Moerderische Sehnsucht
Eigentum.«
» Was sagt uns das?« Eve sah die anderen an. » Es sagt uns eine Sache über ihn, die uns bisher nicht bekannt gewesen ist.«
» Dass er ein Feigling ist«, erklärte Peabody, und Eve nickte voller Stolz, weil ihre Partnerin sofort darauf gekommen war.
» Genau. Anders, als wir bisher dachten, konfrontiert er seine Opfer nicht. Statt das Risiko eines Kampfes auf offener Straße einzugehen, lockt er die Frauen hinterlistig mit Geld, dem Versprechen beruflichen Vorankommens oder der Erreichung eines persönlichen Zieles an. Er muss die Frauen gut genug kennen, um zu wissen, was bei jeder von ihnen am ehesten funktioniert. Vielleicht hat er also mehr Zeit mit der Beobachtung seiner Opfer zugebracht, als wir bisher angenommen haben. Und je mehr Zeit er damit verbracht hat, umso größer ist die Chance, dass er irgendwo von irgendwem mit einem oder mehreren der Opfer gesehen worden ist.«
» Bisher haben wir niemanden gefunden, der eine der Frauen vor ihrem Verschwinden mit jemandem gesehen hat«, rief ihr Baxter in Erinnerung.
» Wir müssen noch einmal mit den Leuten sprechen und sie nach Männern fragen, die die Opfer von ihrer Arbeit her kannten, denen sie Unterricht gegeben haben oder geben wollten. Nachdem er die Frauen entführt hatte, ist er nicht noch einmal an deren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Weil er, sobald sein Ziel erreicht war, die Bühne verlassen hat. Wir müssen uns also nach Typen erkundigen, die regelmäßig in dem Klub und in dem Fitnessstudio waren und seit einer Woche nicht mehr im Starlight sowie in Rossis Fall seit drei Tagen nicht mehr im BodyWorks gesehen worden sind.
McNab, suchen Sie in Rossis Computern nach einem neuen privaten Kunden. Roarke , ich brauche die Namen, Adressen, Arbeitsstätten aller Frauen auf deiner Liste, die deiner Meinung nach für ihn infrage kommen könnten. Feeney, geh du weiter der Spur aus der Zeit der Innerstädtischen Revolten nach. Such nach Kommentaren zu Leichenidentifizierungen und nach Namen von Medizinern, die dafür zuständig waren, oder freiwilligen Helfern. Ich will Fotos, Horrorgeschichten, Kriegsgeschichten, Leitartikel, jeden noch so kleinen Fetzen, den du dazu auftreiben kannst. Baxter, Sie und Trueheart hören sich auf der Straße um. Jenkinson, Sie und Powell bleiben, wo Sie sind, und finden jemanden, dessen Erinnerung sich auffrischen lässt.
Peabody, Sie schreiben den Bericht.«
» Zu Befehl, Madam.«
Als sie sich zum Gehen wandte, trat Feeney auf sie zu. » Ich muss kurz mit dir reden.«
» Sicher. Hast du irgendetwas rausgefunden?«
» Nicht hier.«
Schulterzuckend setzte sie sich in Bewegung. » Ich wollte sowieso gerade in mein Büro zurück. Ich will sämtliche Fälle noch einmal genauer durchgehen und die Leute anrufen, die wir damals vernommen haben. Wir brauchen nur eine kleine Lücke, einen winzig kleinen Spalt, dann sind wir drin.«
Schweigend lief er neben ihr an den Schreibtischen der anderen vorbei in ihr Büro. » Kaffee?«, fragte sie und runzelte die Stirn, als er die Tür hinter sich schloss. » Gibt es irgendein Problem?«
» Weshalb bist du damit nicht zu mir gekommen?«
» Womit?«
» Mit dieser neuen Theorie.«
» Nun, ich…« Sie schüttelte verblüfft den Kopf. » Ich habe dir doch eben gerade davon erzählt.«
» Schwachsinn. Du hast dich als Ermittlungsleiterin vor uns anderen aufgebaut, uns kurz gebrieft und Aufgaben verteilt. Du hast dich nicht vorher mit mir ausgetauscht. Dabei ist es mein Fall, falls du das vergessen hast. Du hast meinen Fall benutzt.«
» Der Gedanke ist mir vorhin erst gekommen. Etwas, was Yorks Freund gesagt hat, hat mich auf die Idee gebracht. Ich habe darüber nachgedacht, bin noch mal die alten Fälle durchgegangen und…«
» Du hast darüber nachgedacht«, fiel er ihr ins Wort. » Du bist meine alten Fälle durchgegangen. Fälle, in denen ich Ermittlungsleiter war. In denen ich die Verantwortung hatte. In denen ich gesagt habe, wie es zu laufen hat.«
Da sich ihr Magen leicht zusammenzog, holte Eve so tief wie möglich Luft. » Ich bin deine Fälle genauso durchgegangen wie all die anderen auch. Weil sie alle ein Ganzes bilden, und falls meine Idee uns weiterbringt…«
» Eine Idee, auf die ich nicht gekommen bin?« In seine müden Hundeaugen trat ein harter Glanz. » Auf die ich nicht gekommen bin, während sich die Leichen vor meiner Nase türmten?«
» Nein. Meine Güte, Feeney. Das behauptet niemand, und das denkt auch niemand. Es hat sich einfach so
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