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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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um diese Zeit bei dir klingelt und jemand behauptet, er habe ein Paket für dich?«, fragte Seidel.
    »Lasst uns die andern Hausbewohner befragen, ich übernehme Frau Stauffer. Und zu deiner Frage: Ich habe mehrere Videokameras installiert und sehe, wer vor meiner Tür steht. In meiner Ecke kenne ich so ziemlich jeden. Das ist nun mal so in einem Kaff wie Okriftel.«
    Er ging in den dritten Stock und klopfte an Miranda Stauffers Tür. »Kommen Sie rein«, sagte sie ernst, als sie Hellmers Gesicht sah, und ließ ihn eintreten.
    »Nur eine Frage: Haben Sie gestern Abend so gegen zehn
    etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen?«
    »Nein, ich war mit einer Arbeitskollegin im Kino und bin
    erst gegen Mitternacht nach Hause gekommen.«
    »Tja, das war's dann schon. Danke.«
    »Warten Sie, da war doch was, ich weiß ja nicht, ob das von Belang ist. Als ich nach Hause kam, lag ein großes Paket im Flur, die Tür war deswegen nicht ins Schloss gefallen, das heißt, es hat die Tür blockiert.«
    »Was für ein Paket?«, fragte Hellmer wie elektrisiert.
    »Groß, aber nicht sonderlich schwer, zumindest so leicht, dass ich es mit dem Fuß zur Seite schieben konnte, unter die Briefkästen. Ich hab's vorhin noch unten liegen sehen. Ist Frau Durant etwas zugestoßen?«, fragte sie vorsichtig nach, als wäre diese Frage unangebracht.
    »Wir müssen davon ausgehen. Aber bitte, behalten Sie das für sich, es ist eine heikle Angelegenheit. Ich verlass mich auf Sie. Und hier, meine Karte, falls Ihnen noch irgendwas einfällt.«
    »Ich erzähl's niemandem. Sind auch andere Bewohner in diesem Haus in Gefahr?«
    »Keine Sorge, wer immer meine Kollegin entführt hat, hat es nur auf sie abgesehen. Seien Sie trotzdem vorsichtig und trauen Sie niemandem.«
    Nach kaum einer Viertelstunde waren die Befragungen beendet, niemand hatte am Abend zuvor etwas gehört oder gesehen.

»Typisch«, sagte ein frustrierter Frank Hellmer auf dem Weg nach unten, »nichts gesehen, nichts gehört, nichts bemerkt. Die Stauffer war gar nicht zu Hause, sie war mit einer Arbeitskollegin im Kino. Es ist zum Kotzen. Wenn dieser Kerl weiß, wo Julia wohnt, dann weiß er auch, wo er uns finden kann. Seid also auf der Hut.«
    »Was mich beschäftigt, ist die Frage, wie er sie überwältigt hat«, sagte Doris Seidel. »Julia hat eine exzellente Ausbildung genossen, er musste damit rechnen, dass sie sich wehren würde.«
    »Was willst du damit andeuten?«, fragte Kullmer. »Wer immer sie entführt hat, weiß, dass sie sich sehr gut wehren kann. Er konnte nicht einfach hingehen und sie zu seinem Wagen zerren, er muss einen Trick angewandt haben.«
    »Hat er auch«, entgegnete Hellmer und deutete auf das Paket unter den Briefkästen. »Da liegt es. Die Stauffer sagt, es hat im Flur gelegen, als sie letzte Nacht vom Kino heimgekommen ist. Ich gehe mal davon aus, er hat es Julia in die Hand gedrückt, damit war sie für einen Augenblick wehrlos. Vielleicht hat er sie dann betäubt, womit auch immer, das Paket ist zu Boden gefallen, er hat sie zu seinem Auto gebracht, es war schließlich schon fast dunkel, und damit war alles vorbei. Ein uralter Trick. Wir nehmen das Paket auf jeden Fall mit, die KTU soll's untersuchen. Ein Aufkleber vom Hermes Versandservice. Wahrscheinlich hat er ihn eingescannt, damit er wie echt aussieht.«
    »Wer konnte schon damit rechnen, dass er es ausgerechnet auf sie abgesehen hat?«, sagte Doris Seidel. »Alle bisherigen Opfer waren uns bis zum Zeitpunkt ihres Verschwindens unbekannt. In der Gesellschaft spielten sie auf jeden Fall eine eher untergeordnete Rolle.«
    »Spielt Julia oder irgendeiner von uns eine besondere Rolle in der Gesellschaft? Himmel noch mal, so kommen wir nicht weiter. Ab ins Präsidium. Mein Gott, wenn sie so endet wie die Schweigert oder die anderen Opfer …«
    »Dann hoffe ich, dass ich das Arschloch als Erster kriege«, sagte Kullmer.
    »Du wirst schön deine Pfoten bei dir behalten«, wurde er scharf von Seidel unterbrochen. »Hast du gehört, du wirst nichts, aber auch rein gar nichts unternehmen. Unser Job ist Tag für Tag mit einem gewissen Risiko behaftet, und leider hat's diesmal Julia erwischt.«
    »Du hast gut reden, du kennst sie kaum halb so lang wie ich und Frank. Die beiden sind fast so etwas wie ein altes Ehepaar. Aber darüber will ich jetzt nicht sprechen. Fahren wir.«
     
    Samstag, 17.10 Uhr
     
    Berger hatte sich nicht rasiert, er trug Jeans und ein kurzärmeliges Hemd, dessen beide obersten Knöpfe

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