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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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1746 und 1752 erbaut und seit damals im Besitz meiner Familie, die eine Menge Geld in den Bau gepumpt hat. Ich bin allerdings der Einzige, der noch Unterlagen darüber besitzt. Es gibt hier fünfunddreißig Zellen, von denen ich zehn habe umbauen lassen. Hinter dieser Tür ist Franziska, daneben die exklusive Alina, und die andern beiden links von Alina gehören Karin und Pauline. Noch, denn schon bald werden sie leerstehen.«
    »Und das Geräusch?«
    »Ein Generator, der das gesamte Gebäude mit Strom versorgt. Falls er ausfällt, schaltet sich ein Notaggregat ein. Das nur als Information, mit der du wohl kaum etwas anfangen kannst. So, nun will ich dich erst Franziska vorstellen, und anschließend darfst du Alina begrüßen. Wie heißt es doch so schön, geteiltes Leid ist halbes Leid. Mal sehen, ob ihr das genauso empfindet.«
    Er schloss die Tür zu Franziskas Zelle auf und sagte: »Franzi, ich möchte dich mit einem Neuzugang bekannt machen. Franziska Uhlig, Julia Durant. Na los, gebt euch schon die Hand«, forderte er die beiden Frauen auf.
    Franziska Uhlig saß am Schreibtisch, und es schien, als wollte sie sich tatsächlich die Finger wund schreiben.
    »Hallo«, sagte Julia in das Halbdunkel hinein und trat näher, Franziska drehte vorsichtig den Kopf und musterte die unbekannte Frau mit starrem Blick, als sähe sie durch sie hindurch.
    »Hallo«, erwiderte sie leise und nahm die ihr entgegengestreckte Hand, ohne dass ein Händedruck spürbar war. Julia hatte das Gefühl, eine tote Hand zu drücken.
    »Geht doch«, sagte er. »Mir fällt auf, dass ihr beide fast gleich groß seid und eine ähnliche Figur habt. Ihr könntet Schwestern sein, obwohl … Nein, die Unterschiede sind beim zweiten Hinsehen doch zu markant. Möchtet ihr euch unterhalten? Ich lasse euch gerne für zehn Minuten allein, das heißt, ihr werdet mich nicht sehen, ihr könnt reden, über was immer ihr wollt, ich habe zu tun. Wie gesagt, zehn Minuten.«
    Er verließ die Zelle.
    »Nein, ich will das nicht«, sagte Franziska entschieden. »Ich muss noch eine Menge erledigen und …«
    »Schon gut«, entgegnete Julia und nickte, »ich kann das verstehen. Arbeiten Sie weiter, damit er sein Versprechen Ihnen gegenüber einhalten kann. Ich gehe mal davon aus, dass er Ihnen ein Versprechen gegeben hat, so in der Art, dass er Sie freilässt, wenn Sie ihm bedingungslos gehorchen. Hab ich recht?«
    »Was meinst du mit dem Versprechen?«, fragte er und stand wieder in der Tür.
    »Ich dachte, du hörst nicht mit.«
    »Manchmal sage ich nicht ganz die Wahrheit«, entgegnete er grinsend.
    »Hast du ihr keins gegeben? Hast du ihr nicht wie mir versprochen, dass du sie gehen lässt, wenn sie den Block vollschreibt? Ich nehme an, das versprichst du allen, das Problem für uns ist nur, dass es eine Lüge ist. Du kannst es dir gar nicht erlauben, auch nur eine von uns gehen zu lassen, denn trotz deiner Verkleidung würden wir dich wiedererkennen, und wenn es nur deine Stimme ist. Hab ich recht, Franziska?«
    Sie reagierte nicht oder wollte nicht reagieren. Sie schrieb nur immer weiter, als wäre sie in Trance.
    »Da siehst du's«, sagte er, »sie ist nicht so störrisch und aufmüpfig wie du, sie stellt keine unnützen Fragen, sondern tut, was ich ihr aufgetragen habe. Und dafür werde ich sie belohnen.«
    »Sicher, indem du sie nicht folterst, sondern ihr einen schnellen Tod verschaffst. Eine Expressreise ins Jenseits.«
    »Komm, sag Alina noch kurz hallo, sie wird sich freuen, ein bekanntes Gesicht zu sehen.«
    Nachdem er Franziska Uhligs Zelle wieder abgeschlossen hatte, sagte Julia Durant: »Sie ist jetzt schon gebrochen. Ihr Verhalten ist nicht normal.«
    »Sie kommt wieder auf die Beine, sie ist vergleichbar mit einer emsigen Biene, und sie hat einen unglaublichen Willen. Sie ist stark, stärker als du. Sie hat sich sehr schnell gefügt und ist keinen Millimeter von den ihr übertragenen Aufgaben abgewichen. So etwas nenne ich vorbildlich. Und sie ist sehr gehorsam.«
    »Hast du eigentlich kein Mitleid oder wenigsten Mitgefühl?«
    »Mit euch? Warum? Ich spiele ein Spiel, und ihr seid die Figuren darin. Hier, deine Freundin. Umarmt euch oder macht, was ihr wollt. Zehn Minuten, dann geht's wieder zurück.«
    Julia ging langsam auf die verstörte Alina Cornelius zu und umarmte sie lange, ohne dass ein Wort gesprochen wurde. Sie mussten nicht reden, um sich zu verstehen.
    Der Geruch ihrer Haut kam ihr auf einmal wieder so vertraut vor, genau wie der Duft

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