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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ihrer Haare. Dabei hatten sie sich eine ganze Weile nicht gesehen, über ein halbes Jahr, es war vor Weihnachten gewesen, noch bevor die Leichen von Weiß und Peters gefunden worden waren. Es war das letzte Mal, dass sie einen Abend und eine Nacht miteinander verbracht hatten, bevor Julia beschloss, es dabei bewenden zu lassen. Sie war nicht lesbisch, nicht bi, sondern stand auf Männer. Aber das Erlebnis mit Alina war etwas Besonderes, Neues, Schönes gewesen. Und jetzt brauchten sie beide diese Nähe, sie brauchten jemanden zum Anlehnen, Kraft, die man sich gegenseitig gab.
    »Kommen wir hier jemals wieder raus?«, fragte Alina und streichelte Julia über das Gesicht. »Ich habe eine furchtbare Angst vor dem Sterben und dem Tod.«
    »Wir alle haben Angst davor«, flüsterte Julia. »Denk nicht daran, sondern überleg dir, wie wir ihn umstimmen können. Auch wenn es schwerfällt, vergiss die Angst, du musst klar denken. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Du bist Psychologin, du kannst es mit ihm aufnehmen. Das will er doch nur, er sucht einen Gegner, der ihm ebenbürtig ist. Bitte.«
    »Er hat mich schon bei den Sitzungen reingelegt …«
    »Bei welchen Sitzungen?«, fragte Julia mit hochgezogenen Brauen.
    »Er kam dreimal zur Therapie. Die vierte fiel aus, da hatte er mich schon hergebracht.«
    »Wie heißt er?«, fragte sie lauter als beabsichtigt und zuckte zusammen.
    »Johann Jung heiße ich«, sagte er lachend. »Marketingchef im Bruckheim Verlag und ein Mitarbeiter von Franzi, wie ich sie nenne. Sie war eine leichte Beute, fast schon zu leicht. Bei allen andern musste ich mir mehr Mühe geben. Na ja, zumindest etwas mehr. Und nun, husch, husch, wieder ins Körbchen, liebe Julia. Und wenn du möchtest, leiste ich dir noch ein wenig Gesellschaft.«
    »Wozu? Willst du mich vögeln?«, fragte sie, ohne sich ihre Gefühle anmerken zu lassen, während Angst und Panik sich wie eine kalte Faust in ihren Magen drückten, da sie ahnte, was gleich passieren würde.
    »Warum nicht? Hast du nicht gesagt, du würdest alles für mich tun? Das waren doch vorhin in der Dunkelheit deine Worte. Ich fordere das Versprechen ein. Gehen wir. Und zu dir, Alina, komme ich später. Wir werden auch noch viel Spaß miteinander haben. Ciao, ciao.«
     
    Sonntag, 14.10 Uhr
     
    An diesem schwülen, wenn auch nicht sonderlich warmen Tag, an dem immer wieder durchziehende Wolkenfelder der Sonne nicht genügend Platz einräumten, war Lara Jung im Garten, lag auf einer Liege und las in einem dicken Wälzer. Sie hatte ein T-Shirt und Shorts an und zog die Sonnenbrille ein wenig herunter, als sie Hellmer und seine Kollegin erblickte. Frederik hatte ihnen geöffnet und war gleich darauf wieder im Haus verschwunden, kaum dass er ein »Guten Tag« über die Lippen gebracht hatte. Er murmelte nur noch: »Lara ist hinten im Garten.«
    »Und der ist ein Superhirn?«, fragte Kaufmann zweifelnd.
    »Ist er. Und seine Schwester erst recht.«
    »Hallo, Frank«, begrüßte sie ihn, stand auf und gab erst ihm, dann Kaufmann die Hand. »Ich bin Lara und Sie?«
    »Kaufmann, Sabine Kaufmann.«
    »Schön, nehmt Platz. Arbeitet ihr eigentlich rund um die Uhr?«
    »Zwangsläufig«, antwortete Hellmer und setzte sich, nachdem die beiden Damen Platz genommen hatten. »Wir würden dir gerne noch ein paar Fragen stellen.«
    »Bitte«, sagte sie, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Sind deine Eltern zu erreichen?«
    »Warum?«
    »Beantworte bitte nur meine Frage.«
    »Ja, ich nehme es zumindest an. Gemeldet haben sie sich bisher jedoch noch nicht. Ist mir auch egal.«
    »Hast du eine Telefonnummer für uns?«
    »Würdest du mir bitte verraten, wozu?«
    »Um zu telefonieren«, mischte sich jetzt Kaufmann ein, die zunehmend ungeduldiger wurde. »Haben Sie jetzt eine oder nicht?«
    »Keine Ahnung, ob die auf den Seychellen zu erreichen sind, die …«
    »Geben Sie sie uns doch bitte, und wir sind schon wieder weg.«
    »Ist deine Kollegin immer so?«, fragte Lara und sah Hellmer spöttisch an.
    »Sie ist immer so«, antwortete Kaufmann an Hellmers Stelle. »Wir haben unsere Zeit nicht gestohlen.«
    »Ist was passiert, das mich interessieren könnte?«, fragte Lara mit unschuldigem Augenaufschlag.
    Hellmer nickte. »Meine Partnerin wurde entführt. Sie wollte gestern in Urlaub fliegen. Der Täter treibt das Spiel auf die Spitze. Dazu kommen noch eine weitere Entführung und ein Mord. Alles Frauen und alles innerhalb von zwei oder drei Tagen.«
    Sabine

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