machte bereits wieder das abwehrende Leck-mich-doch-am-Arsch-Gesicht. » Aber so, wie ich die Sache sehe, ist das Ihr Problem, nicht meins.«
» Ich kann dafür sorgen, dass es auch Ihr Problem wird, Mr Pella«, antwortete Eve. » Mögen Sie brünette Frauen?«
» Ich habe keine Zeit für Frauen. Sie gehorchen einem nicht und sterben einfach weg.«
» Sie haben während der Innerstädtischen Revolten bei der Armee gedient.«
» Ich habe Männer und auch Frauen getötet. Das galt damals als heldenhaft. Sie war damit beschäftigt,
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