Moerderische Sehnsucht
Visier genommen hat. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass er beruflich etwas mit der Oper zu tun hat, ist angeblich ziemlich groß. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich damit einverstanden bin.«
» Und warum nicht?«
» Muss jede Menge Arbeit sein, oder etwa nicht? Man muss auf ein Ziel hinarbeiten und braucht dafür viel Energie und Engagement. Außerdem hat man dabei meistens sehr viel mit anderen Menschen zu tun. Natürlich werde ich im Hinterkopf behalten, dass er vielleicht dort tätig ist, aber ich habe darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es für mich einfach nicht passt. Weil er kein Teamplayer ist. Meiner Meinung nach hat er am liebsten seine Ruhe. Vielleicht könnte man die Morde in gewisser Hinsicht als Vorstellungen betrachten, aber ich glaube nicht, dass sie es sind. Dafür sind sie zu intim. Sie gehen nur ihn und seine Opfer etwas an, bis er mit ihnen fertig ist.«
» Es sind also Duette.«
» Duette. Hm.« Auch darüber dachte sie kurz nach. » Ja, okay, Duette, das kann sein. Ein Mann, eine Frau, die Dynamik und das extrem Persönliche an der Beziehung. Eine Vorstellung, okay, aber ohne Publikum, denn dafür ist sie zu intim. Weil er meiner Meinung nach irgendwann eine intime Beziehung zu der Frau hatte, für die all die anderen Frauen stehen. Ja. Die beiden haben ein Duett gesungen.«
» In dessen Verlauf seine Partnerin getötet worden ist.«
» Was ihn aus der Bahn geworfen hat. Deshalb denke ich, dass er Medikamente nimmt, um sich über lange Phasen hinweg zu beherrschen– oder dass er andersherum welche nimmt, um seine Hemmungen zu verlieren und die Taten zu begehen. Wobei der Computer meiner Meinung ist. Ich suche also nach Medikamenten, mit denen man mörderische Neigungen erfolgreich unterdrücken oder aber auslösen kann. Falls er gemäß einer unserer Theorien krank ist, nimmt er vielleicht entsprechende Medikamente gegen diese Krankheit ein. Kennst du einen gewissen Tomas Pella?«
» Der Name sagt mir nichts.«
» Er schien dich zu kennen.«
» Ich kenne jede Menge Leute.«
» Und dich kennen wahrscheinlich noch viel mehr. Er hat ein paar Restaurants in Little Italy besessen und sie, kurz nachdem alles vor neun Jahren begonnen hat, verkauft.«
» Vielleicht habe ich die Restaurants oder eins von ihnen gekauft. Ich sehe gern mal nach.«
» Wie steht es mit Hugh Klok, einem Antiquitätenhändler? Du kaufst doch auch jede Menge altes Zeug.«
» Auch dieser Name sagt mir nichts.«
» Ich werde ihn noch genauer überprüfen. Ein anderer Typ, an den Newkirk sich von damals noch erinnert hat, war dieser Typ, der als Hobby Taxidermie betreibt. Du weißt schon, er stopft tote Tiere aus.«
» Wobei sich mir immer die Frage stellt: Was in aller Welt bringt einem das?«
» Ja, was bringt einem das?« Eve blickte auf Galahad, der wieder hereingekommen war und sich genüsslich putzte. » Ich meine… würdest du, wenn er einmal hinüber ist…?«
» Gütiger Himmel, nein. Und zwar nicht nur, weil wir das beide als unheimlich empfinden würden, sondern vor allem, weil es für ihn verdammt erniedrigend wäre. Findest du nicht auch?«
» Allerdings. Mir hat der Gedanke gefallen, dass dieses Hobby ein Symbol für diesen Typen ist. Haus des Todes und so weiter. Aber er kann es nicht sein. Lebt seit vier Jahren auf Vegas II und ist seither nicht einmal auf die Erde zurückgekehrt. Das habe ich überprüft. Aber wie dem auch sei, willst du vielleicht auch noch wissen, was die Überprüfung dieser beiden anderen Männer und des dritten Kerls, bei dem ich heute war, einem gewissen Dobbins, ergeben hat?«
» Wäre sicher ein deutlich angenehmeres Gesprächsthema während des Essens als eine Unterhaltung über Taxidermie und tote Katzen. Also los.«
In ihrer Wohnung in der City arbeiteten Peabody und McNab an zwei konkurrierenden Computern. Da er besser bei Lärm arbeiten konnte, und es sie nicht störte, hallten dabei lauter Trash Rock und revisionistischer Rap durch ihr kl eines Wohnzimmer. Sie kauerte vor ihrem Bildschirm, blendete den meisten Krach so gut wie möglich aus und bahnte sich ihren Weg durch ein kompliziertes Suchprogramm.
Er sprang wie ein ruheloser Welpe auf und ab und bellte irgendwelche Direktiven, wenn er nicht gerade lautstark sang. Sie hatte keine Ahnung, wie jemand es schaffte, so zu arbeiten. Aber sie wusste auch, dass er es nicht nur konnte, sondern anders gar nicht in der Lage war, irgendwas zu tun.
Die Reste des chinesischen Essens, das sie
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