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Moerderische Sehnsucht

Moerderische Sehnsucht

Titel: Moerderische Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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sie eine weite Hose, einen schwarzen Pulli, der zu ihrer Überraschung offenbar aus Kaschmir war, sowie ein Paar dicker Socken an, schnappte sich ihre Aktentasche und marschierte aus dem Schlafzimmer in ihr Büro.
    Sie bestellte eine ganze Kanne Kaffee, brachte, während sie die erste Tasse trank, ihre Notizen auf den neusten Stand, lief vor den Tafeln auf und ab und sah sich alles noch einmal an. Schließlich blieb sie stehen, blickte in die Augen des von Yancy porträtierten Killers und wollte von ihm wissen: » Bist du heimgekommen, um zu sterben? Ed, Edward, Edwin, Ted? Geht es dir bei all dem um Timing, Kreisläufe und Tod? Hast du all das als deine ganz private Oper inszeniert?«
    Sie setzte sich wieder in Bewegung und sah sich die Gesichter aller Opfer an. » Du hast sie ausgesucht, benutzt und weggeworfen. Aber sie alle repräsentieren einen ganz bestimmten Menschen. Wen? Wer war diese Frau für dich? Mutter, Geliebte, Schwester, Tochter? Hat sie dich verraten? Verlassen? Abgewiesen?«
    Ihr fiel etwas ein, was Pella gesagt hatte, und sie runzelte die Stirn. » Ist sie dir weggestorben? Oder mehr als das? Wurde sie dir genommen, wurde sie umgebracht? Sind alle diese Morde Wiederaufführungen ihres Todes?«
    Sie betrachtete das Foto von sich selbst, das an einer Tafel hing. Was sah er, wenn er sie ansah, überlegte sie. Nicht nur ein weiteres Opfer, sondern eine Gegenspielerin. Das war neu, nicht wahr? Bisher hatte er niemals Jagd auf die Jägerin gemacht.
    Das große Finale. Ja, wahrscheinlich hatte Mira recht. Die überraschende Wende am Ende des Stücks. Applaus, Applaus und Vorhang.
    Sie schenkte sich die zweite Tasse Kaffee ein, setzte sich und legte ihre Füße auf dem Schreibtisch ab. Vielleicht war er nicht nur ein Opernfan. Vielleicht war er ja ein Darsteller? Ein frustrierter Opernsänger oder Komponist.
    Der Sänger passte nicht zu dem Profil. Dafür wären jede Menge Übung und auch jede Menge Teamwork erforderlich. Er müsste sich Anweisungen geben lassen. Nein, das entsprach bestimmt nicht seinem Stil.
    Vielleicht war er Komponist. Komponisten arbeiteten fast immer allein. Hatten die Gewalt über die Worte oder über die Musik.
    » Computer, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter nach New York zurückgekommen ist und in dem Wunsch, sein Werk zu vollenden, Lieutenant Eve Dallas ins Visier genommen hat?
    Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Wunsch von seinem Wissen, dass er selbst bald sterben wird, oder von seinem Plan herrührt, sein Leben selber zu beenden?
    Wie groß ist schließlich angesichts der Tatsache, dass er immer Opernhäuser als falsche Adressen angibt, die Wahrscheinlichkeit, dass er beruflich mit der Oper zu tun hatte oder hat?
    Wie groß ist angesichts der zeitlichen Abstände zwischen den verschiedenen Mordserien die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendwelche Medikamente benutzt, um sein Verlangen zu töten zu unterdrücken oder auszulösen?«
    EINEN AUGENBLICK …
    » Moment. Ich überlege noch. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Opfer eine Frau repräsentieren, die mit dem Täter in Verbindung stand und die zu irgendeinem Zeitpunkt auf dieselbe Weise wie die jetzigen Opfer gefoltert und getötet worden ist? Los.«
    EINEN AUGENBLICK . DIE BERECHNUNGEN WERDEN DURCHGEFÜHRT …
    » Das hoffe ich.« Eve lehnte sich zurück, nippte an ihrem Kaffee, klappte die Augen zu, ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen, nutzte die Ergebnisse der Überlegungen, um andere Möglichkeiten durchzugehen. Und saß dann einfach da und formte ein Bild in ihrem Kopf.
    Als Roarke den Raum betrat, hatte sie ihre Füße auf dem Schreibtisch abgelegt, einen Kaffeebecher in der Hand und saß mit geschlossenen Augen und vollkommen ausdrucksloser Miene da. Der Kater schlich sich hinter ihm herein, marschierte, ehe irgendjemand ihm zuvorkam, schnurstracks auf den Schlafsessel des Frauchens zu und streckte sich, als hätte ihn die kurze Unterbrechung s eines Schlafes vollkommen erschöpft, genüsslich darauf aus.
    Roarke wollte den Raum durchqueren, als er plötzlich vor einer der Tafeln stehen blieb. Hätte ihm jemand mit einem Eisenknüppel in den Bauch geschlagen, hätte ihn das weniger erschüttert als der Anblick von Eves Bild, das zwischen denen all der toten und vermissten Frauen hing.
    Der Atem wich aus seinen Lungen, wie wahrscheinlich das Leben aus ihm weichen würde, wenn er sie verlöre. Dann aber trieb der reine Zorn die Luft zurück. Er ballte die

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