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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Kaufmann sah Hellmer entsetzt von der Seite an, wie er es wagen konnte, all diese Informationen einer Minderjährigen anzuvertrauen. Er bemerkte diesen Blick, ohne sich beirren zu lassen.
    »Okay, du kannst die Telefonnummer haben, aber ich kann nicht garantieren, dass du sie erreichst.«
    »In welchem Hotel sind sie abgestiegen?«
    »Ich weiß es nicht, und das ist die Wahrheit. Sie haben sich am sechzehnten Juni verabschiedet, ohne uns zu sagen, wie ihre Reiseroute aussieht. Meine Mutter hat nur gesagt, dass sie sich mal von unterwegs melden würde.«
    »Wie ist die Ehe deiner Eltern?«
    »So, dass ich am Überlegen bin, ob ich jemals heiraten werde. Reicht das?«
    »Etwas genauer?«
    »Die haben sich schon seit Jahren nichts mehr zu sagen. Eine Gemeinschaft, die allein dazu dient, einen Zweck zu erfüllen. Der erste waren Frederik und ich, danach ging es nur noch um das gesellschaftliche Ansehen. Von Liebe keine Spur, das kann ich dir garantieren. Die beiden haben sich arrangiert und leben ganz gut damit.«
    »Das riecht nach Affären«, sagte Sabine Kaufmann.
    »Das riecht nicht nur danach, es stinkt. Meine Mutter kann sich jeden Liebhaber leisten, und er treibt's wohl auch mit jeder, die über vierzehn ist und einigermaßen passabel aussieht.« Und an Hellmer gewandt: »Jetzt kannst du wahrscheinlich verstehen, weshalb Frederik und ich es vorziehen, in den Staaten zu leben, da kriegen wir diese ganze Scheiße nicht mit.«
    »Aber warum fliegen sie dann gemeinsam für dreieinhalb Wochen in Urlaub?«
    »Wer sagt denn, dass sie gemeinsam geflogen sind? Habe ich das jemals behauptet? Du solltest besser zuhören, bevor du voreilige Schlüsse ziehst. Und nun komm zum eigentlichen Thema.«
    »Wir sind mittendrin. Wo sind deine Eltern?«
    »Meine Mutter ist mit ihrem neuen Lover tatsächlich auf den Seychellen, wo mein Erzeuger sich aufhält, vermag ich leider nicht zu sagen. Sie haben zusammen das Haus verlassen, danach habe ich bis heute nichts mehr von ihnen gehört. Hast du was zu schreiben?«
    Hellmer zog einen kleinen Block und einen Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche, Lara diktierte ihm die Handynummern ihrer Eltern.
    Danach sagte sie: »Sonst noch etwas?«
    »Du hast beim letzten Mal von der Eröffnung gesprochen. Wie würdest du eröffnen, wenn du es mit einem hochintelligenten Täter wie dem unsrigen zu tun hättest?«
    Sie wartete einen Moment mit der Antwort, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sagte schließlich: »Gar nicht mehr. Es ist zu spät, denn ich gehe davon aus, dass deine entführte Kollegin sein ultimatives Opfer ist. Es gibt keine Eröffnung mehr, da er bereits alle ihm wichtigen Varianten gespielt hat. Sorry.«
    »Trotzdem, wie würdest du jetzt handeln? Angenommen, es ginge um deinen Bruder?«
    »Analytisch vorgehen. Warum hat er sie entführt? Was bezweckt er mit den Taten? Wo will er hin? Er muss etwas wollen, es gibt keinen Mörder oder Entführer, der nichts will. Die einen wollen Sex, andere Geld, andere Macht, andere Aufsehen erregen, und wieder andere wollen beachtet werden, nur ein paar wenige wollen von allem etwas. Aber alle spielen, wobei vielen gar nicht bewusst ist, dass sie spielen, andere hingegen spielen ganz bewusst, weil es für sie der Kick schlechthin ist. Es geht um das Spiel und weniger um die Opfer, die sind nur Beiwerk.«
    »Alles schön und gut, unserer will spielen«, sagte Hellmer, »aber …«
    »Nein, er will nicht nur spielen, er will die absolute Macht auskosten. Morde, Entführungen, Quälen, alles Machtspiele. Er ist mathematisch berechenbar, deshalb hab ich gesagt, ihr müsst analytisch vorgehen. Jedes Schachspiel kann mathematisch berechnet werden, und alles, was wir in unserm Leben tun, auch. Alles, was uns widerfährt, beruht auf mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundsätzen. Was habt ihr in der Vergangenheit über ihn raus gefunden? Mit welchen Leuten hattet ihr es im Laufe der Ermittlungen zu tun? Wer von ihnen würde möglicherweise ins Schema passen? Wie intelligent ist er? Ist er so intelligent, dass ihr nie auch nur im Entferntesten vermuten würdet, er könnte euer gesuchter Mann sein? Es kann einer sein, den ihr bereits vernommen habt, der von euch aber als Täter ausgeschlossen wurde. Die Intelligenz eines nahezu perfekten Täters liegt darin, dass er euch entweder weismacht, er sei nur ein kleines Licht und eigentlich zu dumm, oder er ist so versiert und tritt so sicher und elegant auf, dass er gar nicht erst in die engere

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